Amt Windecken
Das Amt Windecken war ein Amt der Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau.
Funktion
In der Frühen Neuzeit waren Ämter eine Ebene zwischen den Gemeinden und der Landesherrschaft. Die Funktionen von Verwaltung und Rechtsprechung waren hier nicht getrennt. Dem Amt stand ein Amtmann vor, der von der Landesherrschaft eingesetzt wurde.
Geografische Lage
Das Amt lag in der südlichen Wetterau und grenzte südwestlich an das gleichfalls Hanauer Amt Büchertal. Hauptort war die Stadt Windecken. Die Burg Windecken war bis ins 15. Jahrhundert Stammsitz der Herren und Grafen von Hanau und später Witwensitz Hanauer Gräfinnen. Damit bildete das Amt zusammen mit dem Amt Büchertal den zentralen Besitz der Herren und Grafen von Hanau.
Geschichte
Seit 1262 waren Ostheim und Windecken, die später Teil des Amtes Windecken werden sollten, als Lehen des Bistums Bamberg an die Herren und Grafen von Hanau vergeben.
Bei der Landesteilung 1458 kam das Amt Windecken zur Grafschaft Hanau-Münzenberg. Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel die Grafschaft Hanau-Münzenberg – und mit ihr das Amt Windecken – 1736 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, die 1803 zum Kurfürstentum Hessen avancierte. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Bei der kurhessischen Verwaltungsreform von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, wurde das Amt Windecken dem Landkreis Hanau zugeschlagen. Die alten Ämter wurden zu Justizämtern (Gerichtsbezirken) zurückgestuft. Das Justizamt Windecken existierte als Amtsgerichtsbezirk Windecken bis 1970. Mit der Auflösung des Amtsgerichts verlor Windecken seine letzte zentrale Funktion für die Region. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Deutsch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert und ist nach dem Zweiten Weltkrieg Bestandteil Hessens geworden. Der Landkreis Hanau ging in der hessischen Gebietsreform 1974 im Main-Kinzig-Kreis auf.
Bestandteile
- Dorfelden
- Folckerslache (Hof) (Wüstung, genaue Lage unbekannt)
- Eichen
- Marköbel
- Baiersröder Hof (heute Domäne)
- Hirzbacher Höfe
- Ostheim
- Windecken
Auch das Hanauer/Hessische Drittel an Burg-Gräfenrode wurde bis 1806 vom Amt Windecken verwaltet.[1]
Einwohnerentwicklung
Amtmänner
- Johann Maximilian von Günderrode (ab 1766 Oberamtmann von Windecken und Ortenberg)
Literatur
- Regenerus Engelhard: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert. Teil 2, Cassel 1778, ND 2004, S. 775ff.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926 S. 520.
- Peter Gbiorczyk, Die Entwicklung des Landschulwesens in der Grafschaft Hanau von der Reformation bis 1736. Die Ämter Büchertal und Windecken, Aachen 2011, ISBN 978-3-8440-0331-4
- Peter Gbiorczyk: Die zwei Reformationen in Landgemeinden der Grafschaft Hanau-Münzenberg (1519-1642). Die Ämter Büchertal und Windecken. Shaker, Düren 2020. ISBN 978-3-8440-6803-0
Einzelnachweise
- Burg-Gräfenrode, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 22. Dezember 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- In den Jahren 1632, 1707 und 1754 wurde in der Grafschaft Hanau die Zahl der Einwohner ermittelt. Die Zahlen sind hier wiedergegeben nach Erhard Bus: Die Folgen des großen Krieges – der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg nach dem Westfälischen Frieden. In: Hanauer Geschichtsverein 1844: Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung = Hanauer Geschichtsblätter 45 (2011), ISBN 978-3-935395-15-9, S. 277–320 (289ff.)
- Johann Peter Eyring: Der Landkreis Hanau. In: Georg-Wilhelm Hanna (Bearb.): Der Landkreis Hanau und seine Landräte. Hrsg.: Kreissparkasse Hanau. Hanau 1989, S. 7.