Ali Mohammed an-Nimr
Ali Mohammed Baqir an-Nimr (arabisch علي محمد باقر النمر, DMG ʿAlī Muḥammad Bāqir an-Nimr; geboren am 20. Dezember 1994) ist ein Bürger Saudi-Arabiens, der hingerichtet werden sollte, weil er 2012 im Alter von 17 Jahren an Protesten gegen das repressive Regime des Hauses Saud im Rahmen des Arabischen Frühlings teilgenommen hatte. Er wurde von der Polizei festgenommen und ist seitdem inhaftiert. Im Rahmen der Abschaffung der Todesstrafe für Minderjährige in Saudi-Arabien wurde seine Strafe in eine Haft von zehn Jahren umgewandelt, sodass er voraussichtlich 2022 freigelassen werden wird.[1] Ali Mohammed an-Nimr ist ein Neffe des Anfang 2016 hingerichteten schiitischen Klerikers und Menschenrechtlers Nimr an-Nimr.
Leben
Ali an-Nimr wurde am 14. Februar 2012 in das Untersuchungsgefängnis in Dammam gebracht. Sein gesamtes Verfahren wurde geheimgehalten, Kontakt zu einem Anwalt wurde ihm verweigert und er ist regelmäßigen Verhören unterzogen worden, um ihn dazu zu zwingen, ein „Geständnis“ zu unterzeichnen. 13 Richter hatten die Exekution beschlossen, es fehlte nur noch die Zustimmung des Königs Salman. Laut BBC hatte die saudische Presse berichtet, dass an-Nimr Volksverhetzung, Verletzung der Loyalität gegenüber dem König, Teilnahme an Unruhen mit Molotowcocktails gegen Sicherheitskräfte, Drogendelikte und „andere Verbrechen“ zur Last gelegt worden seien.[2]
Ali an-Nimr sollte gekreuzigt werden. Bei dieser besonderen Art der Todesstrafe wird in Saudi-Arabien der Verurteilte zuerst geköpft, dann wird der Kopf wieder angenäht und die Leiche für mehrere Stunden öffentlich am Kreuz zur Schau gestellt.[3] Die Exekution kann rechtlich jederzeit in Geheimhaltung auch vor seiner Familie passieren.
Am 23. September 2015 lehnte das Gericht in Jeddah sein Gnadengesuch ab. Sein Vater Muhammad an-Nimr bat König Salman um Gnade. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung vermutet, dass die Härte des Urteils mit der Stellung seines Onkels, Nimr an-Nimr, zu tun hat. Bei diesem handelte es sich um einen „populären schiitischen Prediger im Rang eines Ajatollah und Anführer der schiitischen Protestbewegung“ im östlichen Saudi-Arabien.[4]
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International forderten die Aufhebung der Todesstrafe, ebenso die französische Regierung.[5] Das Kollektiv Anonymous legte am 26. September 2015 aus Protest mehrere Websites der saudischen Regierung lahm.[6] Ende September 2015 erklärten Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen, die saudische Regierung habe sich international verpflichtet, an-Nimr zu verschonen: Ausspruch und Vollstreckung von Todesstrafen bei Personen, die zum Zeitpunkt ihrer Tat Kinder waren, seien unvereinbar mit der von Saudi-Arabien ratifizierten UN-Kinderrechtskonvention.[7]
Weblinks
- European-Saudi Organisation for Human Rights: Juveniles and the Death Penalty in the Kingdom of Saudi Arabia. Committee on the Rights of the Child. NGO Submission, Kingdom of Saudi Arabia. Vorlage für die 73. Sitzung. In: Office of the High Commissioner for Human Rights, 1. November 2015 (PDF).
Einzelnachweise
- Saudi-Arabien wandelt Todesstrafen für junge Männer in Haftstrafen um. In: spiegel.de. 8. Februar 2021, abgerufen am 8. März 2021.
- BBC vom 26. September 2015 (arabisch).
- Saudi-Arabien: Er soll geköpft und dann gekreuzigt werden. In: L’Essentiel, 23. September 2015.
- Christoph Ehrhardt: Drakonisches Urteil: Junger saudischer Regimekritiker soll geköpft und gekreuzigt werden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. September 2015.
- Charlotte Haunhorst: Das ist… Ali Mohammed Baqir al-Nimr, Todeskandidat. In: Jetzt.de, 24. September 2015; Saudi Arabia – Situation of Ali Mohammed Al-Nimr (23rd, september 2015). In: France-Diplomatie – Ministry of Foreign Affairs and International Development, 23. September 2015 (englisch).
- David Gilbert: Anonymous Knocks Saudi Government Websites Offline In Protest Against Planned Beheading And Crucifixion Of Ali Mohammad Baqir Al-Nimr. In: International Business Times, 28. September 2015 (englisch).
- Paul Nehf: UN-Menschenrechtsrat: Saudi-Arabien köpfte 2015 mehr Menschen als der IS. In: Die Welt, 24. September 2015.