Albert David (Mediziner)
Albert David (geboren 4. September 1866 in Gleidingen; gestorben 19. Mai 1940 in Großburgwedel)[1] war ein deutscher Allgemeinmediziner.[2]
Leben und Wirken
Familie und Jugend
Albert David war der Sohn des Viehhändlers Isaac David und von Rosa David geb. Rodenberg. Er hatte eine ältere Schwester, Anna David, geboren 1865 sowie einen jüngeren Bruder, Otto David, geboren 1867. Die Familie zog 1868 von Gleidingen nach Hannover um. Albert David besuchte dort das Städtische Lyceum I am Georgsplatz in der Innenstadt und legte 1888 sein Abitur ab.[2] Er begann 1888 ein Medizinstudium in Berlin, danach wechselte er nach Freiburg und anschließend nach München.[2] Hier promovierte er 1892 in Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe.[2] Das Thema seiner Doktorarbeit lautete: „Pharmakologische Versuche über einige Isoxazole“. 1892 verstarb sein Vater Isaac David. Dieser wurde auf dem jüdischen Friedhof An der Strangriede in der hannoverschen Nordstadt beigesetzt.
Arzt in Großburgwedel und Erster Weltkrieg
1894 ließ er sich in Großburgwedel nieder und eröffnete eine Praxis in Großburgwedel Nr. 157.[2] Hier lebte er bis zu seinem Tode 1940. Am Ersten Weltkrieg war er mit bereits 48 Jahren im Rang eines Leutnants beteiligt und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Weimarer Republik und Nationalsozialismus
Albert Davids Heilkunst wurde in Großburgwedel und in den umliegenden Dörfern sehr geschätzt. Der Beruf als Allgemeinmediziner war sein Lebensmittelpunkt. Er galt als „origineller Hagestolz“ und Besitzer bibliophiler Kostbarkeiten. Außerdem war er Numismatiker: Am Ende seines Lebens besaß er eine bemerkenswerte enzyklopädische Münzsammlung.[3] Außerdem unternahm er viele Reisen. Diese führten ihn immer wieder nach München, der Stadt seiner Studentenzeit, aber auch in die Schweiz. 1933 erfolgte der Entzug der Krankenkassenzulassung. Für Ärzte, die sich vor 1914 niedergelassen oder im Ersten Weltkrieg als Soldat gekämpft hatten, wurde zunächst eine Ausnahme gemacht. 1938 mit dem Approbationsentzug endete für Dr. David aber jede Möglichkeit, Patienten zu behandeln. Weitere Demütigungen, wie die Ergänzung seines Vornamens mit „Israel“, folgten. Sein Vermögen wurde ihm nach und nach entzogen, sowie Teile seiner kostbaren Münzsammlung. Wenige Tage nach der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 verfasste der 72-jährige Arzt ein Testament. Eineinhalb Jahre später, am 19. Mai 1940, verübte Dr. David in seiner Wohnung Suizid. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Hannover-Bothfeld beigesetzt.
Sein jüngerer Bruder Otto David starb am 18. Januar 1942 im Israelitischen Krankenhaus in Hannover. Einen Monat zuvor erfolgten von dort die ersten Transporte in das Ghetto Riga. Die ältere Schwester Anna, mit Max Schwarz verheiratet, war um die Jahrhundertwende nach Berlin verzogen. Hier verliert sich ihre Spur.
Ehrungen
- Dr.-Albert-David-Straße in Großburgwedel
- Mahnmal für zivile Opfer am Kirchlichen Friedhof, Großburgwedel
- Stolperstein in Großburgwedel (Ecke Burgdorfer-/Hannoversche Straße)[4][5]
- Eintrag ins Gedenkbuch des Bundesarchivs[1]
Siehe auch
Werke
- Pharmakologische Versuche über einige Isoxazole (Diss. med. 1892)
Literatur
- Simone Vogt (Red.), Wolfgang Schepers et al.: Bürgerschätze. Sammeln für Hannover. 125 Jahre Museum August Kestner (= Museum Kestnerianum. Band 19). Katalog anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum August Kestner vom 12. September 2013 bis 2. März 2014. 2013, ISBN 978-3-924029-53-1; darin:
- Annette Baumann: Albert David. S. 102–114.
- Simone Vogt: Die Zuordnung der Goldmünzen zur Sammlung David. S. 115–121.
- Irmtraud Heike: Dr. med. Albert David (1866–1940) – ein jüdischer Arzt aus Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge 70, Hannover 2016, Bd. 70, S. 124–140.
- Johannes Schwartz: Provenienzforschung zu den Goldmünzen Dr. med. Albert Davids. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge 70, Hannover 2017, Bd. 71, S. 235–257.
- Johannes Schwartz, Simone Vogt: Spuren der NS-Verfolgung. Provenienzforschung in den kulturhistorischen Sammlungen der Stadt Hannover. Hrsg.: Museum August Kestner. Wienand, Köln 2019, ISBN 978-3-86832-551-5; darin:
- Simone Vogt: Geschichte in Gold – Die Münzsammlung Albert Davids. S. 50–73.
- Johannes Schwartz: Wem gehören die Goldmünzen Albert Davids? Das Testament und das Versteck als Folge antisemitischer NS-Verfolgungspraxis. S. 74–93.
- Irmtraud Heike, Jürgen Zimmer: Dr. Albert David – ein jüdischer Arzt wird in den Tod getrieben. In: Geraubte Leben. Spurensuche: Burgwedel während der NS-Zeit. VSA, Hamburg 2019, ISBN 978-3-96488-038-3, S. 26–65.
Weblinks
- Stolpersteine für Burgwedel (abgerufen am 2. November 2019)
Einzelnachweise
- Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945; Eintrag: Albert David. In: Webseite Das Bundesarchiv. Abgerufen am 14. April 2021.
- Albert David. in der Datenbank Niedersächsische Personen. In: Webseite Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek. 12. Dezember 2016, abgerufen am 14. April 2021 (ein erneuter Namenseintrag in die Suchmaske ist erforderlich).
- Martin Lauber: Wem gehört die kostbare Goldmünzen-Sammlung? In: Webseite Hannoversche Allgemeine Zeitung. 9. Mai 2017, abgerufen am 14. April 2021.
- Stolperstein Dr. med. Albert David. In: Webseite Stadt Burgwedel – Navigator. Abgerufen am 14. April 2021.
- Martin Lauber: Ein Stolperstein für Dr. David. In: Webseite Hannoversche Allgemeine Zeitung. 23. Juni 2015, abgerufen am 14. April 2021.