Anschlagsversuche in Ludwigshafen 2016
Die Anschlagsversuche in Ludwigshafen 2016 waren zwei versuchte Sprengstoffanschläge am 26. November auf dem Weihnachtsmarkt und am 5. Dezember am Rathausplatz in Ludwigshafen am Rhein. In beiden Fällen kam der jeweilige Sprengsatz nicht zur Detonation. Tatverdächtig war ein erst zwölfjähriger Junge, der Medienberichten zufolge im Auftrag der Terrororganisation Islamischer Staat gehandelt hatte.
Tathergang
Am 26. November 2016 wurde auf dem Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen ein selbstgebauter Sprengsatz aus Wunderkerzen und Feuerwerkskörpern gefunden, der mit Nägeln präpariert war. Der Zündmechanismus des Sprengsatzes war defekt, sodass es zu keiner Explosion gekommen war. Am 5. Dezember 2016 wurde am Rathausplatz ein Rucksack sichergestellt, der einen ähnlichen Sprengsatz enthielt.[1]
Ermittlungen
Tatverdächtig ist ein in Ludwigshafen geborener zwölfjähriger Junge mit deutschem und irakischem Pass. Wegen seines Alters ist er nach deutschem Recht nicht strafmündig. Laut Medienberichten erhielt er Anweisungen durch die Terrororganisation Islamischer Staat über den Smartphone-Kurzmitteilungsdienst Telegram.[1] Niemals zuvor gab es in Deutschland einen so jungen mutmaßlichen Täter bei einer islamistischen Tat.[1]
Der Anschlagsversuch ist nach Ansicht des Bundesamts für Verfassungsschutz ein Beispiel für neue Anwerbestrategien islamistischer Terroristen.[1] Zum Schutze des Kindeswohls hat die Staatsanwaltschaft Frankenthal den Fall dem Generalbundesanwalt überlassen. Der Junge befindet sich seit Dezember 2016 in einer gesicherten Einrichtung.[2][3]
Einschätzungen
Hans-Georg Maaßen, damaliger Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz sagte zum Fall:
„Wir haben es hier mit dem Phänomen zu tun, dass Jugendliche radikalisiert werden oder Kinder radikalisiert werden. Und mit Ludwigshafen haben wir erlebt, dass auch Kinder missbraucht werden, kann man sagen, als Instrumente um Terroranschläge zu begehen.“[1]
Peter R. Neumann, Direktor des „International Centre for the Study of Radicalisation“ am King’s College London, hielt es für denkbar, dass der Junge ähnlich wie bei anderen islamistischen Tätern der letzten Zeit wie der Messerattacke durch eine 15-Jährige in Hannover, beim Sprengstoffanschlag von Ansbach und beim Anschlag in einer Regionalbahn bei Würzburg am 18. Juli 2016 „über Messengerdienste in Echtzeit“ ferngesteuert worden sei.[4]
Berichterstattung
Neben deutschen Medien gab es auch international Berichte unter anderem in der The New York Times,[5] im The Wall Street Journal[6] und The Independent.[7]
Einzelnachweise
- Bundesbehörden übernehmen Ermittlungen zu Ludwigshafen: Zwölfjähriger als Bombenleger rekrutiert? In: swr.de. 19. November 2015, abgerufen am 20. Dezember 2016.
- Anschlagsversuche eines Zwölfjährigen in Ludwigshafen. In: tagesschau.de. Abgerufen am 19. Dezember 2016.
- Ludwigshafen: Zwölfjähriger deponierte Sprengkörper auf Weihnachtsmarkt. In: Die Zeit. 16. Dezember 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 19. Dezember 2016]).
- Zwölfjähriger soll Bombe gebaut haben, in: Frankfurter Rundschau vom 16. Dezember 2016, abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Germany Investigates if Boy, 12, Planted Bomb at Christmas Market, in: The New York Times vom 16. Dezember 2016, abgerufen am 24. Dezember 2016.
- Germany Avoids Attack After 12-Year-Old Boy’s Explosive Fails to Detonate, in: The Wall Street Journal vom 16. Dezember 2016, abgerufen am 24. Dezember 2016
- Isis Directs 12-year-old Boy to Attempt Bombing of German Christmas Market, in: The Independent vom 16. Dezember 2016, abgerufen am 24. Dezember 2016.