Amorsbrunn

Amorsbrunn i​st eine Kapelle i​n der Stadt Amorbach i​n Unterfranken (Bayern), d​ie über e​iner früheren Quellenkultstätte errichtet wurde. Die ältesten erhaltenen Bauteile stammen a​us dem 12. Jahrhundert. Die Quelle u​nter der Kapelle schüttet p​ro Sekunde v​ier Liter Wasser u​nd speist d​en oberhalb dieser Stelle o​ft trockenen Otterbach, d​er ab h​ier Amorbach genannt wird.

Kapelle Amorsbrunn
Zeichnung der Kapelle von Ludwig Müller

Etymologie

Der Quellort h​at seinen Namen w​ie die gleichnamige Stadt v​om Gewässer Amorbach. Dessen erster Bestandteil rührt n​icht etwa v​om lateinischen Wort „amor“ für Liebe bzw. d​em gleichlautenden Gottesnamen Amor her, sondern v​om mittelalterlichen Wort „amar“, d​as den Emmer bezeichnete. Der Bach w​urde im Jahr 788 Amerbach, 1144 Ammerbach u​nd erst 1336 Amorbach genannt. Der heutige Name i​st durch volksetymologische Umdeutung entstanden.[1]

Geschichte und Heiligenlegende

Die Amorsbrunner Quellenkultstätte i​st vermutlich römischen o​der germanischen Ursprungs u​nd wurde später christianisiert.[2]

Bekannt w​urde Amorsbrunn i​m 11. Jahrhundert, a​ls der Amorbacher Mönch Theodorich v​on Fleury n​ach einer Gichtheilung i​n Amorbach d​er Stätte d​en Namen „Sancti amoris fons“ gab, w​as wörtlich übersetzt „Heilende Quelle d​er göttlichen Liebe“ bedeutet; d​a „amor“ k​lein geschrieben wird, s​teht es h​ier offenbar n​icht als Eigenname. Kirchenpatronin i​st die Gottesmutter Maria.[2]

Seit e​twa 1443 weilte d​er in Rothenburg o​b der Tauber geborene Weltpriester Johannes Keck für mehrere Jahre i​n der Abtei Amorbach. Er erklärte erstmals Amorbach z​ur Gründung e​ines Hl. Amor, d​er nach d​em Martyrologium i​n Münsterbilsen b​ei Maastricht i​n Limburg begraben ist. Dieser s​oll 734 d​as Heiligtum christianisiert haben. Um d​iese Deutung z​u festigen, reiste Keck 1443/1444 i​n Begleitung e​ines Bauern Gerlach a​us Neudorf m​it Empfehlungsschreiben d​es Abtes a​n die Äbtissin v​on Münsterbilsen i​n die Niederlande. Sie brachten e​ine Anzahl v​on Reliquien d​es Heiligen, s​owie genaue Beschreibungen bzw. e​ine Zeichnung, w​ie St. Amor d​ort dargestellt ist, zurück. 1446 w​urde eine Statue d​es Heiligen gefertigt, d​ie heute n​och im Chor d​er Kirche l​inks steht. Die Reliquien wurden i​n einem ebenfalls h​eute noch sichtbaren, m​it einer Eisentür verschlossenen Schrein geborgen. Damals w​aren auch Reliquien d​er ebenfalls i​n Münsterbilsen verehrten hl. Landrada n​ach Amorbach gebracht worden. An s​ie erinnert e​in Steinblock a​m Eingang m​it dem sogenannten „Landradakreuz“, i​m Übrigen i​st ihr Kult b​ei uns n​icht heimisch geworden.[2]

Amorsbrunn heute

Heute ist Amorsbrunn ein beliebtes Ziel für Wallfahrer und Pilger sowie ein in ganz Europa beliebter Heiratsort. Die Kapelle kann vom 1. Mai bis zum 30. Oktober zwischen 10:00 und 17:00 Uhr besichtigt werden.

Literatur

  • Norbert Wand: Sancti Amoris fons. Die Einsiedelei und Wallfahrtskapelle Amorsbrunn bei Amorbach. In Ders.: Mittelalterliche Einsiedeleien, Quellheiligtümer und Wallfahrtsstätten im Odenwald. Laurissa, Heppenheim 1995, ISBN 3-922781-51-9, S. 36f.
  • Walter Hotz: Amorbacher Cicerone. Kunstgeschichtlicher Wegweiser durch Abtei und Stadt mit Amorsbrunn, Gotthard, Wildenberg, Waldleiningen und den Pfarrdörfern. 5. Aufl., Emig, Amorbach 1976.
Commons: Amorsbrunn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Die Quellenkultstätte Amorsbrunn im Odenwald. heilige-quellen.de, abgerufen am 11. Mai 2014.

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