Adressiermaschine
Eine Adressiermaschine ist eine Büromaschine, die ständig wiederkehrende Vordrucke oder Anschriften beispielsweise für Postversand oder Lohnzahlung automatisch abdruckt, die als Matrizen vorliegen. Matrizen sind entweder Zinkplatten, die auf einer Maschine mit einstellbarer Buchstaben- und Ziffernvorrichtung geprägt werden, oder mit Maschinenschrift oder auch Maschinensatz beschriftete Faserstoffplatten. Sie wurden Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt und werden im 21. Jahrhundert schrittweise durch Digitaltechnik ersetzt.
Beschreibung des Verfahrens
Die Schablonen werden durch Schieber vorgeschoben und das Papier, das auf dem Farbband liegt, vom Druckarm angedrückt. Bei anderen Bauarten werden die Platten mit Kissen eingefärbt oder durch Transkritdruck abgedruckt. Papier- oder Matrizenvorschub kann durch Reiter an der Matrize so geregelt werden, dass bestimmte Matrizen mehrfach oder gar nicht abgedruckt werden. Durch Änderung des Druckkissens können auch nur einzelne Teile der Matrize zum Abdruck gebracht werden. Der Antrieb ist elektrisch, von Hand erfolgt nur das Einlegen und Entnehmen des Matrizenstapels und des Papiers (Umschläge und so weiter). Die bekanntesten Marken sind: Adrema und Addressograph.[1] Vollautomatische Maschinen leisten das Hundertfache des handschriftlichen Adressierens.
Geschichte
Julius Goldschmidt (* 26. September 1884 in Eldagsen, † 11. Februar 1936 im Exil in Zürich), der Bruder des Bankiers Jakob Goldschmidt, war der deutsch-jüdische Erfinder des mechanischen ADREMA-Systems zur Adressierung von Massenbriefen und der ADREMA-Adressiermaschine. Am 22. April 1913 gründete er in Berlin die Adrema-Maschinenbaugesellschaft GmbH im späteren Ortsteil Moabit.[2] Anschließend war Goldschmidt der Adressiermaschinenfabrikant der Adrema-Werke in Berlin. Nach 1918 wurden Auslandsvertretungen errichtet. So entstand unter anderem 1930 die Adrema AG in Zürich. Diese solide Basis ermöglichte es Goldschmidt, den Betrieb durch die schwierigen Zeiten der Wirtschaftskrise 1932 hindurchzubringen. 1935 sah er sich als Jude in Deutschland gezwungen, sein Unternehmen an die Mercedes Büromaschinen-Werke A.G. im thüringischen Zella-Mehlis zu verkaufen, deren Aktienmehrheit wiederum seit 1931 bei dem US-amerikanischen Hersteller für Schreibmaschinen Underwood-Elliott-Fischer lag. Adrema wurde somit arisiert und Goldschmidt emigrierte in die Schweiz.[3][4]
Da die Herstellung der einzelnen Matrizen teuer ist, ihre Korrektur bei Adressenänderung sich recht aufwändig gestaltet und die Aufbewahrung von 10.000 Adressen einen größeren Spezialschrank beansprucht, wurden sie mittlerweile praktisch überall durch Informationstechnik ersetzt.
Literatur
- Weg eines Systems - 50 Jahre Adrema 1913 - 1963. Vom Adressieren zur Datentechnik. Hrsg.: Adrema Werke GmbH Berlin. Frankfurt/Main 1963.
Weblinks
- Frankier- und Adressiermaschinen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation
- Jubiläum: 50 Jahre Adressendruckplatten. In: ardmediathek.de. 28. Mai 1963, abgerufen am 24. Februar 2021.
Einzelnachweise
- Aktie (1977–2006) der Addressograph-Multigraph Corporation aus den USA (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei effektenwelt (abgerufen 13. März 2009)
- Werbeanzeige der Adrema-Gesellschaft in der Vossischen Zeitung: Adrema adressiert nicht nur. 2. April 1929.
- Am Anfang stand eine Idee: Die Firma Adrema hat die Bürowelt revolutioniert, berliner-woche.de vom 28. Januar 2018
- Die Geschichte der deutschen Schreibmaschinen-Fabriken, Leonhard Dingwerth: Band 1: Große und mittlere Hersteller (2017), S. 50