Anders Larsen

Anders Larsen (geb. 2. Dezember 1870 i​n Kvænangen; gest. 10. Dezember 1949 i​n Sandtorg) w​ar ein norwegischsamischer Lehrer, Journalist u​nd Autor.[1]

Leben und Werke

Leben

Larsen wurde in Seglvik in der Gemeinde Kvænangen, Norwegen, geboren. Nachdem er von 1895 bis 1897 als Grundschullehrer im Dorf Kokelv gearbeitet hatte, besuchte er von 1897 bis 1899 die Lehrerhochschule in Tromsø und schloss dort seine Lehrerausbildung ab. Er war einer der ersten aus Kvænangen, der eine höhere Ausbildung erhielt. Anschließend arbeitete er von 1899 bis 1902 in Rafsbotn bei Alta und von 1902 bis 1918 in Repparfjorden, Neverfjorden und Kokelv. Von 1918 bis 1920 unterrichtete er im Samidorf Sandstrand, welches damals Teil der Gemeinde Trondenes in Troms war. Von 1920 bis 1940 arbeitete er in Sørvikmark bei Harstad, um näher an die Heimat seiner Frau Petra Hansen (1877–1949) zu kommen. Larsen plädierte dafür, Samisch als Unterrichtssprache zu verwenden, da dies den samischen Kindern eine reale Chance geben würde, das in der Schule vermittelte Wissen zu erwerben und dadurch ihre Möglichkeiten zur Durchsetzung in der Gesellschaft gefördert würden.[1]

Zeitungsredakteur

Von 1904 b​is 1911 veröffentlichte e​r seine eigene samische Zeitung, d​ie den Namen Saǥai Muittalægje (dt.: Der Nachrichtenreporter) trug. Die Zeitung erschien zweimal i​m Monat. Diese diente d​em Lehrer u​nd Politiker Isak Saba a​ls Sprachrohr, wodurch dieser 1906 d​er erste Sami i​m Storting wurde. Larsen u​nd Saba lernten s​ich während i​hres Studiums a​m Tromsø-Seminar kennen u​nd blieben b​is zu Sabas Tod 1921 i​n Kontakt.

1911 w​urde die Saǥai Muittalægje aufgrund h​oher Arbeitsbelastung u​nd finanzieller Probleme eingestellt.[1]

Lebenswerk

1912 veröffentlichte er im Eigenverlag sein Werk Beaivi-álgu (dt.: Morgendämmerung). Dabei handelt es sich um den ersten Roman in samischer Sprache. 2013 wurde er auf norwegischer Sprache unter dem Titel Dagen gryr veröffentlicht. Der Roman enthält Darstellungen des Lebens der seesamischen Bevölkerung und folgt dem Protagonisten Ábo Eira durch verschiedene Lebensphasen.[2][3] Sein zentrales Thema stellt die samische Selbstachtung in Zeiten der Norwegisierungspolitik dar und damit auch einhergehende Konsequenzen für die samischen Sprachen. Der Roman ist ein wichtiger Teil der samischen Literatur, weil er Sami-Lesern hilft, sich mit Inhalten zu identifizieren und Außenstehenden zu einem klareren Verständnis über die Situation der Sami als Minorität verhilft.[4] Sein Werk wirkt somit dem samischen Minderwertigkeitsgefühl gegenüber den Norwegern entgegen und ist zugleich ein Protest gegen die Verachtung der Sami durch die norwegische Gesellschaft.[5] Anhand seines kreativen Schreibstils vermittelt Larsen seine Sicht auf die Norwegisierung. Sein Werk gilt als Erweiterung seines Beitrags als kulturelle Figur und als politischem Pionier.[6]

Im Herbst 1949, im selben Jahr, in dem er starb, schickte Larsen dem Philologen Just Knud Qvigstad ein Manuskript über das Leben und die Lebensbedingungen der Seesamen. Qvigstad übersetzte es ins Norwegische und veröffentlichte es 1950 als Om sjøsamene (dt.: Über Seesamen).[7] Der Text wurde erstmals 1979 auf samisch als Mearrasámiid birra in Larsens Kvænangen-Dialekt in der Tromsø Museumsreihe Acta Borealia veröffentlicht. Anders Larsen blieb bis zu seinem Tod der samischen Sprache verpflichtet. Die treibende Kraft in seinem Lebenswerk, in seiner Lehrtätigkeit, in seiner Arbeit als Zeitungsredakteur und in seinen Büchern fasste er 1942 in einem Vortrag über die Sami wie folgt zusammen: „Wir haben die gleichen Rechte wie andere Völker am Tisch des Lebens.“ (samme rett som andre folk til livets bord) Larsen leistete einen großen Beitrag zur Bewahrung, Entwicklung und Information über das samische Volk, deren Sprachen und Kulturen.[1]

Werke

  • 1912 Beaivi-álgu (dt.: Morgendämmerung) – Roman
  • 1950 Om sjøsamene
  • 1979 Mearrasámiid birra

Einzelnachweise

  1. Store norske leksikon: Anders Larsen.
  2. Alnæs, Karsten. 1966. Historien om Norge: En ny arbeidsdag. Oslo: Gyldendal, p. 123.
  3. Bjørklund, Ivar. 1985. Fjordfolket i Kvænangen: fra samisk samfunn til norsk utkant, 1550–1980. Tromsø: Universitetsforlaget, p. 327.
  4. Harald Gaski: Introduction. In: Harald Gaski (Hrsg.): In the shadow of the midnight sun : contemporary Sami prose and poetry. Davvi girji, Kárášjohka 1996, OCLC 36951186, S. 9–41 (englisch).
  5. Anders Larsen: BeaiveálguDagen gryr.
  6. Harald Gaski: Introduction. In: Harald Gaski (Hrsg.): In the shadow of the midnight sun : contemporary Sami prose and poetry. Davvi girji, Kárášjohka 1996, OCLC 36951186, S. 9–41 (englisch).
  7. Larsen, Anders, & Just Knud Qvigstad. 1950. Om sjøsamene ... Oversatt fra samisk av J. Qvigstad (= Tromsø Museums årshefter 70(2)). Tromsø: Tromsø Museum.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.