Algunder Menhire

Die Algunder Menhire s​ind vier Figurenmenhire, d​ie im Zeitraum zwischen 1932 u​nd 1942 i​n Algund i​n Südtirol geborgen wurden. Menhir I u​nd II wurden i​m Jahre 1932 ausgegraben, Menhir III u​nd IV wurden e​twa zehn Jahre später i​m selben Gebiet entdeckt.

Nachbildungen der Algunder Menhire, welche neben dem Tourismusbüro in Algund platziert sind. Von links nach rechts: Menhir III, Menhir IV, Menhir II und Menhir I.

Zeitliche Einordnung und kultureller Hintergrund

Die Algunder Menhire weisen zwar durchaus ihre eigenen Charakteristika auf, können aber in die große Gruppe der südfranzösischen Menhire eingeordnet werden, deren Kultform über Oberitalien nach Südtirol gelangte. Zunächst war die zeitliche Einordnung der Menhire umstritten, bis man sich schließlich darauf einigte, den Vorschlag Raffaeolo Battaglias anzunehmen und sie der Stein-Kupferzeit zuzuordnen.

Fund

Alle vier Figurenmenhire wurden vom Meraner Heimatforscher Matthias Ladurner-Parthanes im Gebiet des Plarser Schwemmkegels zur Etsch gefunden. Sie bestehen aus Laaser Marmor.[1] Aufgrund der ehemaligen Stützmauern eines Ackers, welche zusammen mit den Menhiren im Schwemmgebiet der Etsch sichergestellt werden konnten, geht man davon aus, dass der Standort der Menhire höher am Abhang war und sie im Laufe der Zeit herabgerutscht sind. Bei den Ausgrabungen von Stein III und IV war deutlich zu erkennen, dass sie an ihrem ehemaligen Standort in West-Ost-Richtung ausgerichtet waren, sodass sich ihre Vorderseiten dem Sonnenaufgang zugekehrt hatten. Jeglicher Versuch die Menhire in Verbindung mit einem Grabmal zu bringen scheiterte. Weder Knochen noch Grabbeigaben konnten in der Nähe des Fundortes ausfindig gemacht werden, weshalb man annimmt, dass es sich bei den vier Menhiren um Kultfiguren handelt.

Formen, Gravierung und Motive

Bei Stein II handelt es sich um einen sogenannten weiblichen Menhir, welcher durch zwei Ausprägungen in Form einer Brust gekennzeichnet ist. Den rundlichen Stein überziehen parallel verlaufende Querrillen, die sich über drei Seiten erstrecken. Steine I, III, und IV werden im Gegensatz dazu als männliche Menhire bezeichnet und haben eine plattenähnliche Form. Alle drei Steine sind durch einen Gürtel in der Mitte gegliedert und haben auf der Rückseite senkrechte Riefen, welche herabhängendes Kopfhaar oder Faltenumhänge darstellen könnten. Ein Hauptmerkmal der männlichen Steine sind die darauf abgebildeten Waffen, wobei Stein I besonders viele Waffenmotive aufweist. Jene Motive lassen auf ein kriegerisches Volk schließen.

  • Algunder Menhire
  • Nachbildung Menhir I (männlich), 1932 mit Menhir II gefunden; Höhe 2,75 m.
  • Nachbildung Menhir II (weiblich), 1932 mit Menhir I gefunden; Höhe 0,54 m.
  • Nachbildung Menhir III (männlich), 1942 mit Menhir IV gefunden; Höhe 1,08 m.
  • Menhir III, das Original im Palais Mamming Museum
  • Nachbildung Menhir IV (männlich), 1942 mit Menhir III gefunden; Höhe 1,39 m.
  • Menhir IV, das Original im Palais Mamming Museum

Verbleib

Die v​ier Algunder Figurmenhire findet m​an heute i​n zwei verschiedenen Museen. Während s​ich Menhir I u​nd II i​m Südtiroler Archäologiemuseum i​n Bozen befinden, s​ind Menhir III u​nd IV i​m Palais Mamming Museum, d​em Stadtmuseum v​on Meran ausgestellt. Nachbildungen d​er Algunder Menhire stehen v​or dem Tourismusbüro i​n Algund.

Literatur
  • Matthias Ladurner-Parthanes: Die Algunder Menhire. In: Der Schlern, 26, 1952.
  • Maria Kiem: 1000 Jahre Algund. Athesiadruck, 2005, S. 40 ff.

Einzelnachweise
  1. Michael Unterwurzacher: Tiroler Marmorbaue und bedeutende Vorkommen. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Band 87, 2007, S. 205–220 (zobodat.at [PDF]).

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