An Cailín Ciúin
An Cailín Ciúin (im Englischen auch The Quiet Girl, beides deutsch: „das stille Mädchen“) ist ein Filmdrama von Colm Bairéad, das im Februar 2022 im Rahmen der Filmfestspiele in Berlin seine Premiere feierte. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte Foster von Claire Keegan.
Film | |
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Originaltitel | An Cailín Ciúin |
Produktionsland | Irland |
Originalsprache | Irisch, Englisch |
Erscheinungsjahr | 2022 |
Länge | 95 Minuten |
Stab | |
Regie | Colm Bairéad |
Drehbuch | Colm Bairéad |
Produktion | Cleona Ní Chrualaoí |
Musik | Stephen Rennicks |
Kamera | Kate McCullough |
Schnitt | John Murphy |
Besetzung | |
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Handlung
Im ländlichen Irland im Jahr 1981. Die neunjährige Cáit hat drei Schwestern, und ihre Mutter ist schon wieder schwanger. Sie leben in armen Verhältnissen, und ihre Mutter vergisst schonmal, die Lunches für ihre Kinder für die Schule zu machen. Nachdem die Mutter einen Brief von ihrer Cousine erhalten hat, Cáit könne doch den Sommer bei ihnen verbringen, fährt sie ihr Vater zu den Cinnsealachs, einem kinderlosen Paar mittleren Alters, das in einer kleinen Küstenstadt in Irland in einem sonnigen, großzügigen Haus mit einem Hof, vielen Kühen und einem Hund lebt. Eibhlín Cinnsealach begrüßt sie freundlich. Cáits Vater erweist sich beim Essen einmal mehr als Rüpel und so, wie er sich auch gegenüber seiner Familie verhält. Da er vergessen hat, Cáits Koffer auszuladen, bevor er wieder zurückfuhr, gibt Eibhlín ihr einfach Kleidung aus einem Schrank in ihrem Haus, die sauberer ist als die, mit der sie zu ihr geschickt wurde. Sie badet Cáit erstmal, und stets lächelt sie, bei allem was sie tut, auch wenn sie ihr das Haar bürstet und dabei singt.
Eibhlín erklärt dem jungen Gast, es gebe keine Geheimnisse in diesem Haus. Cáit bekommt ein eigenes Zimmer. Noch nässt sie regelmäßig in ihr Bett, auch wenn sie vor dem Schlafengehen nichts mehr trinkt und mitten in der Nacht versucht, auf den Nachttopf zu gehen. Bald schon aber ist ihr Bett am nächsten Morgen trocken. Eibhlín und Cáit kochen fortan zusammen, sie erklärt ihr Dinge, wie eine Gefriertruhe funktioniert, und das Mädchen hilft ihr bei der Hausarbeit. Eibhlín zeigt ihr auch die kleine, geheime Wasserstelle im Wald, zu der sie täglich mit einem Eimer laufen, um Wasser zu holen. Ihr Ehemann Seán hingegen erweist sich anfänglich als nicht sehr zugänglich. Er redet nur wenig, aber beginnt mit dem neuen Gast über Gesten und kleine Geschenke zu kommunizieren, wenn er mal einen Keks für sie auf dem Küchentisch hinterlässt.
Als Eibhlín ein paar Tage weg muss, schaut ihm Cáit bei der Landarbeit zu und wie er den Melkstatt reinigt. Auch wenn Cáit nicht sehr redeselig ist, beginnt sie mutig Seán Fragen zu stellen, und der versucht ihr vieles zu erklären, so warum die Kälbchen bei ihm nur anfänglich die Milch ihrer Mutter bekommen. Eigentlich aber schweigen beide viel lieber. Als Seán sie eines Tages zum Briefkasten ganz am Ende des Hofes rennen lässt, scheint Cáit befreit, lernt ihre eigenen Stärken kennen und wird von Tag zu Tag schneller beim Holen der Post.
Gemeinsam mit den Cinnsealachs erlebt Cáit auch ihre erste Beerdigung. Bei dieser Gelegenheit erfährt sie auch, wem die Kleidung gehörte, die ihr Eibhlín gegeben hat. Ihre Gastgeber hatten einen Sohn, der allerdings bei einem Unfall starb. Als Cáit von ihrer Mutter einen Brief erhält, in dem sie ihr schreibt, sie habe nun einen Bruder und solle zurückkommen, weil die Schule bald wieder beginnt, sollen sie Cinnsealachs zurück nachhause bringen. Erst verzögert sich ihre Abreise, weil Seán der Kuh eines Nachbarn beim Kalben helfen muss. Dann fällt Cáit auch noch in die Wasserstelle im Wald und trägt eine Erkältung davon, was sie ein paar weitere Tage dort festhält.
