Afrikanische Waxprints
Afrikanische Waxprints oder Waxstoffe sind in Afrika, vor allem Westafrika, allgegenwärtige und häufig gebräuchliche Kleidungsstoffe.[1] Es handelt sich dabei um industriell gefertigte bunte Baumwollstoffe mit Batikdruck. Ein Erkennungsmerkmal dieser Stoffe ist das Fehlen einer Unterscheidung in der Farbintensität auf der Vorder- und Rückseite. Aufgrund der unterschiedlichen Herstellungsprozesse lassen sich die Waxstoffe in verschiedene Qualitätskategorien einteilen.
Gemeinhin wird fälschlicherweise angenommen, dass Wachsstoffe eine Wachsbeschichtung aufweisen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Der Name Waxprints begründet sich im ursprünglichen Produktionsprozess der Textilien. Dabei werden Wachsschablonen genutzt, um Muster auf bereits gewebte Stoffe zu drucken und anschließend einzufärben.[2]
Normalerweise werden die Stoffe in 12 yards „full piece“ oder 6 yards „half piece“ verkauft. Die Farben richten sich nach der lokalen Vorliebe der Kunden. Daraus werden vorwiegend Kleidungsstücke für festliche Anlässe gefertigt.
Zum Schutz der Designs sind auf der Webkante der Produzent, die Produktbezeichnung und die Registrierungsnummer des Designs aufgedruckt, an ihr lässt sich auch die Stoffqualität ablesen. Es besteht keine genaue Definition, welche Stoffe als authentisch und nicht authentisch betrachtet werden.[3]
Batik
Der javanesische Ausdruck Batik bezeichnet eine Reservefärbetechnik, wobei die Färbung mit einer farbabweisenden Flüssigkeit oder Paste wie Wachs, Harz oder Stärke erfolgt. Das Reservematerial wird auf den Stoff aufgetragen, aufgezeichnet oder aufgestempelt, so dass diese Stoffteile (= Muster) im Farbbad geschützt werden und nach dem Entfernen des Reservematerials ein helles Muster erscheint.[4]
Hersteller
Vier Anbieter von Waxstoffen dominieren den Markt in Westafrika:
- Akosombo Textiles Limited (ATL), Produktion in Ghana
- ABC Wax (auch bekannt als London Wax), Produktion Akosombo Textiles Limited in Ghana
- Vlisco (auch bekannt als Dutch Wax), Produktion in Niederlande
- Hitarget, Produktion China
Geschichte
Im späten 16. Jahrhundert brachten die Niederländer die javanesische Batik nach Europa und verkauften sie u. a. an die Briten. Niederländische Produzenten begannen die Waxstoffe um 1880 zu produzieren. Die britischen Fabriken in Manchester entwickelten eigene Designs, eine spezielle Ausrüstung sowie Farben und Techniken für eine industrialisierte Version der indonesischen Batikstoffe. Der Verkauf erfolgte in ihren Kolonien in Westafrika.
Fancy
Die aufwendig hergestellten Waxstoffe werden verstärkt durch alternative Herstellungsverfahren imitiert. Diese sogenannten Fancystoffe werden in einem Druckverfahren hergestellt. Aufwendige Designs werden im Digitaldruck gefertigt.
Fancystoffe sind im Wesentlichen billige industriell hergestellte Nachahmungen der Waxstoffe und basieren auf Industriedruck. Fancystoffe werden auch als imiwax, Java print, roller print, le fancy oder le légos bezeichnet. Diese Stoffe werden für den Massengebrauch produziert und stehen für Kurzlebigkeit und Vergänglichkeit. Fancystoffe sind farbintensiver und farbenreicher als Waxstoffe und werden nur auf einer Seite bedruckt.
Wie bei den Waxstoffen werden auch auf der Webkante der Fancystoffe der Produzent, die Produktbezeichnung und die Registrierungsnummer des Designs aufgedruckt.
Auch die Fancystoffe unterliegen einer gewissen Mode. Die Stoffe sind mengen- und designmäßig limitiert und werden teilweise exklusiv in eigenen Shops vertrieben.
Referenzen
- Gabriele Gerlich: Waxprints im soziokulturellen Kontext Ghanas. (PDF, 2,1 MB). Online auf: Institut für Ethnologie und Afrikastudien, abgerufen am 8. September 2013, S. 1.
- Afrikanische Stoffe - Entwicklung, Herstellung und Bedeutung afrikanischer Waxprints
- The complex future of African fabric (which isn't African). Online auf: CNN, abgerufen am 15. August 2018.
- The History of Dutch Wax Prints
Literatur
- G. Gerlich: Waxprints im soziokulturellen Kontext Ghanas. (= Arbeitspapier. Nr. 54). Institut für Ethnologie und Afrikastudien. Johannes Gutenberg Universität Mainz, 2004.
- J. Gillow: african textiles. Colour and creativity across a continent. Thames & Hudson, London 2003.
- M. L. Joseph: Introductory Textile Science. 2. Auflage. Holt, Rinehart and Winston, New York 1972.
- I. Luttmann: Die Produktion von Mode: Stile und Bedeutungen. In: Ilsemargret Luttmann (Hrsg.): Mode in Afrika. Mode als Mittel der Selbstinszenierung und Ausdruck der Moderne. Museum für Völkerkunde Hamburg. 2005, S. 33–42.
- J. Picton: Technology, tradition and lurex: The art of textiles in Africa. In: John Picton (Hrsg.): The art of African textiles. Technology. tradition and lurex. Lund Humphries Publishers, London 1995, S. 9–32, 132.
- L. W. Rabine: The global circulation of African fashion. Berg, Oxford 2002.
- K. F. Schaedler: Afrikanische Kunst. Von der Frühzeit bis heute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1997.
- J. Storey: Manual of Textile Printing. Van Nostrand Reinhold Company, New York 1974.
- F. B. Koné: Das Färben von Stoffen in Bamako. In: Bernhard Gardi (Hrsg.): Boubou c´est chic. Gewänder aus Mali und anderen Ländern Westafrikas. Museum der Kulturen Basel. Christoph Merian Verlag, Basel 2000, S. 164–171.