Anima Christi

Anima Christi (lat. für „Seele Christi“) i​st ein s​eit dem 14. Jahrhundert bezeugtes Gebet; Verfasser i​st möglicherweise Papst Johannes XXII. († 1334).

Das Gebet i​st von d​er Passionsfrömmigkeit d​es Spätmittelalters geprägt. Es diente zunächst d​er privaten Verehrung d​es in d​er Eucharistie anwesenden Christus. So w​urde es n​ach der Elevation u​nd während d​er Kommunion gesprochen. Heute findet e​s sich i​m Anhang d​es Missale Romanum a​ls ein mögliches Dankgebet n​ach der Messe.

Ignatius v​on Loyola empfiehlt d​as Gebet i​n seinen Exerzitien, weshalb m​an früher mitunter i​hn als Verfasser angenommen hat. (Erst s​eit Johannes Roothaan w​ird der Text gleich a​uf der ersten Seite d​es Exerzitienbüchleins abgedruckt.) Auch Bernhardin v​on Feltre w​urde für d​en Verfasser gehalten.

Vor der Zeit von Pietismus und Aufklärung war das Gebet, ähnlich wie andere mittelalterliche Texte (z. B. Membra Jesu nostri), auch im Luthertum verbreitet, vor allem in der Übersetzung von Johannes Scheffler: Die Seele Christi heilige mich. Gesungen wurde es von Chor oder Gemeinde während der Austeilung des Abendmahls. Anima Christi ist häufig vertont worden, so von Jean-Baptiste Lully, von Marco Frisina sowie im lutherischen Bereich von Heinrich Schütz (SWV 325) und Johann Theile.

Der Text lautet:

deutsch lateinisch
Seele Christi, heilige mich,
Leib Christi, rette mich,
Blut Christi, tränke mich,
Wasser der Seite Christi, reinige mich,
Leiden Christi, stärke mich,
O guter Jesus, erhöre mich.
Birg in deinen Wunden mich,
von dir lass nimmer scheiden mich,
vor dem bösen Feind beschütze mich.
In meiner Todesstunde rufe mich,
zu dir kommen heiße mich,
mit deinen Heiligen zu loben dich
in deinem Reiche ewiglich. Amen.
Anima Christi, sanctifica me.
Corpus Christi, salva me.
Sanguis Christi, inebria me.
Aqua lateris Christi, lava me.
Passio Christi, conforta me.
O bone Jesu, exaudi me.
Intra tua vulnera absconde me.
Ne permittas me separari a te.
Ab hoste maligno defende me.
In hora mortis meae voca me.
Et iube me venire ad te,1)
Ut cum Sanctis tuis laudem te.
In saecula saeculorum. Amen.
1) Bis ins 16. Jahrhundert lautete diese Zeile: Pone me iuxta tesetze mich zu dir.

Strophenfassung von Johannes Scheffler

1. Die Seele Christi heilge mich,
Sein Geist versenke mich in sich,
Sein Leichnam, der für mich verwundt,
Der mach mir Leib und Seel gesund.

2. Das Wasser, welches auf den Stoß
Des Speers aus seiner Seiten floss,
Das sei mein Bad, und all sein Blut
Erquicke mir Herz, Sinn und Mut.

3. Der Schweiß von seinem Angesicht
Lass mich nicht kommen ins Gericht,
Sein ganzes Leiden, Kreuz und Pein,
Das wolle meine Stärke sein.

4. O Jesu Christ, erhöre mich,
Nimm und verbirg mich ganz in dich,
Schließ mich in deine Wunden ein,
Dass ich vorm Feind kann sicher sein.

5. Ruf mich in meiner letzten Not,
Und setz mich neben dich, mein Gott,
Dass ich mit deinen Heilgen alln
Mög ewiglich dein Lob erschalln.

Literatur

  • Adolf Adam: Te Deum laudamus. Große Gebete der Kirche Lateinisch-Deutsch. Herder, Freiburg 1987, S. 78f.
  • Balthasar Fischer: Das Trierer Anima Christi. Der bisher unveröffentlichte älteste nichtlateinische Text des Anima Christi aus einer Hs. des frühen 14. Jh.s in der Trierer Stadtbibliothek. In: TThZ, 60, 1951, S. 189–196
  • Balthasar Fischer: Pone me iuxta te – Setze mich zu dir. Ein verlorengegangenes Motiv aus dem ursprünglichen Text des Anima Christi. In: TThZ, 94, 1985, S. 188–196
  • Balthasar Fischer: Das Anima Christi als Kurzformel des christlichen Glaubens. Ein Zeugnis John Henry Newmans aus seinem Todesjahr 1890. In: TThZ, 99, 1990, S. 236–239
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