Hautkrebs
Hautkrebs ist ein Oberbegriff für sämtliche bösartigen Veränderungen (Krebs) der Haut. In der Umgangssprache wird er oft gleichgesetzt mit dem malignen Melanom. Je nach der entarteten Zellart kann man aber unterschiedliche Hautkrebstypen unterscheiden.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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C43.- | Bösartiges Melanom der Haut |
C44.- | Sonstige bösartige Neubildungen der Haut |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Hautkrebs mit Ursprung im Hautepithel
Dieser wird auch „weißer Hautkrebs“ genannt und tritt vor allem bei älteren Menschen auf. Man unterscheidet hierbei das Basaliom (synonym: Basalzellkarzinom) vom Spinaliom (synonym: spinozelluläres Karzinom). Beide Arten von Krebs werden hauptsächlich durch UV-Licht ausgelöst und bilden sich daher oft im Gesicht. Ihnen können bestimmte Veränderungen vorausgehen (sog. Präkanzerosen), z. B. die aktinische Keratose oder der Morbus Bowen. Diese Arten von Hautkrebs werden in den meisten Fällen operiert und bilden so gut wie nie (Basaliom) oder sehr selten (Spinaliom) Metastasen. Sie können unbehandelt aber lokal das umgebende Gewebe zerstören, so dass bei großen Tumoren die Operation schwierig ist.
Malignes Melanom
Das maligne Melanom, auch als „schwarzer Hautkrebs“ bezeichnet, ist die gefürchtetste Form und sorgt für die meisten Todesfälle durch Hautkrebs. Die Zellen, die das Hautpigment Melanin bilden, entarten und bilden einen sehr aggressiven Krebs. Melanome können rasch größer werden und dann auch Metastasen in Lymphknoten und inneren Organen bilden.
Hautkrebs der Immunzellen
Die Lymphozyten sind Zellen des Immunsystems, die sich überall im Körper befinden können. Außer im Blut oder an den inneren Schleimhäuten können sie auch Lymphome der Haut bilden, sogenannte kutane Lymphome. Das häufigste kutane Lymphom ist die Mycosis fungoides, die trotz ihres Namens nichts mit Pilzen zu tun hat. In den frühen Stadien kann eine Mycosis fungoides wie ein Ekzem aussehen. In den späten Stadien bilden sich dann größere Knoten auf der Haut, die auch aufbrechen können. Zudem kann über das Lymph- und Blutsystem der Tumor auch andere Organe befallen. Mycosis fungoides lässt sich mit lokaler Salbenbehandlung, UVA-Bestrahlung (sog. PUVA), mit Interferon oder mit einer Chemotherapie behandeln, je nach Schwere der Erkrankung.
Seltenere Hautkrebsformen
Neben den oben genannten Hautkrebsformen können auch andere Zellen der Haut entarten, diese Tumoren sind jedoch sehr selten. Es gibt zum Beispiel noch:
- Kaposi-Sarkom, ist beim sonst gesunden (insbesondere immunologisch kompetenten) Menschen eine Rarität. Es tritt vor allem bei durch AIDS immungeschwächten Personen auf.
- Fibrosarkome (Bindegewebszellen), betreffen meist Männer über 40 Jahre. Es handelt sich um Tumorzellen aus dem Bindegewebe der Dermis. Der Tumor wächst schnell (bevorzugt am Unterschenkel), destruierend und metastasiert häufig; die Prognose ist entsprechend ungünstig, Therapie der Wahl: chirurgische Entfernung mit Sicherheitsabstand und anschließende (kombinierte) Radio-Chemotherapie.
- Schweißdrüsenkarzinome (Porokarzinom, Adenoid-zystisches Karzinom, Muzinöses Karzinom, Malignes Zylindrom, Malignes Spiradenom, Hiradrenokarzinom)
- Talgdrüsenkarzinome
- Angiosarkome (Gefäßzellen), als Hämangiosarkom (haima, gr. das Blut), bzw. Lymphangiosarkom; Hämangiosarkome sind sehr selten, treten im hohen Lebensalter bevorzugt am Kopf (Gesicht) und an der weiblichen Brust auf, erstes Zeichen ist eine flache bläuliche Infiltration (einem „blauen Fleck“ ähnlich). Das Lymphangiosarkom tritt sehr selten auf dem Boden einer chronischen Lymphstauung auf. Siehe Elefantiasis, wie sie z. B. beim Stewart-Treves-Syndrom auftritt. Betroffen sind fast ausschließlich Frauen im höheren Lebensalter, häufig Patientinnen mit einer radikalen Entfernung der Brustdrüse und der axillären Lymphknoten in der Vorgeschichte (häufig leiden diese Patientinnen unter einem chronischen Lymphödem des Armes).
