Alain Lamassoure
Alain Lamassoure (* 10. Februar 1944 in Pau) ist ein französischer Politiker (UDF, UMP) aus Frankreich. Er war von 1989 bis 1993 und von 1999 bis 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments und dort von 2009 bis 2014 Vorsitzender des Haushaltsausschusses.
Leben
Lamassoure studierte an der École nationale d’administration, wo er 1968 seinen Abschluss machte. Er war 1968–73, 1976–77, 1981–86 sowie 1997–99 in verschiedenen Funktionen am französischen Rechnungshof tätig, dazwischen ging er verschiedenen Tätigkeiten im politischen Bereich nach. Unter anderem arbeitete er 1973–74 im Kabinett des französischen Kulturministers, 1974–76 beriet er den Finanzminister, 1977–78 den Infrastrukturminister, 1978–81 war er unter Valéry Giscard d’Estaing im Präsidialamt des französischen Staatspräsidenten tätig. 1985–86 war er Mitglied des französischen Wirtschafts- und Sozialrats.
1986 wurde Lamassoure für das bürgerliche Parteienbündnis UDF erstmals selbst in die Nationalversammlung gewählt, wo er einen Wahlkreis des Départements Pyrénées-Atlantiques vertrat. Ab 1988 war er Sprecher der UDF. Bei der Europawahl 1989 wurde er ins Europäische Parlament gewählt. Dort saß er zunächst in der Liberalen Fraktion, wechselte aber Ende 1991 mit den anderen UDF-Europaparlamentariern in die christdemokratische EVP-Fraktion. Von 1992 bis 1993 war er Vorstandsmitglied der EVP-Fraktion und Vorsitzender des Haushaltskontrollausschusses.
Ende März 1993 verließ er das Europäische Parlament, um in Frankreich das Amt des beigeordneten Ministers für Europafragen (unter dem Außenminister Alain Juppé) in der Regierung Édouard Balladurs anzutreten, das er bis Mai 1995 innehatte. Außerdem wurde Lamassoure 1993 erneut in die französische Nationalversammlung gewählt. 1995 wurde er Beigeordneter Minister für den Haushalt (unter Finanzminister Jean Arthuis) sowie Regierungssprecher im Kabinett Juppé II. Nach dem Wahlsieg der Parti socialiste 1997 musste er jedoch sowohl seinen Sitz in der Nationalversammlung als auch sein Ministeramt aufgeben.
Bei der Europawahl 1999 wurde Lamassoure erneut ins Europäische Parlament gewählt; im selben Jahr wurde er stellvertretender Parteivorsitzender der UDF (bis 2002) sowie bis 2000 Bürgermeister der Stadt Anglet (Département Pyrénées-Atlantiques). Von 2000 bis 2008 war er Mitglied des Gemeinderats von Anglet. Von 2002 bis 2003 war er einer der Vertreter des Europäischen Parlaments im Europäischen Konvent, der den Entwurf für den EU-Verfassungsvertrag ausarbeitete.
Im Jahr 2002 schloss sich Lamassoure mit einem Großteil der Mitglieder der UDF der von Jacques Chirac neu gegründeten konservativen Partei Union pour un mouvement populaire (UMP) an. Von 2004 bis 2009 war er im Vorstand dieser Partei für europapolitische Fragen zuständig; außerdem ist Lamassoure seit 2004 Mitglied im Vorstand der Europäischen Volkspartei (EVP), der die UMP angehört.
Bei den Europawahlen 2004 und 2009 wurde Lamassoure jeweils auf der UMP-Liste wiedergewählt. Von 2009 bis 2014 war er Vorsitzender des Haushaltsausschusses des Parlaments. Er war damit für die Verhandlungen mit dem Rat der Europäischen Union über die finanzielle Vorausschau ab 2013 zuständig. In diesem Zusammenhang setzte er sich für eine grundlegende Reform für die Eigenmittel der Europäischen Union ein, deren Erhebung transparenter werden und weniger Ausnahmeregelungen beinhalten soll.[1] Nach seiner Wiederwahl 2014 war er Vorsitzender der französischen Delegation in der EVP-Fraktion, bis ihn im Oktober 2016 Franck Proust ablöste. Nach der Wahl 2019 schied Lamassoure aus dem Europäischen Parlament aus.
Einzelnachweise
Weblinks
- Offizielle Website (französisch)
- Alain Lamassoure in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
- VoteWatch.eu: Abstimmungsverhalten von Alain Lamassoure im Europäischen Parlament (englisch)