Wunschbaum
Ein Wunschbaum, auch Votivbaum, ist ein einzelner Baum, der häufig an einem heiligen Ort steht und über übernatürliche Kräfte verfügen soll. Wer einen Wunschbaum mit einem Stoffstreifen oder mit etwas ähnlichem aus eigenem Besitz behängt, verbindet dies mit einem Wunsch, der durch diese Aktion in Erfüllung gehen möge. Das Mitbringsel kann auch eine Votivgabe für ein bereits erfolgtes Wunder sein. Entsprechend dem jeweiligen Volksglauben, der prinzipiell in allen Religionen vorkommen kann, soll es sich bei den wunscherfüllenden Kräften um Geistwesen, Heilige oder Gottheiten handeln.
Verbreitung
Wunschbäume sind unter anderem mit Heiligen aus dem europäisch-christlichen Mittelalter verbunden. In Irland gehören bei sie zu manchen, Clootie Well genannten, heiligen Quellen. Im Volksislam kommen Wunschbäume von Marokko, über die Türkei (dilek-ağaçları) und Pakistan bis nach Indonesien vor. Oft stehen Wunschbäume an einem besonderen Ort, wie einer heiligen Quelle, einer Kirche oder Kapelle oder einem islamischen Heiligtum.
Asien
Die indische Mythologie kennt den Wunschbaum Kalpavr̩ksạ[1]. Auch die Mongolen kennen diesen Wunschbaum als Kalpavrikscha. Auf die heiligen Steinhaufen Obo werden Wacholder, Schilf, Tamariske und Weide als Symbol für diesen Wunschbaum gesetzt[2]. Es gibt auch künstliche Kanlapaphrüksa, sie wurden zum Beispiel für Feierlichkeiten errichtet und manchmal mit Geld behängt.[1] In einem Hindu-Tempel in Florida werden die Namen von Leuten, die mehr als 1000 $ an den Tempel gespendet haben, auf die Blätter eines künstlichen Wunschbaumes geschrieben[3].
Als Teil der gaera-Zeremonie errichteten die Kiwai am Flusse Fly im Süden Neu Guineas zu Beginn der Trockenzeit einen Wunschbaum, um eine gute Ernte sicherzustellen. Er war Symbol des Himmels. Auf einer Plattform im Baum wurden die ersten geernteten Yams-Knollen deponiert[4].
Literatur
"The Wishing Tree" (dt.Der Wunschbaum) ist der Titel einer 1927 geschriebenen Kurzgeschichte von William Faulkner, die er der achtjährigen Victoria Franklin schenkte.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Klaus Rosenberg: Das Bunnōwāt kham dian des Mönches Nāk. In: Oriens Extremus 17 (1970), Heft 1/2, Anm. 135. ISSN 0030-5197
(Stable URL: JSTOR 43382381, Zugriff 29/07/2021) - Charles R. Bawden: Astrologie und Divination bei den Mongolen. Die schriftlichen Quellen. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 108/2 (NF 33), 1958, ISSN 0341-0137
(Stable URL: JSTOR 43371463, Zugriff 29/06/2021) - Diana L. Eck: The Religious Gift. Hindu, Buddhist, and Jain Perspectives on Dana. In: Social Research (Giving: Caring for the Needs of Strangers) 80 (2013), Heft 2, Seiten 359–379, hier S. 378. ISSN 0037-783X
(Stable URL: JSTOR 24385605, Zugriff 29/06/2021) - Cornelis Tj. Bertling: Vierzahl, Kreuz und Mandala in Asien. In: Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde, 110 (1954), Seiten 93–115. ISSN 2213-4379
(Stable URL: JSTOR 27859874)