Abschneppern
Abschneppern (auch: Slipfahrt) ist ein Verfahren beim Rangieren von Zügen, bei denen ein gezogener Stammzug in Fahrt verbleibt, aber ein oder einige Wagen am Ende des Zuges abgehängt und gebremst werden, um sie entweder zum Stehen zu bringen oder auf ein anderes Gleis zu leiten.
Verfahren
Die Lokomotive des Stammzuges verzögert in einiger Entfernung vor der abzweigungenden Weiche oder dem Punkt, an dem die abzuhängenden Wagen zum Stillstand kommen sollen, ihre Geschwindigkeit und lässt die Wagen auflaufen, wodurch die Kupplungen so locker werden, dass sie gelöst werden können. Die Lokomotive erhöht dann ihre Geschwindigkeit wieder, während die abgehängten Wagen mit der geringeren Geschwindigkeit folgen. Die entstehende Lücke kann dazu genutzt werden, eine ablenkende Weiche umzustellen, so dass die abgehängten Wagen einen andern Weg nehmen als die vorausfahrenden.[1]
Anwendung
In Deutschland gilt das Abschneppern als mit der Sicherheit des Eisenbahnbetriebs unvereinbar.[2] Es war deshalb nur unter ganz einfachen Betriebsverhältnissen bei außergewöhnlichen Situationen zulässig.[1] Allerdings ist davon auszugehen, dass es gleichwohl bei einigen Kleinbahnen mit primitiven Betriebsbedingungen praktiziert wurde.[3]
Im europäischen Schienenpersonenverkehr wurde das Verfahren einzig in Großbritannien zum schnelleren Abhängen von Kurswagen genutzt. Die als Slip carriages bezeichneten Wagen wurden ab etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1960 eingesetzt.
Literatur
- Charles Fryer: A history of slipping and slip carriages (= Oakwood series. Nr. X60). Oakwood Press, Oxford 1997, ISBN 0-85361-514-4 (englisch).
- Victor von Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 72: Stichwort Abschneppern.
Einzelnachweise
- Victor von Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Stichwort Slipfahrt
- Fachinfoblatt_Kuppeln_von_Eisenbahnfahrzeugen. Hg.: Verwaltungs-Berufsgenossenschaft. 2005, S. 4.
- Ein Beispiel findet sich bei Jochen Fink: Die Hanauer Kleinbahnen. Kenning & VGB, Nordhorn 2019. ISBN 978-3-944390-13-0, S. 76, wo das Anschlussgleis einer Fabrik bis 1921 auf diese Art bedient wurde. Nach einer Prellbocküberfahrt wurde es dann untersagt.