Schließlich ist der Tag es Abschiednehmens gekommen. Eibhlín und Seán fahren sie zurück zu ihrer Familie, doch die Freude über ihre Rückkehr scheint sich in Grenzen zu halten. Sie verabschieden sich von ihr und erklären, dass sie jederzeit wieder zu ihnen kommen dürfe. Als ihr Auto davonfährt, rennt Cáit hinterher, springt Seán weinend in die Arme und nennt ihn Daddy.[1]
Literarische Vorlage
„Early on a Sunday, after first Mass in Clonegal, my father, instead of taking me home, drives deep into Wexford toward the coast, where my mother’s people came from. It is a hot August day, bright, with patches of shade and greenish sudden light along the road. We pass through the village of Shillelagh, where my father lost our red shorthorn in a game of forty-five, and on past the mart in Carnew, where the man who won her sold her not long afterward. […] I wonder what it will be like, this place belonging to the Kinsellas.“
Der Film basiert auf der Kurzgeschichte Foster von Claire Keegan, die erstmals am 15. Februar 2010 in der Printausgabe des New Yorker veröffentlicht wurde[2] und im gleichen Jahr bei Faber & Faber in einer erweiterten Fassung als Buch erschien.[3] Die erste von der 1968 in der Grafschaft Wicklow geborenen irischen Schriftstellerin veröffentlichte Sammlung von Kurzgeschichten, mit dem Titel Antarctica wurde mit dem Rooney Prize for Irish Literature ausgezeichnet.[4][5]
Produktion
Es handelt sich bei An Cailín Ciúin um das Spielfilmdebüt von Colm Bairéad. Auch ist es das Filmdebüt für die irische Kinderdarstellerin Catherine Clinch in der Titelrolle der Cáit.[1]
Die Dreharbeiten fanden im Jahr 2020 in Meath und Dublin statt. Als Kamerafrau fungierte Kate McCullough.[1]
Eine erste Vorstellung erfolgte am 11. Februar 2022 im Rahmen der Filmfestspiele in Berlin, wo An Cailín Ciúin in der Sektion Generation gezeigt wird.[6]
Auszeichnungen
Internationale Filmfestspiele Berlin 2022
- Lobende Erwähnung im Wettbewerb Generation Kplus
- Auszeichnung mit dem Großen Preis der Internationalen Jury der Generation Kplus
- Nominierung für den GWFF Preis Bester Erstlingsfilm[7][8][9]
Irish Film and Television Awards 2022
- Nominierung als Bester Film
- Nominierung als Beste Hauptdarstellerin (Catherine Clinch)
- Nominierung als Beste Nebendarstellerin (Carrie Crowley)
- Nominierung für die Beste Kamera (Kate McCullough)
- Nominierung für den Besten Filmschnitt (John Murphy)
- Nominierung für das Beste Szenenbild (Emma Lowney)
- Nominierung für die Besten Kostüme (Louise Stanton)
- Nominierung für den Besten Ton (Steve Fanagan, John Brennan und Brendan Rehill)
- Nominierung für die Beste Filmmusik (Stephen Rennicks)[10]
Literatur
- Claire Keegan: Foster: Faber & Faber, 2010. ISBN 9780571255658
Weblinks
- An Cailín Ciúin in der Internet Movie Database (englisch)
- An Cailín Ciúin / The Quiet Girl / Das stille Mädchen im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin
- The Quiet Girl bei Rotten Tomatoes (englisch)
Einzelnachweise
- Nathan Griffin: An Cailín Ciúin makes history as first Irish language feature film to be selected for Berlinale. In: iftn.ie, 15. Dezember 2021.
- Claire Keegan: Foster. In: The New Yorker, 7. Februar 2010.
- Foster. In: goodreads.com. Abgerufen am 17. Dezember 2021.
- Foster. In: faber.co.uk. Abgerufen am 17. Dezember 2021.
- The Rooney Prize for Literature 2022. In: tcd.ie. Abgerufen am 17. Dezember 2021.
- Generation 2022: Words Don’t Come Easy. In: berlinale.de, 15. Dezember 2021.
- Programmpräsentation 19.01.2022. In: berlinale.de. Abgerufen am 19. Januar 2022. (PDF)
- Jury GWFF Preis Bester Erstlingsfilm 2022. Abgerufen am 26. Januar 2022.
- https://www.berlinale.de/de/presse/pressemitteilungen/detail_137992.html
- Tom Grater: 'Belfast' & 'An Cailín Ciúin' Lead Irish Film & TV Awards Nominations. In: deadline.com, 22. Februar 2022.