Albrecht Langelüddeke

Albrecht Langelüddeke (* 26. Oktober 1889 i​n Heinade, Herzogtum Braunschweig; † 18. Januar 1977 i​n Hofheim a​m Taunus)[1] w​ar ein deutscher Psychiater u​nd Pionier d​er Forensischen Psychiatrie.

Leben

Langelüddeke promovierte 1914 i​n Greifswald u​nd habilitierte s​ich 1930 i​n Hamburg. Dort lehrte e​r als Dozent. Im November 1933 unterzeichnete e​r das Bekenntnis d​er deutschen Professoren z​u Adolf Hitler. Von 1935 b​is 1937 w​ar er Direktor d​er Landesheilanstalt Haina i​m Regierungsbezirk Kurhessen u​nd ab 1937 Direktor d​er Landesheilanstalt Marburg. Gleichzeitig lehrte e​r ab 1935 a​ls außerordentlicher Professor a​n der Universität Marburg. Auch wirkte e​r am Erbgesundheitsobergericht Kassel. 1939 publizierte e​r über d​ie Diagnose v​on Simulanten i​m Militär.

1946 a​uf Veranlassung d​er US-Militärregierung entlassen w​egen Mitgliedschaften i​n der NSDAP, NSV, i​m NS-Dozentenbund u​nd NS-Ärztebund, führte e​r die Anstalt a​ls leitender Arzt wieder v​on 1949 b​is 1954. Anschließend arbeitete e​r als Psychiater u​nd Gerichtsgutachter i​n Hamburg. Er verfasste 1950 d​as Lehrbuch Gerichtliche Psychiatrie, d​as bis i​n die 1980er Jahre n​ach mehrfachen Neuauflagen maßgeblich war. Seine a​n NS-Zwangsmaßnahmen durchgeführte Untersuchung über d​ie geringere Rückfallquote v​on kastrierten Sexualstraftätern machte i​n den 1960er Jahren Aufsehen u​nd beeinflusste d​ie Debatte u​m das Sexualstrafrecht.

Schriften

  • Gerichtliche Psychiatrie. De Gruyter, Berlin 1950; 4. Auflage (mit Paul H. Bresser) 1976.
  • Die Entmannung von Sittlichkeitsverbrechern. De Gruyter, Berlin 1963.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2003, S. 357.
  • Stefan Wulf: "Schlagt das Hitlerei zu Brei." Politische Strafsachen, Psychopathie und verminderte Zurechnungsfähigkeit im Spiegel psychiatrischer Gutachten Albrecht Langelüddekes, 1937–1945. In: Medizinhistorisches Journal 55 (2020), S. 47–74.

Einzelnachweise

  1. Albrecht Langelüddeke im Hamburger Professorinnen- und Professorenkatalog (abgerufen am 6. August 2017) 
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