Aktion Tier – Menschen für Tiere
Der Verein Aktion Tier – Menschen für Tiere e. V. (bis April 2006 Deutsches Tierhilfswerk e. V.)[2] mit Sitz in Berlin ist mit rund 200.000 Mitgliedern[3] einer der größten Tier- und Naturschutzvereine in Deutschland.
aktion tier – Menschen für Tiere e. V. | |
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Rechtsform | eingetragener Verein |
Gründung | 1985 |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Zweck | Tier- und Naturschutz |
Vorsitz | Manfred Fuchs |
Mitglieder | ca. 200.000[1] |
Website | www.aktiontier.org |
Ziele und Grundsätze
Laut Satzung[4] ist der Vereinszweck der Tier- und Naturschutz. Durch Aufklärung soll das Verständnis für die Tier- und Pflanzenwelt verbessert und die artgerechte Haltung von Tieren gefördert werden. Dies soll durch Informationsveranstaltungen und Kampagnen erreicht werden. Beim Erreichen dieser Ziele sollen eigene Tierschutzprojekte im In- und Ausland und die Unterstützung anderer Organisationen helfen.
Grundsätzlich lehnt der Verein den Bau von Tierheimen ab,[1] da der Aufenthalt eines Tieres im Tierheim nur sehr eingeschränkt dessen arttypischen Bedürfnissen gerecht werden könne und es daher langfristig keinen Sinn habe, ausschließlich in neue Tierheime zu investieren. Seinen Arbeitsschwerpunkt sieht der Verein deswegen in der Präventionsarbeit. Nur durch tierschutzbewusstes Denken und Handeln des Einzelnen könne auf Dauer die Anzahl von Abgabetieren in Tierheimen reduziert und Tierleid verhindert werden.[1]
Aktivitäten
Aktion Tier arbeitet nach eigenen Angaben neben der Versorgung von Not leidenden Tieren vor allem im Bereich der Aufklärung und Prävention und führt dazu jährlich mehrere Tausend Aktionen durch.[5]
In der Vergangenheit machte der Verein so unter anderem auf das Thema Tierhortung aufmerksam (z. B. Exklusiv-Die Reportage, Brisant oder Kerner)[6][7] und dokumentierte einzelne Fälle.[8][9][10] Infolgedessen kam es auch zu Eingriffen von Behörden.[8][10][11] Er möchte auch dem illegalen Welpenhandel entgegenwirken und warnt davor, Hunde auf Märkten, in Fußgängerzonen oder über Kleinanzeigen zu erwerben.[12][13] Er kritisiert, dass trotz eines gesetzlichen Handelsverbotes für Hunde und Katzen auf polnischen Märkten dort weiterhin Tiere verkauft werden.[14] Bei diversen Aktionen versucht der Verein, illegale Welpenhändler zu überführen.[15]
Projekte
Der Verein fördert Tierschutzprojekte vor allem aber in Deutschland. Er finanziert auch eigene Projekte wie die Tierrettung München[16] oder das Projekt Eichhörnchenseil.[17][18] Gefördert werden auch Tierheime und Wildtierauffangstationen und die medizinische Betreuung der Tiere.[19]
Der Verein möchte Kinder für Natur- und Tierschutzthemen sensibilisieren. Jährlich werden Tierschutzferien für Schulkinder angeboten.[20][21][22] Im September 2011 eröffnete der Verein das erste von inzwischen 14 Kinder-Tierschutzzimmern (Stand: 2014).[23][24] Schirmherrin der Tierschutzzimmer ist Gabriele Prinzessin zu Leiningen.[23] Der Verein bietet zusätzlich Tierschutzunterricht an Schulen und Kindergärten an.[25]
Mit dem Projekt Kitty bemüht sich der Verein um eine Eindämmung der Straßenkatzenpopulation durch gezielte Kastrationsaktionen.[26] Er setzt sich für eine gesetzliche Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen mit Freigang ein.[27]
- Weitere Projekte (Auswahl)
- Wildtier- und Artenschutzstationen, u. a. in Sachsenhagen und Rastede (jeweils in Niedersachsen)
- Pferdegnadenhöfe, u. a. Wachtendonk am Niederrhein
- Online-Tierheim für bundesweite Tierschutzvereine und Tierheime
- Tierheim Accion del Sol auf Teneriffa[28][29]
- Aktion Tier Igelzentrum Niedersachsen (Laatzen) zur Pflege und Überwinterung hilfebedürftiger Igel[30]
Die Stiftung Menschen für Tiere wurde 2003 eingerichtet.[31] Bei Auflösung des Vereins fällt dessen Vermögen an die Stiftung.
