Amestris
Amestris (auch Amastris oder Amistres) in, Tochter des Otanes,[1] war als Ehefrau des Xerxes I.[2] eine Königin des persischen Achämenidenreichs. Ihr Vater war einer der sieben Verschwörer gegen Gaumata. Mütterlicherseits war sie eine Nichte des Großkönigs Dareios I. Sie war also mit ihrem Vetter verheiratet, dem sie mehrere Kinder, darunter den Thronfolger Artaxerxes I. und Amytis, gebar.
Laut Ktesias sei Amestris sehr ausschweifend und grausam gewesen.[3] Herodot überliefert in seinen Historien in Bezug auf sie folgende Geschichte: Xerxes soll sich nach seiner Rückkehr von Griechenland (480 v. Chr.) in seine Schwiegertochter Artaynte verliebt haben (nachdem er vorher versucht habe, ein Verhältnis mit ihrer Mutter, der Frau seines Bruders Masistes, den man in der Forschung gelegentlich mit Ariamenes gleichsetzt, anzubahnen). Artaynte habe sich von Xerxes den von Amestris gewebten Königsmantel auserbeten, womit sie, aus Sicht der antiken Welt, die Herrschaft für ihre Familie forderte. Amestris habe daraufhin beim Festmahl zum Geburtstag von Xerxes, bei dem den daran teilnehmenden Gästen jeder Wunsch erfüllt werden musste, die Mutter der Artaynte, die sie wohl für die Affäre verantwortlich hielt, für sich gefordert. Der Großkönig sei dieser Bitte letzten Endes nachgekommen und Amestris habe Artayntes Mutter von der Palastwache ergreifen, grausam verstümmeln und danach heimschicken lassen. Daraufhin habe Masistes einen Aufstand in Baktrien zu inszenieren versucht, sei aber auf dem Weg dorthin mit seinen Söhnen und Anhängern auf Xerxes’ Befehl ermordet worden.[4]
Als Amestris älter wurde, soll sie, abergläubisch veranlagt, vierzehn vornehme persische Knaben durch Lebendig begraben für ihr Wohlergehen dem Unterweltgott geopfert haben.[5] Sie überlebte ihren Gatten Xerxes und starb in hohem Alter gegen Ende der Regierung ihres bis 424 v. Chr. lebenden Sohnes Artaxerxes.[6]
Literatur
- Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Patmos Verlag GmbH & Co. KG, Albatros Verlag, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96151-3
- Bernhard Kytzler: Frauen der Antike. Von Aspasia bis Zenobia. 1994, ISBN 3-7608-1084-5, S. 24
- Eduard Meyer: Amastris 4. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 1750.
- R. Schmitt: Amestris 1, in: Encyclopædia Iranica, Bd. 1 (1985), S. 935.
Anmerkungen
- Während Herodot Amestris’ Vater als Otanes, bezeichnet, wird dieser von Ktesias (Persika 20, FGrH 688, F 13, 24) Onophas genannt.
- Herodot, Historien 7, 61, 2.
- Ktesias, Persika 42, FGrH 688, F 14.
- Herodot, Historien 9, 109–112.
- Herodot, Historien 7, 114, 2; Plutarch, De superstitione 13.
- Ktesias, Persika 42f., FGrH 688, F 14.