Alexander Riedel (Regisseur)
Alexander Riedel (* 11. Februar 1969 in Augsburg), ist ein deutscher Regisseur, Filmproduzent und Kameramann. Draussen Bleiben, sein Abschlussfilm an der HFF München, gehörte 2009 zu den Gewinnern des Deutschen Dokumentarfilmpreises. Zusammen mit Bettina Timm betreibt Riedel seit 2001 die Filmproduktionsfirma Pelle Film.
Leben und Werk
Alexander Riedel machte nach der Schule zuerst eine Banklehre, holte dann auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach und studierte anschließend Politikwissenschaften. Dieses Studium brach er 1996 wieder ab, um an der HFF München Regie zu studieren. 2001 gründete er mit der Regisseurin und Produzentin Bettina Timm in München die Filmproduktionsfirma Pelle Film, mit der er u. a. 2007 seinen Abschlussfilm Draussen Bleiben produzierte.[1]
Der Dokumentarfilm, der zwei in einem Flüchtlingsheim lebende Mädchen begleitet,[2] feierte auf den Hofer Filmtagen Premiere.[3] Riedel wurde für den Film u. a. auf dem DOK Leipzig und beim Dokfest München ausgezeichnet und gehörte zu den Gewinnern des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2009.
2010 kam Riedels erster Spielfilm Morgen das Leben heraus, der u. a. auf dem Filmfest München gezeigt wurde. Der Kritiker Michael Althen betonte in einer Besprechung des Films die Genauigkeit von Riedels Blick. Gleichzeitig zwinge der Filmemacher dem Geschehen keine unpassende Dramaturgie auf und verzichte darauf, nur das Offensichtliche zu zeigen.[4]
Kennzeichnend für Riedels filmische Arbeit ist das Verwischen der Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm. In der Deutschen Welle wurde Riedel als „Grenzgänger der filmischen Stile“ bezeichnet.[5] In seinen Dokumentarfilmen verzichtet er auf Off-Texte oder einordnende Interviews als Stützwerk.
In einem Interview mit dem Filmjournalisten Rüdiger Suchsland beschrieb Riedel 2008 Draussen bleiben als Dokumentarfilm mit inszenierten Elementen und erklärte u. a. seine Vorgehensweise des „dokumentarischen Verdichtens“.[6]
Riedel zeigt in seinen Filmen vorzugsweise Menschen im Alltag. Bei der akribischen Vorbereitung seiner Filmprojekte setzt er die Fotografie zur ästhetischen Annäherung an den Stoff ein.[2] Aus der fotografischen Vorbereitung von Draussen bleiben entstand so eine Bilderserie, die 2008 in der Münchner Seidlvilla ausgestellt wurde.[7]
Das Schicksal einer der beiden Protagonistinnen von Draussen bleiben verfolgte Riedel im 2015 herausgekommenen Dokumentarfilm Valentina, 26, der 2015 auf dem Dok Leipzig lief.[8] Im selben Jahr übernahm Riedel die Regie der 18 Folgen à 15 Minuten umfassenden Serie Hey Uni, die auf ARD-alpha ausgestrahlt wurde. In seiner Kritik dazu im Filmdienst hob Rainer Gansera Riedels Fähigkeit hervor, Nähe zu seinen Protagonisten aufzubauen. Riedel erreiche u. a. durch unterschiedliche Montagerhythmen, ergänzt durch den spielerischen Einsatz von Videoclip-Ästhetik und elektronischer Musik eine „spannende Dramaturgie“.[9]
