Altstädtische Kirche (Königsberg)
Die Altstädtische Kirche war ein Kirchengebäude in Altstadt (Königsberg). Die 1838–1845 erbaute Kirche wurde nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht wiederaufgebaut.
Geschichte
Die ursprünglich auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz befindliche mittelalterliche Altstädtische Kirche wurde 1826–28 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Die Grundsteinlegung erfolgte 1838 nordwestlich des Schlosses auf dem Kreytzenschen Platz. Am 15. Oktober 1845 wurde das im Stil der Backsteingotik erbaute Gotteshaus geweiht. Seitdem beherrschte es die Junkerstraße in Königsberg. Der ursprüngliche zugrunde liegende schinkelsche Bauplan musste aber aus Kostengründen verändert werden: Man verkleinerte das Gebäude im Umfang, ohne jedoch die Anzahl der Säulen zu verringern, die dadurch störend wirkten. Ein Teil des Inventars (Altar, Kanzel und Orgel) der alten Kirche wurde in die neue überführt.
Die drei Glocken aus den Jahren 1469, 1622 und 1711 waren die ältesten Kirchenglocken des Landes.
Die Orgel wurde durch den Orgelbauer Johann Scherweit aus der alten Kirche in den Neubau überführt. Sie war im Jahr 1763 von Adam Gottlob Casparini fertig gestellt worden und war mit 65 Registern auf drei Manualen und Pedal sein größtes Instrument. Carl Friedrich Zelter hatte sie nach seinem Besuch in der alten Kirche im Jahr 1809 als eine „vortreffliche Orgel“ bezeichnet.[1] 1895 wurde sie durch einen Neubau von Max Terletzki, Königsberg, ersetzt, der einzelne Teile Casparinis in seinen Neubau mit drei Manualen, Pedal und 52 Registern integrierte. Da Terletzki ein neues Gehäuse fertigte, wurden wenige Einzelteile des Casparini-Gehäuses, insbesondere 8 Figuren sowie Teile des Rahmens mit Füllungen, in das Königsberger Kunstgewerbemuseum überführt. Terletzkis Orgel hatte nur bis in das Jahr 1943 Bestand, in dem eine neue Orgel von Emanuel Kemper mit fünf Manualen und 71 Registern in Gebrauch genommen wurde. Diese wurde bereits 1944/1945 durch die Kampfhandlungen wieder zerstört.[2]
Die Altstädtische Kirche erlitt bei den Luftangriffen auf Königsberg und in der Schlacht um Königsberg erhebliche Schäden. Die Ruine wurde in der Nachkriegszeit abgerissen. Erhalten sind noch einige Säulen, die in den Eingang des Baltika-Stadions eingebaut wurden.
Ausstattung
- Das Epitaph des Pfarrers Dr. Bernhard Derschau, Bronzeguss in Knorpelstil
- Hirschkronenleuchter mit Doppelmadonna um 1500
- Beichtstühle von Isaak Riga (1944 verbrannt)
- Der 13 m hohe Hochaltar, ausgestattet mit einer geschnitzten Kreuzigung mit Johannes, den beiden Marien und den Schächern, 1606 von einem unbekannten Meister. 1943 wurde er in einer Scheune bei Arnau ausgelagert und ist seitdem verschollen. siehe Hochaltar der Altstädtischen Kirche (Königsberg)
Siehe auch
Literatur
- Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
- Richard Armstedt: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Reprint der Originalausgabe, Stuttgart 1899.
- Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände, Köln 1996, ISBN 3-412-08896-X.
- Jürgen Manthey: Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser 2005, ISBN 3-446-20619-1.
- Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-X.
Weblinks
Einzelnachweise
- zitiert nach Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen. Band II, 1: Mosengel, Caspari, Casparini. Pape Verlag, Berlin 2008, S. 403.
- Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen. Band II, 1: Mosengel, Caspari, Casparini. Pape Verlag, Berlin 2008, S. 400–405.