Adalbert Castner
(Ludwig Emil) Adalbert Castner, gelegentlich auch Louis Castner, (* 14. März 1832 in Berlin; † 22. September 1907 ebenda) war ein deutscher Modelleur und Zinkgießer sowie Unternehmer der Kunstgussindustrie.
Leben und Wirken
Adalbert Castner ist ein Sohn von Emil Philipp Castner (1805–1849). Der Vater war 1848 Associe der Zinkgießerei für Kunst und Architektur Moritz Geiß in Berlin, Chausseestr. 25. Dort absolvierte Adalbert Castner eine Ausbildung zum Modelleur. Geiß machte seinen fähigen Mitarbeiter bald zum Geschäftsführer. Als er sich 1870 zur Ruhe setzte, übergab er ihm den Betrieb. Castner führte das erfolgreiche Unternehmen weiter unter dem Namen A. Castner vorm. M. Geiß, Zink- und Broncegießerei. Die Produktpalette umfasste neben Gebäudeverzierungen insbesondere auch „Statuen, Gruppen, Monumente und Fontainen“[1]. Zum Vertrieb der zahlreichen Produkte gründete Castner am 1. Februar 1878 zusammen mit Louis Fréderic Jacques Ravené die Handelsgesellschaft A. Castner & Co.[2] Ravené starb jedoch bereits ein Jahr später. Am 1. Juni 1881 erfolgte die Umschreibung des Unternehmens auf A. Castner mit Adalbert Castner als alleinigem Inhaber.[3]
Adalbert Castner übernahm die Gießerei in einer Zeit, als die Reichseinigung von 1871 und die Ereignisse darum einen bedeutenden wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung entstehen ließen. Das Unternehmen hatte in Berlin und weit darüber hinaus einen großen Absatzmarkt für seine Produkte.
Während der Zeit der Castnerschen Geschäftsführung erhielt das Unternehmen wichtige Preise auf der Weltausstellung 1873, auf der Internationalen Gartenbauausstellung 1875 in Köln und auf der International Exhibition 1879/80 in Sydney. Auf der Weltausstellung 1876 in Philadelphia stellte das Unternehmen bronzierte Zinkguss-Adler und korinthische Säulenkapitelle aus.[4]
Bei Castner gegossene Werke (Auswahl)
- 1873–82: Germaniadenkmäler in drei unterschiedlichen Typen von Bildhauer Hermann Schies[5] in etwa 20 Orten, u. a. Duisburg-Ruhrort, Finsterwalde, Hagen, Wiesbaden und Sprottau (alle zerstört)
- 1873/74: Germaniadenkmäler von Bildhauer Johannes Janda in Bleicherode (zerstört), Bünde (erhalten), Eschwege (zerstört), Oberhausen (erhalten), Wittmund (erhalten), Wöllstein (erhalten)
- 1877: Bismarckdenkmal Bad Kissingen von Bildhauer Heinrich Manger (erhalten)
- 1877/78: Viktoria nach Bildhauer Christian Daniel Rauch für die Siegessäule Siegburg (erhalten)
- 1879: „Kniender Engel“ von Bildhauer Ernst Herter für den deutschen Soldatenfriedhof 1870/71 in Brüssel (1897 durch einen Bronzeguss der Nachfolgefirma Martin & Piltzing ersetzt)
- 1880: Germaniadenkmal von Bildhauer Richard Gustav Neumann in Berlin-Moabit (zerstört)
- 1882: Kriegerdenkmal 1864, 1866, 1870/71 in Frankfurt/O. (zerstört)
- 1886: Germaniadenkmal von Bildhauer Gustav Eberlein nach überarbeitetem Entwurf von Johannes Janda in Eich (erhalten)
Galerie
- Germania in Bünde
- Bismarck in Bad Kissingen
- Siegessäule Siegburg
Nachfolge durch Martin & Piltzing
Adalbert Castner zog sich 1889 aus dem Geschäftsleben zurück und veräußerte die Gießerei an Reinhold Martin (für ihn 1891 sein Bruder Robert Martin) und seinen Geschäftsführer Wilhelm Piltzing († 9. Oktober 1905), die ihr bereits bestehendes Unternehmen nun mit der Castnerschen Gießerei zusammenführten mit dem Namen A. Castner Nachf. Martin & Piltzing[6], ab 24. September 1903 nur unter Martin & Piltzing[7]. Im Juli 1903 wurde den beiden Inhabern das Prädikat Königliche Hofbildgießer verliehen.[8] Seit 1911 führte Robert Martin das Unternehmen als alleiniger Inhaber[9], nach ihm sein Sohn H. Martin unter gleichem Namen noch bis mindestens 1941.[10]
Hier wurden 1902 unter anderem Teile der Ausschmückung des Eosander-Portals vom Berliner Stadtschloss ausgeführt: die Große Wappenkartusche sowie die vier Tafeln rechts und links vom Eingang, Schriftzüge und Reliefs historischer Begebenheiten im Zusammenhang mit dem Schloss darstellend. Vorlagen waren von Otto Lessing.[11]
Literatur
- Peter Bloch, Sibylle Einholz, Jutta von Simson: Ethos & Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786 bis 1914., Berlin 1990, S. 344
Weblinks
Einzelnachweise
- nach Berliner Börsenzeitung vom 15. Juni 1877
- Berliner Börsenzeitung vom 8. Februar 1878
- Berliner Börsenzeitung vom 11. Juni 1881
- Amtlicher Katalog der Weltausstellung 1876 in Philadelphia, Deutsche Abteilung Nr. 393
- zu H.Schies siehe in der Kulturdatenbank
- Berliner Börsenzeitung vom 30. März 1889
- Berliner Volkszeitung vom 28. September 1903
- Berliner Börsenzeitung vom 29. Juli 1903.
- Berliner Tageblatt vom 10. April 1911
- Amtliches Fernsprechbuch Berlin 1941
- Eosander-Portal in echten Materialien hergestellt, in: Vossische Zeitung, 14. Januar 1903 (Abendausgabe).