- Myosarkome (Muskelzellen)
- Merkelzellkarzinome (aus speziellen Tastzellen, auch „trabekulärer Ca oder Merkel-Zell-Karzinom“) der Merkel-Zellen in der Basalzellschicht der Epidermis oder um Haarfollikel. Gehäuft geschlechtsunabhängig zwischen dem 70. und 80. Lebensjahr tritt eine harte, unempfindliche, rötlich-violette oder rosafarbene rasch wachsende Läsion überwiegend im Gesichtsbereich auf. Der halbkugelige oder kugelige, manchmal auch plaqueförmige, Tumor kann einen Durchmesser von unter 2 cm haben. Weitere Prädilektionsstellen sind die Extremitäten. Der Verlauf kann sehr rasch und hoch maligne sein. Außer lokaler Entfernung oder Strahlentherapie sollte nach Möglichkeit die Lymphknotendissektion im betroffenen Bereich durchgeführt werden.
Pseudokanzerosen
Sind keine echten Tumoren, im Sinne von entarteten metastasierenden Zellen, sondern Epithelwucherungen mit Entzündungserscheinungen.
- Keratoakanthom
- Pseudokarzinomatöse Hyperplasie
- Bowenoide Papulose
Hautkrebs als Berufskrankheit
Die Anerkennung von Hautkrebs als Berufskrankheit in der deutschen Bauwirtschaft und die genaue Registrierung der Fälle hat zu dem Ergebnis geführt, dass in der Branche der Weiße Hautkrebs die häufigste Berufskrankheit ist. „Im Jahr 2018 waren es 2.944 Fälle, Tendenz rasant steigend“, bestätigte Klaus-Richard Bergmann, Hauptgeschäftsführer der Berufsgenossenschaft Bau, bei der 2,8 Millionen Bauarbeiter und Bauarbeiterinnen gegen Unfälle und Berufskrankheiten versichert sind.[1] Im ersten Halbjahr 2019 liege der Stand nach einer vorläufigen Auswertung bereits bei 1.400 Meldungen.[2] BG-BAU-Hauptgeschäftsführer Bergmann forderte einvernehmlich mit der Stiftung Deutsche Krebshilfe, vor dem Hintergrund des Klimawandels „verstärkte Präventionsarbeit gegen Hautkrebs“ zu leisten.[3] Es seien die Weichen zu stellen, um die Beschäftigten auch in der Bauwirtschaft vor UV-Strahlungen zu schützen und Hautkrebs-Erkrankungen einzudämmen.
Häufigkeit
Jährlich erkranken in Deutschland ca. 207.000 Menschen neu an weißem Hautkrebs (Basalzellenkrebs 137.000, Plattenepithelkarzinom 70.000).[4] Im Jahr 2010 erkrankten 19.220 Menschen (9.640 Männer und 9.580 Frauen) am malignen Melanom und 2.711 Menschen starben daran.[5] Laut GEKID haben sich die Zahlen für 2018 sogar noch verschlechtert: Jährlich erkranken über 293.000 Menschen neu an einem Hauttumor, etwa 35.000 davon an einem malignen Melanom.[6]
Das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, hängt vom individuellen Hauttyp und von der UV-Strahlenexposition ab. Ein dunkler Hauttyp ist günstiger als eine geringe UV-Belastung. Dies erklärt, warum weltweit die Hautkrebsinzidenz in Neuseeland und Australien am höchsten ist. In afrikanischen Ländern ist das Risiko einer Neuerkrankung eher gering. Deutschland landet bei einem aktuellen Vergleich auf Position 13.[7]
Früherkennung
Auffällige Veränderungen der Haut lassen sich in der Regel gut behandeln, wenn sie früh erkannt werden. Seit 1. Juli 2008 haben in Deutschland alle gesetzlich krankenversicherten Personen ab dem Alter von 35 alle zwei Jahre einen Anspruch auf eine Hautkrebs-Früherkennungsuntersuchung.
Im Rahmen der Früherkennung und Abklärung von verdächtigen Befunden wird als Verfahren in der Praxis häufig die Dermatoskopie angewendet. Dabei wird eine speziell beleuchtete Lupe verwendet, die einen präzisen Blick auf die einzelnen Hautstellen erlauben soll. Der Einsatz eines solchen Hand-LED-Auflichtmikroskosps bzw. Dermatoskops – dessen einmalige Anschaffungskosten bei ca. 150 bis 300 Euro liegen – wirft jedoch Probleme auf, besonders wenn es um dessen Vergütung geht, denn sein Einsatz wird von der gesetzlichen Krankenversicherung bisher nicht extra vergütet.[8]
Therapie
Die Therapie verschiedener Krankheitsbilder wird in den jeweiligen Artikeln behandelt.