Kritik
Aktion Tier hieß früher Deutsches Tierhilfswerk. Es wurde 1985 u. a. von Wolfgang Ullrich gegründet.[2] Ullrich veruntreute als Vereinsvorsitzender und -gründer des Deutschen Tierhilfswerks und dessen Schwesterverein Förderverein Europäisches Tierhilfswerk ca. 50 Millionen DM (25 Millionen Euro) und wurde im April 2003 wegen Untreue in 137 Fällen vom Landgericht München II zu zwölf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und dessen Generalbevollmächtigter für Untreue in 60 Fällen und Beihilfe zur Untreue in 77 Fällen zu achteinhalb Jahren.[32] 2006 ist Ullrich auf Bewährung entlassen worden. Im selben Jahr benannte sich der Verein um.[2][33] 1991 verlor das Deutsche Tierhilfswerk wegen Spendenskandalen und umstrittener Werbemethoden seine Gemeinnützigkeit aus § 52 Abgabenordnung (AO)[32] und somit auch seine Steuerbegünstigung, das bedeutet unter anderem die fehlende Berücksichtigungsfähigkeit von Zuwendungen (Spenden) an den Verein bei der Einkommensteuer oder Körperschaftsteuer des Spenders. Dieser Zustand dauert bis heute (Stand Juli 2015) an.
In Rheinland-Pfalz versagte die zuständige Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) der Aktion Tier 2008 die Genehmigung, in den Städten und Gemeinden dieses Bundeslandes um Mitglieder zu werben. Eine Überprüfung der Behörde ergab, dass es „erhebliche Zweifel an einer einwandfreien und zweckentsprechenden Verwendung der Spendengelder“ gebe.[34]
Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel stellte im Oktober 2009 fest, dass von rund zwölf Millionen Euro Einnahmen nur ein Bruchteil Tieren direkt zugute komme.[34][35] Daraufhin erwirkte der Verein eine gerichtliche Verfügung gegenüber dem Spiegel aufgrund von Falschaussagen.[36]
Das DZI schätzt den Verein als „nicht förderungswürdig“ ein. Es hat sich als anerkannte Prüfinstanz für Hilfsorganisationen 2011 mehrfach vergeblich bemüht, von den Verantwortlichen des Vereins konkrete und aussagekräftige Informationen über ihre Arbeit im Sinne der Transparenz bei der Verwendung der Spendengelder gegenüber den Spendern zu erhalten. Die Organisation hat auf die Auskunftsersuchen nicht reagiert. Auch auf der Vereins-Website sind die fraglichen Informationen nur teilweise ersichtlich. Das DZI kritisiert unter anderem, dass augenscheinlich nur ein kleiner Teil der unmittelbaren Werbe- und Verwaltungsausgaben als solche deklariert werden, während der größere Teil (z. B. über 50 % der Ausgaben bei der Rechnungslegung 2009) einer Kampagnen- und Informationsarbeit zugerechnet werden und dabei nicht eindeutig zu entnehmen ist, zu welchen Anteilen die Ausgaben für die vom Verein betriebenen Informationsstände zu den Werbekosten oder aber den satzungsgemäßen Aufwendungen zuzuordnen sind. Nach den Maßstäben und Erfahrungen des DZI sind die genannten Ausgaben für Infostand-Kampagnen in der Regel vollständig oder weit überwiegend den Werbe- und Verwaltungsausgaben zuzuordnen.
Weblinks
Belege
- Wir wollen keine Tierheime bauen Webseite von Aktion Tier e. V. Abgerufen am 8. August 2014.
- Hans-Dieter Götz, Markus Krischer: Die Geldmaschine der Mitleidsmafia. In: Focus. Nr. 46, 2000 (Online).
- Guido Kleinhubbert und Conny Neumann: TIERSCHUTZ: Geschäfte mit Dackelblick. In: Der Spiegel. Nr. 41, 2009 (online).
- Satzung des Vereins aktion tier – Menschen für Tiere e. V. Webseite von Aktion Tier e. V. Abgerufen am 12. Mai 2014.
- aktion tier-menschen für tiere e.V: aktion tier e.V. stellt sich vor. 29. März 2014, abgerufen am 12. Februar 2021 (deutsch).
