Zykloplegie

Mit Zykloplegie bezeichnet m​an die vollständige Lähmung d​es Musculus ciliaris, welche z​u einer Ausschaltung d​er Akkommodationsfähigkeit d​es Auges führt. Sie k​ann Symptom e​iner Erkrankung sein, z​um Beispiel b​ei Botulismus, n​ach einer Prellung d​es Auges (Contusio bulbi) o​der bei e​iner Schädigung parasympathischer Nervenfasern d​es Nervus oculomotorius, s​owie als pharmakologische Auswirkung z​um Beispiel b​ei Vergiftungen auftreten. Darüber hinaus w​ird sie z​ur Vorbereitung für bestimmte augenärztliche Untersuchungen[1] u​nd zu speziellen therapeutischen Zwecken medikamentös m​it sogenannten Zykloplegika a​ktiv herbeigeführt. Zykloplegika s​ind Medikamente, d​ie zur Gruppe d​er Parasympatholytika gehören u​nd durch Hemmung d​es Parasympathikus n​eben einer Akkommodationslähmung a​uch eine Vergrößerung d​er Pupille (Mydriasis) bewirken.

Klassifikation nach ICD-10
H52.5 Akkommodationsstörungen
Akkommodationsparese
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Diagnostischer und therapeutischer Nutzen

In der Augenheilkunde wird die medikamentöse Auslösung einer Zykloplegie als Vorbereitung für eine objektive Refraktionsbestimmung,[2] insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, genutzt, um exakte – und nicht durch unwillkürliche Akkommodation des Patienten verfälschte – Messungen der optischen Verhältnisse zu erhalten. Gleichwohl gibt es Meinungen, die die Notwendigkeit einer Zykloplegie bei Refraktionsbestimmungen kritisch sehen.[3] Bei Kindern kann eine Zykloplegie im Rahmen einer Amblyopiebehandlung als Bestandteil einer sogenannten Penalisation von therapeutischem Nutzen sein. Als ein weiterer Behandlungsansatz kommt sie zudem in manchen Fällen von Akkommodationsspasmen als krampflösende Maßnahme in Frage, insbesondere bei Jugendlichen und Erwachsenen mit ausgeprägter, aber lange unkorrigierter Hyperopie.

Literatur

  • Theodor Axenfeld (Begr.), Hans Pau (Hrsg.): Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde. 12., völlig neu bearbeitete Auflage. Unter Mitarbeit von Rudolf Sachsenweger u. a. Gustav Fischer, Stuttgart u. a. 1980, ISBN 3-437-00255-4.
Wiktionary: Zykloplegie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Albert J. Augustin: Augenheilkunde. 3., komplett überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2007, ISBN 978-3-540-30454-8, S. 588 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Jean-Cyriaque Barry, Nils Loewen: Zykloplegie-Tropferfahrungen in deutschsprachigen Zentren für Kinderophthalmologie und Strabologie – Umfrageergebnisse 1999123. In: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. Band 218, Nr. 1, 2001, ISSN 0023-2165, S. 26–30, doi:10.1055/s-2001-11257 (Stichwort: Zykloplegie).
  3. Wolfgang Cagnolati, Bastian Cagnolati: Zykloplegie versus Nichtzykloplegie Pro und Kontra Skiaskopie in Zykloplegie bei Kindern. In: Deutsche Optikerzeitung. Heft 6, 2003, ISSN 0344-7103, S. 24–29.

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