Anaesthesia dolorosa
Als Anaesthesia dolorosa werden oft quälende Dauerschmerzen bzw. spontane Anfallsschmerzen in einer Körperregion bezeichnet, die ansonsten durch den Ausfall der Oberflächensensibilität bestimmt ist.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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R20.- | Sensibilitätsstörungen der Haut |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Dieses Schmerzbild kann im Sinne von Deafferenzierungsschmerzen vor allem nach frischen Verletzungen des Nervensystems wie einer Hinterstrangdurchtrennung oder einem Abriss einer Hinterwurzel wie auch als Komplikation der Behandlung einer Trigeminusneuralgie mittels perkutaner Radiofrequenz-Thermokoagulation des Ganglion Gasseri auftreten. Diese sogenannte Thermorhizotomie wird heutzutage vor allem als Alternative zu einer neurovaskulären Dekompression bei jenen Patienten eingesetzt, die ein zu hohes Operationsrisiko aufweisen.
Bei der Thermokoagulation handelt es sich um eine Schmerzbehandlung durch Erhitzung unter Kontrolle bildgebender Verfahren. Hierbei werden mit einer Hitzesonde unter örtlicher Betäubung einzelne Nervenfasern verödet. Die Anwendung erfolgt zum Beispiel an Gelenkfacetten der Lendenwirbelsäule und Halswirbelsäule.
Auch die postherpetische Neuralgie vor allem bei über 60-Jährigen ist durch diese brennenden Sensationen, oft verbunden mit einer Allodynie (Berührungsempfindlichkeit) gekennzeichnet.
Die Schmerzqualität wird meist als brennend bezeichnet, so als ob man mit kochendem Wasser übergossen worden sei. Pathophysiologisch ist eine zentrale Sensibilisierung im Rückenmark als sogenanntes Wind-up-Phänomen anzunehmen, bei dem so genannten multirezeptiven WDR-Neuron (wide dynamic range Neuron) eine wichtige Rolle spielen und zu funktionellen und strukturellen Veränderungen des gesamten nozizeptiven Systems führen.
Siehe auch: Phantomschmerz