Agadem
Geographie
Agadem liegt am Südrand der Großen Sandwüste von Bilma in der Wüste Ténéré und gehört zum Gemeindegebiet von N’Gourti in der Region Diffa.[1] Trotz ihrer geringen Einwohnerzahl ist die Oase auf vielen Globen und Atlanten verzeichnet.
Das ganze Gelände ist weiträumig versalzen. Die Salzschicht erinnert beim Begehen oder Befahren an splitterndes Glas. Die wenigen Dattelpalmen werden zur Erntezeit von Nomaden abgeerntet. Ein Brunnen liefert Wasser von schlechter Qualität.[2]
Geschichte
Die Oase wurde im 19. Jahrhundert von mehreren europäischen Afrikaforschern besucht. Die Briten Hugh Clapperton, Dixon Denham und Walter Oudney erreichten Agadem Anfang 1823 bei ihrer Sahara-Durchquerung. Ihnen zufolge handelte es sich um ein fruchtbares Tal mit Hunderten Gazellen und um einen beliebten Treffpunkt von gewalttätigen Plünderern aller Art.[3] Im Jahr 1855 hielt sich der Deutsche Heinrich Barth hier auf und hob die Bedeutung der Oase für Karawanen hervor.[4] Der Deutsche Gerhard Rohlfs beschrieb seine 1866 hier verbrachten Abende als die angenehmsten im Zuge seiner Sahara-Durchquerung.[5] Im Jahr 1870 wurde Agadem vom Deutschen Gustav Nachtigal besucht.[6]
Zu Kolonialzeiten befand sich hier ein französisches Fort, das heute verfallen und nahezu von Sand verschüttet ist. In der französischen Kolonialzeit wurde Agadem zunächst dem 1907 geschaffenen Kreis Bilma zugeordnet, 1954 fiel es an N’Guigmi.[7] Im Jahr 1986 führte die Rallye Dakar über Agadem.[8]
Bevölkerung
Laut Volkszählung 2012 hat der Ort 487 Einwohner, die in 62 bäuerlichen Haushalten leben.[1] Bei der Volkszählung 2001 hatte Agadem 218 Einwohner in 39 Haushalten.[9]
Wirtschaft und Infrastruktur
Hier verläuft die extrem schwierige Piste Bilma – Zoo Baba – Dibella – Agadem – N’Gourti – N’Guigmi – Diffa.[10] Die Piste entspricht einer Jahrhunderte alten Route für den Karawanenhandel. In Agadem treffen weitere aus dem Süden kommende Karawanenrouten zusammen: eine führt über Tesker nach Birni Kazoé, eine über Kossotori nach Boutti und eine nach Rig Rig im Nachbarland Tschad.[11]
Mit einem Centre de Santé Intégré (CSI) ist ein Gesundheitszentrum im Dorf vorhanden.[12] Es gibt eine Schule.[13]
Literatur
- Geneviève Désiré-Vuillemin: La fille de Kaocen. In: Le Saharien. Nr. 157, 2001, S. 52–55.
Einzelnachweise
- Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 10, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
- Holger Reineccius: Ténéré-Wüste und Aïr-Gebirge – S. 32. In: Afrikanisches Bilderbuch: Durch die Ténéré-Wüste nach Djado. Archiviert vom Original am 21. März 2008; abgerufen am 10. August 2015.
- Dixon Denham, Hugh Clapperton, Walter Oudney: Narrative of Travels and Discoveries in Northern and Central Africa. In the Years 1822, 1823, and 1824. 3. Auflage. Vol. 1. John Murray, London 1828, S. 161.
- Heinrich Barth: Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika in den Jahren 1849 bis 1855. Zweiter Band. Justus Perthes, Gotha 1860, S. 442.
- Gerhard Rohlfs: Quer durch Afrika. K. Thienemanns Verlag, Stuttgart/Wien 1984, ISBN 3-522-60580-2, Kap. 14 (Volltext online im Projekt Gutenberg [abgerufen am 22. März 2020] Erstausgabe: 1874).
- Jean-Paul Labourdette, Dominique Auzias: Niger 2009. Nouvelle édition de l’Université, Paris 2009, ISBN 2-7469-1640-1, S. 33.
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 258–259.
- Dakar Retrospective 1979–2007. (PDF) Amaury Sport Organisation, archiviert vom Original am 8. Juli 2011; abgerufen am 14. Februar 2018 (englisch).
- Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
- Gerhard Göttler: Sahara. DuMont, Köln 2002, S. 372.
- Thomas Rabeil, Vincent Turmine: Atlas de la Réserve Naturelle Nationale de Termit et Tin-Toumma. Sahara Conservation Fund, Niamey 2016, S. 46 (rris.biopama.org [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2020]).
- Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 26. Oktober 2020 (französisch).
- Répertoire National des Centres d’Enrôlement et de Vote (CEV). (PDF) Commission Electorale Nationale Indépendante (CENI), République du Niger, 13. September 2020, S. 51, abgerufen am 28. Dezember 2021 (französisch).