Übergang über die Schlei
Als Übergang über die Schlei war eine erfolgreiche Umgehung des Danewerks am 6. Februar 1864.
Ausgangslage
Der Versuch, die dänische Festung bei Missunde im überraschenden Handstreich zu nehmen und dort rückwärtig die Verteidiger des Danewerks einzuschließen, scheiterte beim Übergang über die Schlei.[1]
Geschichte
Dem Oberkommandierenden der preußischen Armee, den Königsneffen Prinz Friedrich Karl, wurde klar, dass der Übergang nur weiter nach Osten bei Arnis und Kappeln, den Engstellen der Schlei erfolgen konnte. Um das Umgehungsmanöver zu verschleiern wurde auch an den beiden Tagen nach dem verlorenen Gefecht von einigen Batterien weiterhin Missunde beschossen und an den Abenden zahlreiche Lagerfeuer entzündet. Vom Feind unbemerkt verlegte man im Schutze von Nebel und dichtem Schneetreiben das Gros in zwei Wäldchen gegenüber von Arnis und von Kappeln. Für die Pontonbrücke bei Arnis hatten Pioniere die erforderlichen Pontons per Pferdewagen bis nahe ans Ufer gebracht. Die zweite, simultane Querung, von Ellenberg nach Dothmark (beides heute Ortsteile von Kappeln) hinüber, sollte durch Ruderboote erfolgen; Fischerkähne, die in Kiel und Eckernförde beschlagnahmt wurden. An Übergängen hatten man vorsorglich auch ihre Artillerie in Stellung gebracht. Es wurde bestimmt, dass am 6. Februar um 4 Uhr morgens der Übergang der kombinierten Avantgardebrigade und der 12. Infanteriebrigade (Röder) einerseits nördlich von Kappeln beim Ellenberger Holz, anderseits südlich von Kappeln auf den requirierten mitgebrachten Booten beginnen sollte. Die beiden Brigaden, vereinigt unter dem General von Manstein, dem Kommandanten der 6. Division, sollte das nördliche Schleiufer von feindlichen dänischen Soldaten befreien und eine Stellung um den Brückenschlag einnehmen in etwa einen Halbkreis von einer ¾ Mile Durchmesser. Zur Unterstützung wurde das 7. Pionierbataillon abkommandiert.
Zur Deckung des Übergangs wurden vier Batterien Artillerie aufgefahren: eine 12-Pfünderbatterie zwischen Ellenberg und dem Ellenberger Holz, eine weitere bei Loitmark, südlich von Kappeln, eine gezogene 6-Pfünderbatterie unterhalb von Arnis bei Kopperby und eine Haubitzenbatterie oberhalb von Arnis bei Schonsburg. Der Brückenschlag sollte vom 3. Brandenburgischen Pionierbataillon erfolgen. In der Nacht zum 6. Februar durfte kein lauter Befehl gegeben werden und trotz eisigster Kälte kein wärmendes Lagerfeuer entzündet werden. Selbst im Gutshauses Carlsburg, dem Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl war kein einziges Licht zu sehen. Doch vor dem eigentlich gefährlichen Übersetzen um 4 Uhr morgens, war ein Prediger aus der Umgegend erschienen und behauptete, die Dänen vom gegenüberliegenden Ufer seien abgezogen.