Forschung und Vorbeugung
Krebsforscher, Dermatologen und die Deutsche Krebshilfe sehen in Solarien eine Hauptgefahr für Hautkrebs aller Art. Derzeit nutzten 3,5 Millionen unter 35-Jährige Sonnenbänke. Besonders gefährdet sei die Gruppe der Viel-Nutzer: Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren. Wissenschaftler und Gesundheitsorganisationen forderten übereinstimmend die regelmäßige strenge Kontrolle von Solarien, damit die seit Januar 2012 in Deutschland geltende UV-Schutz-Verordnung auch tatsächlich umgesetzt wird.
Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2008 deuten auf einen Zusammenhang von Infektion mit Humanen Papillomviren aus der Gattung Betapapillomavirus und dem Auftreten von Plattenepithelkarzinomen der Haut hin.[9][10]
Weltweit gibt es Zusammenhänge mit der Ausdünnung der Ozonschicht, was sich besonders auf der südlichen Halbkugel der Erde auswirkt.[11] In Australien sterben an Hautkrebs etwa 1.500 Menschen jährlich.[12] Dabei spielen genetische Faktoren eine Rolle, weil zum Beispiel Menschen mit einem Melaninmangel in der Haut einem höheren Risiko ausgesetzt sind.[13]
Literatur
- Ingrid Moll: Dermatologie. 8. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-13-126688-0.
Weblinks
- Hautkrebs: Basaliome, Plattenepithelkarzinome, maligne Melanome, Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Heidelberg. 13. Februar 2013. Zuletzt überprüft am 4. September 2014.
- Hautkrebs. Antworten - Hilfen - Perspektiven. (PDF; 899 kB) Deutsche Krebshilfe, Die Blauen Ratgeber
Einzelnachweise
- Ungeschützt auf dem Bau – Hautkrebs ist die Berufskrankheit. deutschlandfunkkultur.de; abgerufen am 5. September 2019
- deutsche-handwerks-zeitung.de
- Beate Tenfelde: "Brutzelbraun ist out" – Deutsche Krebshilfe: Klimawandel verschärft UV-Problem. In: NOZ. 16. August 2019, abgerufen am 23. August 2019.
- Hautkrebs. Umdenken! Dem Krebs aktiv vorbeugen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: krebshilfe.de. Deutsche Krebshilfe, archiviert vom Original am 14. April 2011; abgerufen am 14. April 2011.
- Krebs in Deutschland 2009/2010. (PDF) Robert Koch-Institut, Gesundheitsberichterstattung, 9. Ausgabe, 2013, S. 60 ff.; abgerufen am 19. Mai 2014
- Hautkrebs. 19. April 2018, abgerufen am 26. Juli 2019.
- Lara Hensel: Das macht zu viel Sonne mit uns. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Das macht zu viel Sonne mit uns. Women’s health, 16. Juni 2016, archiviert vom Original am 5. August 2016; abgerufen am 5. August 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW zum Hautkrebsscreening, März 2015
- J. N. Bouwes Bavinck, E. I. Plasmeijer, M. C. Feltkamp: Beta-papillomavirus infection and skin cancer. In: Journal of Investigative Dermatology, Band 128, Nummer 6, Juni 2008, S. 1355–1358, ISSN 1523-1747. doi:10.1038/jid.2008.123. PMID 18478011.
- M. M. Asgari, N. B. Kiviat u. a.: Detection of human papillomavirus DNA in cutaneous squamous cell carcinoma among immunocompetent individuals. In: The Journal of investigative dermatology, Band 128, Nummer 6, Juni 2008, S. 1409–1417, ISSN 1523-1747. doi:10.1038/sj.jid.5701227. PMID 18185530. PMC 3268673 (freier Volltext).
- Ozonloch: So gefährlich ist die ungefilterte Strahlung. Welt Online, WELT-Wissen, 8. Dezember 2015
- Australien versucht, seine Haut zu retten. Deutschlandfunk, 15. August 2014, abgerufen am 23. Januar 2018
- Ursula Berger: Diagnose Hautkrebs – die Krankheit, ihre Ursachen und Behandlungsmethoden. Baltic Sea Press, Rostock 2009, S. 65