Abbreviatur (Musik)
Eine Abbreviatur (lateinisch/italienisch abbreviatura „Abkürzung“, „abgekürzte Schreibweise“) ist eine symbolische oder textliche Abkürzung und dient zur Kennzeichnung von Wiederholungen in der Notenschrift. – Schräge Balken als Abbreviaturen für Takte, Notengruppen oder einzelne Noten werden umgangssprachlich auch Faulenzer genannt.
Arten
Balken quer zum Notenhals oder Brillenbässe zeigen dem Musiker zum Beispiel an, wie oft die notierten Töne repetiert werden sollen. Dies erspart dem Schreiber eine identische Wiederholung der Notenköpfe und -hälse für jeden Anschlag. Manche Abbreviaturen, wie das nur einmalige Schreiben der Notenköpfe bei wiederholten Notenhälsen, bleiben stets auf die Handschrift beschränkt und erscheinen nie im Druck. Solche Abbreviaturen haben das Schriftbild auch gedruckter Noten in der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts angeregt.
Textliche Abbreviaturen sind dagegen z. B. die Anweisungen ab initio („von Anfang an“ wiederholen[1]) Da capo al fine („vom Anfang bis fine“) oder Dal Segno al coda („vom Zeichen bis zur Coda“), die einen wiederholten Abdruck des Notentextes ersparen. Der Hinweis flauto col violino („Flöte [spielt zusammen] mit Violine“) in der Partitur erspart es, eine Flötenstimme auszuschreiben, die mit der Violinstimme identisch ist. Auch Abkürzungen von Gesangstexten (wie iterum für einen wiederholten Refrain) werden Abbreviaturen genannt. Ferner werden Abkürzungen von musikalischen Vortragsanweisungen als Wort-Abbreviatur bezeichnet, zum Beispiel acc. statt accelerando.
Gebrauch
Bei Musikhandschriften spielen Abbreviaturen zur Zeitersparnis nach wie vor eine große Rolle. Beim sehr zeitaufwändigen Notenstich konnten Abbreviaturen eine Erleichterung für die Stecher sein und zur Verbilligung des Materials beitragen. Die Möglichkeit zum Kopieren und Einfügen bei modernen Notensatzprogrammen hat dagegen zur Folge, dass Abbreviaturen hier kaum mehr Zeit sparen. Beim Notensatz werden heute (fast) nur noch dann Abbreviaturen eingesetzt, wenn sie die Spielbarkeit erleichtern, also etwa wenn das Stück mit Abbreviaturen auf einer Seite oder Doppelseite Platz findet und ein Blättern unpraktisch wäre, oder wenn die abgekürzte Notation übersichtlicher wirkt als das sogenannte „Ausschreiben“ aller Wiederholungen.
Abbreviaturen in gedruckten Noten werden heute etwa noch beim Schlagzeug in Jazz und in der Popmusik verwendet. Dort zeigt die Abbreviatur zusätzlich an, dass keine exakte Wiederholung gefordert ist, sondern kleine Variationen erwünscht sind.
Siehe auch
Literatur
- Elaine Gould: Hals über Kopf. Das Handbuch des Notensatzes. Aus dem Englischen von Arne Muus und Jens Berger. Faber/Peters, London/Leipzig 2014, ISBN 978-1-84367-048-3, S. 235–262.
- Abbreviatur. In: Wilibald Gurlitt, Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Sachteil: A–Z. Schott, Mainz 1967, S. 1–3.
Weblinks
Einzelnachweise
- Wieland Ziegenrücker: ABC Musik. Allgemeine Musiklehre. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-7651-0309-4, S. 297.