U.a. beim Dokumentarfilm Cosmic Station aus dem Jahr 2008, unter der Regie von Bettina Timm und produziert von Pelle Film, übernahm Riedel die Kameraarbeit. Auch dieser Film wurde auf einigen Festivals, wie z. B. dem FID Marseille, dem Internationalen Filmfestival Karlovy Vary und dem Vancouver International Filmfestival gezeigt. Er gewann den Deutschen Kurzfilmpreis 2008.[10] Riedel blieb auch hier dem Thema Arbeitswelten verbunden: Geschildert wird der Alltag von fünf Wissenschaftlern und Technikern, die in einer abgelegenen Forschungsstation auf einem armenischen Berg Daten zur kosmischen Strahlung sammeln. Die Deutsche Film- und Medienbewertung bezeichnete Cosmic Station als „eindrückliche Dokumentation, exzellent beobachtet“ und hob die „gekonnte Reduzierung der filmischen Mittel“, z. B. durch Riedels statische Kameraarbeit, hervor.[11]
Riedel produziert neben seinen eigenen Filmen auch Werke anderer Filmemacher.[12] Er ist Mitglied der Deutschen Filmakademie und gehörte zur Jury des Deutschen Filmpreises 2019.[13]
Filmografie (Auswahl)
- 2003: Nachtschicht (Regie)
- 2004: Herr Zhu (Kurzfilm; Kamera)
- 2007: Draussen bleiben (Regie)
- 2008: Cosmic Station (Kurzfilm; Kamera, Produzent)
- 2010: Ich koch! (Kamera, Produzent)
- 2010: Morgen das Leben (Regie)
- 2011: Hundsbuam – Die letzte Chance (Regie)
- 2012: Kiran, Kurzfilm (Co-Regie, Produzent)
- 2013: Gastarbeiter Gottes (Regie)
- 2015: Valentina, 26 (Regie)[8]
- 2015: Hey Uni (Regie, Produzent)[14]
- 2021: Nach der Arbeit (Regie, Kamera, Schnitt, Produzent)
Auszeichnungen
- 2009: Deutscher Dokumentarfilmpreis für Draussen Bleiben[15]
- 2008: Deutscher Kurzfilmpreis für Cosmic Station (Preis ging an Alexander Riedel und Bettina Timm)
- 2008: FFF-Förderpreis Dokumentarfilm auf dem DOKfest München für Draussen Bleiben
- 2008: Starter-Filmpreis der Stadt München für Draussen bleiben
Weblinks
- Alexander Riedel in der Internet Movie Database (englisch)
- Website von Riedels Produktionsfirma Pellefilm
Einzelnachweise
- Alexander Riedel. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 5. August 2021.
- Alexander Riedel. In: Moviepilot. Abgerufen am 5. August 2021.
- Marie Anderson: Draußen bleiben. In: Kino-Zeit. Abgerufen am 5. August 2021.
- Michael Althen: Die Einsamkeit der Stewardessen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Frankfurt 1. Juli 2010, S. 39.
- Jochen Kürten: Ein Grenzgänger der Filmstile. In: Deutsche Welle. 13. Juni 2011, abgerufen am 5. August 2021.
- Rüdiger Suchsland: Interview mit Alexander Riedel. In: Artechock. 8. Mai 2008, abgerufen am 5. August 2021.
- Die Lady vom Harras. In: Süddeutsche Zeitung. 17. April 2008, abgerufen am 5. August 2021.
- Grit Lemke: Valentina, 26. In: DOK Leipzig. Abgerufen am 5. August 2021.
- Rainer Gansera: Hey Uni. Kritik. In: Filmdienst. Abgerufen am 5. August 2021.
- Cosmic Station. In: HFF München. Abgerufen am 5. August 2021.
- Cosmic Station. In: Deutsche Film- und Medienbewertung. Abgerufen am 5. August 2021.
- Alexander Riedel. Internet Movie Database, abgerufen am 5. August 2021 (englisch).
- Vorauswahl Dokumentarfilm zum Deutschen Filmpreis 2019. In: Deutsche Filmakademie. 12. Dezember 2018, abgerufen am 5. August 2021.
- Hey Uni. In: Filmdienst. Abgerufen am 11. Februar 2022.
- ZDF-Koproduktion „Draußen bleiben“ beim Deutschen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet / Förderpreis für Abschlussfilm von Alexander Riedel. 19. Juni 2009, abgerufen am 6. August 2021.