„Schon um 9 Uhr abends erschien bei einer preußischen Abteilung ein Prediger, der aufs Bestimmte versicherte, dass die Dänen fort seien. Ein Unteroffizier des westfälischen Pionier-Bataillon (Nr. 7) erbot sich über die Schlei zu setzen, um sich der Wahrheit der Aussage zu überzeugen. Unter dem Schutz der Dunkelheit fuhr er ab. […] Der westfälische Pionier-Unteroffizier hatte die Schanze bei Dothmark (Ortsteil von Kappeln, Anm. d. Verf.) verlassen und die Geschütze vernagelt gefunden.“
So wurde um 3 Uhr morgens das Lagerfeuerverbot aufgehoben. Ohne dass ein Schuss fiel überbrückten die Pioniere die bei Arnis knapp 250 Meter breite Schlei in weniger als zweieinhalb Stunden. Auch sie wurden durch die Dänen nicht behindert, um so mehr aber durch das Ufereis und den heftigen Nordostwind. Nur in der Mitte war die Schlei offen, aber zugleich auch voller Treibeis. An beiden Seiten hielt das Eis noch, so dass es aufgehauen werden musste, ehe die Pontons herabgelassen werden konnten. Hätten die Dänen Arnis nicht geräumt, so hätte die Überbrückung der Schlei die Preußen enorme Opfer gekostet. Im Nachhinein konnte festgestellt werden, dass im Prinzenpalais am 5. Februar 1864 letztmals der dänische Kriegsrat unter dem Vorsitz des Generalleutnants Christian Julius de Meza tagte. Der Umgehungsversuch war nicht unbemerkt geblieben. Doch durch die Umgehung im Osten waren die schwachen dänischen Linien überdehnt. So wurde dort fast einstimmig festgelegt, das Danewerk zu räumen. Dies geschah in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar. Die 3. Division begann den Rückzug um 22 Uhr, da sie vom Übergang über die Schlei am nächsten Morgen gefährdet war. Dieser ging in zwei Kolonnen vor: Erst die 9. Brigade unter Generalmajor Steinmann mit dem größten Teil der Artillerie und Kavallerie. Die zweite Kolonne folgte etwa 1 ¼ Meile dahinter und bestand aus der 7. Und 8. Brigade. So konnten am 6. Februar 1864 bei Arnis fast 26.000 Preußen über die Schlei und weitere in Kappeln ungestört und ungefährdet über die Schlei setzen. Das Übersetzen begann um 9:45 Uhr morgens und nach ca. 8 Std. um 16:30 Uhr war das ganze 1. Armee-Corps übergesetzt. Noch während des Übersetzens traf auch die Nachricht von Feldmarschall von Wrangel ein, dass auch in seinem Abschnitt der Feind geräumt habe und eine halbe Stunde nach Mitternacht sei der letzte Däne aus der Stadt Schleswig marschiert. So hatte der Umgehungsversuch letztlich die Aufgabe des Danewerks verursacht. Einer Zeitungsnotiz jenes Tages sollen die Arnisser aus Freude über die Befreiung allen Speck am Orte aufgetrieben haben, um diesen an die preußischen Soldaten zu verteilen.[3]
Resultat
Durch den geplanten Übergang über die Schlei bei Arnis war das Danewerk nicht mehr zu halten. Durch die Gewinnung des Vorgeländes und die Etablierung festungsbrechender Geschütze in dem Gefecht um den Königshügel war nun die Gefahr eines Durchbruchs latent geworden. Mit dem Übergang über die Schlei im Winter kam noch die Gefahr hinzu, das der Festungsgürtel umgangen wird. Dies war einer der Gründe, warum das Danewerk am 5. Februar 1864 aufgegeben werden musste. Sie dazu den Punkt 1 der Rückzugsbegründung.
„1. dass die Haltbarkeit der Danewerkstellung auf dem Hindernis beruht, welche die Eider, die Schlei und die Überschwemmungen gewährt. Das aber das Hindernis der Schlei zurzeit nur eine Rinne ist und das Verfahren des Aufeisens in unmittelbarer Nähe des Feindes unmöglich ist.“
Literatur
- Frank Jung: 1864. Der Krieg um Schleswig-Holstein. Ellert & Richter Verlag für Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, Hamburg 2014, ISBN 978-3-8319-0566-9.
- Oliver Bruhns: Schleswiger Stadtgeschichten. In: Reimer Witt, Oliver Bruhns: 1200 Jahre Schleswig. hrsg. vom Lions-Club Schleswig, 2006.
Weblinks
Einzelnachweise
- Der Schleibote
- Theodor Fontane:Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864, Berlin 1866, S. 77
- Der Schleibote