Zyklus der Monate

Beim Zyklus d​er Monate (ital.: Ciclo d​ei Mesi o​der auch I dodici mesi) handelt e​s sich u​m eine Gruppe v​on Freskenmalereien i​m Adlerturm d​es Castello d​el Buonconsiglio i​n Trient.

Zyklus der Monate, um 1400, Adlerturm in Trient

Geschichte

Im Adlerturm der Trienter Burganlage richtete sich Georg von Liechtenstein, der hier von 1390 bis 1407 als Fürstbischof herrschte, seine Privaträume ein und ließ sie mit Malereien ausstatten, von denen nur die Monatsbilder im Mittelraum des Turms erhalten blieben. Ein Künstlername ist mit den Fresken nicht sicher zu verbinden. Ob jener Wenzel, der 1397 als Hofmaler des Bischofs genannt wird, hier beteiligt war und ob er Böhme war, kann nur vermutet werden. Einig ist man sich heute aber, dass der Künstler der Monatsbilder aus dem Norden kam. Dafür sprechen motivische Eigenheiten (Auswahl typischer Pflanzen und Zugtiere, gotische Architekturen) und stilistische Indizien (vertikal addierende statt perspektivisch-tiefenräumliche Komposition). Genauer als mit der Regierungszeit des Bischofs (1390–1407) kann die Datierung der Malereien nicht eingegrenzt werden.

Darstellungen

Den rechteckigen Saal umgeben 12 Bildfelder (von denen nur der März durch Brand verloren ging), die durch gemalte Säulchen getrennt sind und jeweils einen "Ausblick" in die topographisch kontinuierliche, aber jahreszeitlich wechselnde Berglandschaft bieten. Die elf Darstellungen zeigen, meist im Hintergrund, die verschiedenen bäuerlichen Tätigkeiten im jeweiligen Monat (Land- und Weidewirtschaft sowie Weinbau), vor allem aber die der jeweiligen Jahreszeit entsprechenden Vergnügungen der adligen Gesellschaft (Falkenjagd und Abrichtung der Vögel, Turnier, Schneeballschlacht usw.). Auch in den Naturdarstellungen sind die Veränderungen der Landschaft im Jahreslauf genau beobachtet: Die winterliche Landschaft ist kahl und wird durch den Schnee aufgehellt. Üppige Vegetation zeigt sich im Frühling, im Sommer wird die Ernte als Hauptaufgabe der Landwirtschaft dargestellt und der Herbst (November) zeigt das trockene Laub auf dem Boden. Die Liebe zum Detail bemerkt man in der unterschiedlichen Darstellung der Kleidung in der jeweiligen Zeit sowie die bunten Gewänder der Adligen im Gegensatz zu der einfacheren, praktischen Kleidung der arbeitenden Bevölkerung.[1] Verschiedenste Architekturen vervollständigen das Bild einer gebirgigen, aber durchweg kulturell geprägten Landschaft.

Bedeutung

Die Darstellungen gehören z​u den bedeutendsten u​nd erfindungsreichsten europäischen Beispielen d​er internationalen Gotik, d​ie um 1400 e​in Netz v​on Kunstbeziehungen zwischen d​en europäischen Höfen geknüpft hatte. Die Trienter Monatsbilder belegen d​ie Rolle d​er Alpenregion a​ls kulturelle Schnittstelle zwischen d​em Norden (Frankreich, Deutschland, Böhmen) u​nd Süden (Italien).

Bilder

Bibliografie

  • M. Welber: Affreschi dei mesi di torre d'Aquila Castello Buonconsiglio (sec. XV). 1995, ISBN 8886246390.
  • Pierluigi De Vecchi, Elda Cerchiari: I tempi dell'arte. volume 2, Bompiani, Milano 1999.
  • Alfred Stange: Deutsche Malerei der Gotik, Band 10, Verlag Kraus Reprint, 1969, Seiten 139ff
  • M. Rasmo: Die Fresken im Adlerturm zu Trient, Rovereto 1962
  • Manfred Wundram, in: Die Parler und der schöne Stil 1350–1400., Bd. 1, Köln (Schnütgen-Museum) 1978, S. 38–39.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Sabine Lorenz-Schmidt: Vom Wert und Wandel weiblicher Arbeit: Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Landwirtschaft in Bildern des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-06988-7, S. 65–66 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
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