Ancistrochilus
Ancistrochilus ist eine Gattung aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Sie besteht aus nur zwei Arten, die im tropischen Afrika vorkommen.
Ancistrochilus | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ancistrochilus rothschildianus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ancistrochilus | ||||||||||||
Rolfe |
Beschreibung
Die beiden Arten dieser Gattung bilden dicht nebeneinander stehende Sprosse, die zu rundlichen oder birnenförmigen Pseudobulben verdickt sind. Die Wurzeln sind von einem Velamen umgeben, das nur eine Zellschicht dick ist. Unterhalb der Pseudobulben befinden sich ein bis zwei Niederblätter, an der Spitze der Pseudobulben stehen ein bis zwei Laubblätter. Die Blätter sind länglich-oval bis lanzettlich, sie enden spitz, sind von dünner Textur und längs der hervortretenden Blattadern gefaltet. Die Blätter fallen nach einer Vegetationsperiode ab, die Pseudobulben überdauern einige Jahre.
Der aufrechte Blütenstand erscheint seitlich von der Basis der Pseudobulbe, wenn die Blätter sich gerade entfalten. Der Blütenstand ist traubig mit ein bis fünf Blüten. Die Blütenstandsachse und die Fruchtknoten sind behaart, die Blütenstandsachse trägt mehrere Hochblätter. Die resupinierten Blüten sind relativ groß, rosa oder weiß gefärbt. Bis auf die Lippe sind die Blütenblätter sich in Form und Farbe ähnlich: sie sind schmal-oval bis lanzettlich und weit ausgebreitet. Die Lippe ist dreilappig, die Seitenlappen sind nach oben geschlagen, der spitz zulaufende Mittellappen ist hakenförmig nach unten gebogen. Auf der Mitte der Lippe befinden sich drei bis fünf längs verlaufende, dunkler gefärbte Kiele. Die Säule ist lang, gebogen und seitlich geflügelt. Das Staubblatt enthält acht Pollinien.
Verbreitung
Die Arten der Gattung Ancistrochilus sind im tropischen Afrika beheimatet. Das Areal erstreckt sich bandförmig von Westafrika (Guinea, Liberia, Sierra Leone) bis nach Zentralafrika (Uganda und das nördliche Kongo werden im Osten erreicht). Sie wachsen epiphytisch im Schatten feuchter Wälder mit nur kurzer Trockenzeit. Man findet sie in Höhenlagen bis 1200 Meter.
Systematik und botanische Geschichte
Innerhalb der Unterfamilie Epidendroideae wurde die Gattung Ancistrochilus von Dressler in die Tribus Arethuseae und dort in die Subtribus Bletiinae eingeordnet.[1] Neuere Untersuchungen stellten jedoch eine nähere Verwandtschaft mit Gattungen wie Collabium und Nephelaphyllum fest.[2] Diese Gruppe von Gattungen lässt sich in der Tribus Collabieae zusammenfassen.
Die Art Ancistrochilus thomsonianus wurde schon 1879 von Reichenbach unter der Gattungsbezeichnung Pachystoma beschrieben. Pfitzer stellte sie 1889 in die Gattung Ipsea, bevor Rolfe 1897 eine eigene Gattung, Ancistrochilus, aufstellte. Der Name setzt sich aus den griechischen Worten ἄγκιστρον ankistros, „Haken“, und χεῖλος cheilos, „Lippe“, zusammen.
Die beiden Arten der Gattung heißen:[3]
Siehe auch
Literatur
Die Informationen dieses Artikels stammen überwiegend aus:
- Isobyl la Croix: The New Encyclopedia of Orchids. Timber Press, 2008, ISBN 978-0-88192-876-1, S. 42.
- Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Epidendroideae (Part one). 2. Auflage. Band 4/1. Oxford University Press, New York und Oxford 2005, ISBN 0-19-850712-7, S. 120–122.
Einzelnachweise
- Robert L. Dressler (1993): Phylogeny and Classification of the Orchid Family. S. 186. Cambridge University Press, ISBN 0-521-45058-6
- Cassio van den Berg et al.: An overview of the phylogenetic relationships within Epidendroideae inferred from multiple DNA regions and recircumscription of Epidendreae and Arethuseae (Orchidaceae). In: American Journal of Botany 92(4): 613–624. 2005.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Ancistrochilus. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 4. Juli 2018.