al-Fustat
Al Fustat oder al-Fustāt (arabisch الفسطاط, DMG al-Fusṭāṭ ‚das Zelt‘), ägyptisch-arabisch Fostat, war eine Stadt am Nil in Ägypten, die von ihrer Gründung 643 bis zur Gründung von Kairo im Jahre 969 das Verwaltungszentrum des Landes bildete. Die Ruinen von Al Fustat sind heute im Süden von Kairo zu besichtigen.
Geschichte
Al-Fustāt war neben Basra und Kufa eine der ersten Städte, die die Araber nach ihrer Eroberung des Vorderen Orients gründeten. Gründer von al-Fustāt war der arabische Feldherr ʿAmr ibn al-ʿĀs. Er drang 641 mit seinen arabischen Kämpfern nach Ägypten vor, nahm südlich der heutigen Stadt Kairo die byzantinisch-koptische Militärfestung Babylon ein und zog von dort aus nach Alexandria weiter. Nach der Eroberung dieser Stadt kehrte er im Frühjahr 643 nach Babylon zurück und gründete neben der alten Festung die neue arabische Militärsiedlung al-Fustāt.
Der Name al-Fustāt ist wahrscheinlich die arabisierte Form des griechischen Wortes Φοσσάτον (Fossãton, lateinisch Fossatum), das in zeitgenössischen zweisprachigen Papyri die Bedeutung von „Lager“ hat – bezogen auf eine mit Gräben (lateinisch fossati)[1] nach außen gesicherte Garnisonsstadt. In den arabischen literarischen Quellen wird der Name dagegen damit erklärt, dass ʿAmr die Siedlung genau dort gründete, wo er 641 sein Zelt (fusṭāṭ) aufgestellt hatte. Da sich am Morgen, als er nach Alexandria aufbrechen wollte, eine Taube auf sein Zelt gesetzt habe, habe er aus Respekt vor dem Tier das Zelt stehen lassen. Bei der triumphalen Rückkehr aus Alexandria habe man dann dort, wo das Zelt noch stand, die neue Militärsiedlung gegründet.[2]
Bis zu ihrem Niedergang im 12. Jahrhundert war Fustat die Hauptstadt und das wichtigste Wirtschaftszentrum Ägyptens. Der Stadtteil von Kairo, in dem sich die Ruinen von Fustāt befinden, wird heute „das alte Misr“ (Misr al-ʿAtīqa) genannt. Das rührt daher, dass der Stadt vor Kairo in Ägypten die Hauptstadtfunktion zukam.
Die Ruinen von Fustat gehören seit 1979 als Teil des „historischen Kairo“ zum UNESCO-Weltkulturerbe.[3] Die Moschee des ʿAmr ibn al-ʿĀs ist erhalten, jedoch nicht mehr im Originalzustand. Lokalberichten zufolge soll sich das Grab seines Sohnes, ʿAbd Allāh in dieser Moschee befinden.
Fustat-Textilien
Fustāt-Textilien sind Baumwollgewebe, die bei Ausgrabungen in Ägypten, unter anderem in Fustāt, gefunden wurden. Siehe auch: Indo-ägyptische Baumwollindustrie.
Literatur
- Władysław Kubiak: Al-Fustat: its foundation and early urban development. Cairo, American University in Cairo Press, 1987.
- Jacques Jomier: Artikel „al-Fusṭāṭ“ in The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 2, S. 957b–959a.
Weblinks
- Hans Barnard: Fustat. barnard.nl
Einzelnachweise
- Gundolf Keil: Die deutsche Isaak-Judäus-Rezeption vom 13. bis zum 15. Jahrhundert (= Europäische Wissenschaftsbeziehungen. Supplement 2). Shaker, Aachen 2015, ISBN 978-3-8440-3933-7, S. 22–25.
- Vgl. Sylvie Denoix: Founded Cities of the Arab World From the Seventh to the Eleventh Centuries, in Salma K. Jayyusi (ed.): The City in the Islamic World Vol. I. Brill, Leiden 2008. S. 115–142, hier S. 124.
- Historic Cairo. whc.unesco.org, abgerufen am 26. April 2015 (ID 89-001: Al-Fustat).