- "Animal Hoarding": Kampagne gegen "Tiermessies" in München. TZ München. Abgerufen am 24. August 2015.
- Krankhafte Tiersammler sind oft Wiederholungstäter. Webseite der Zeitung „Die Welt“. Abgerufen am 24. August 2015.
- Falsche Tierliebe: 100 Hunde aus Ex-Kaserne in Vitzeroda befreit. Webseite der Thüringischen Landeszeitung. Abgerufen am 24. August 2015.
- 53 Finken aus Rentner-Wohnung in Wedding geholt. Webseite der Berliner Morgenpost. Abgerufen am 24. August 2015.
- Meißner retten 53 Zebrafinken das Leben. Webseite der Sächsischen Zeitung. Abgerufen am 14. Juni 2020.
- Tierleiden in Kauf genommen. Webseite der Zeitung Thüringer Allgemeine. Abgerufen am 24. August 2015.
- Aktion Tier Meissen stoppt ungarische Welpenhändler. Webseite von Aktion Tier e.V. Abgerufen am 24. August 2015.
- Welpenhandel brutal auf dem Polenmarkt. Webseite der Bild-Zeitung. Abgerufen am 24. August 2015.
- Welpenhandel auf polnischen Märkten ist seit Januar verboten, aber… (Memento vom 31. März 2013 im Internet Archive). Webseite der Zeitung Bautzener Bote. Abgerufen am 24. August 2015.
- Illegalen Tierhandel aufgedeckt . Webseite der Sächsischen Zeitung. Abgerufen am 14. Juni 2020.
- Gesucht: Ein Haus für die Tierklinik Webseite der TZ München. Abgerufen am 24. August 2015.
- Dantestraße: Eichkatzerlseil wurde aufgehängt Webseite der Tageszeitung TZ München. Abgerufen am 24. August 2015.
- Blitzerfalle für Eichhörnchen. Webseite der Zeitung Tagesspiegel. Abgerufen am 24. August 2015.
- 12.000 Euro für Straßenkatzen Webseite des Wochenkurier. Abgerufen am 24. August 2015.
- „aktion tier“ und „Menschen für Tiere“ wollen Kindern die Natur näherbringen Webseite der BILD Zeitung. Abgerufen am 24. August 2015.
- Aktion Tier Junior (Memento vom 13. November 2014 im Internet Archive) Tierschutzferien, Abgerufen am 24. August 2015.
- Oster-Tierschutzferien für Kinder Webseite des Münchner Wochenanzeigers. Abgerufen am 24. August 2015.
- Die Begum schenkt Berliner Schulen Tier-Unterricht Webseite der BILD-Zeitung. Abgerufen am 5. August 2014.
- Aktion Tier Tierschutzzimmer Webseite von Aktion Tier Junior. Abgerufen am 24. August 2015.
- Ein Schutzengel für Hunde Webseite Zeitung Märkische Allgemeine. Abgerufen am 24. August 2015.
- Kranke Streuner Webseite des Magazins Der Spiegel. Abgerufen am 24. August 2015.
- Da hilft nur Kastration Deutschlandfunk Nova. Abgerufen am 10. August 2021.
- Die Retter der Hunde auf Teneriffa. Webseite der BILD Zeitung. Abgerufen am 24. August 2015.
- 10 000 m² auf Teneriffa für Tiere in Not (Memento vom 24. Mai 2014 im Internet Archive) Webseite des Tierheim Kronach. Abgerufen am 24. August 2015.
- Aktion Tier Igelzentrum Niedersachsen Webseite des Igelzentrums. Abgerufen am 24. August 2015.
- / Stiftung Menschen für Tiere. Webseite der Stiftung Menschen für Tiere. Abgerufen am 24. August 2015.
- Melkkuh Tierfreund. Website der TAZ. Abgerufen am 12. Mai 2014.
- Bundesgerichtshof bestätigt Urteil wegen Untreue in Millionenhöhe zum Nachteil von Tierschutzorganisationen, Pressemitteilung Nr. 121/2004 des Bundesgerichtshofs, 21. Oktober 2004.
- Guido Kleinhubbert und Conny Neumann: Tierschutz – Geschäfte mit Dackelblick. In: Der Spiegel. Nr. 41, 2009.
- Werben mit totem Projekt. Webseite der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung. Abgerufen am 24. August 2015.
- Aktion Tier erwirkt richterliche Verfügung gegen Magazin Der Spiegel. Webseite des Tierheim Roggendorf. Abgerufen am 24. August 2015.