Worth H. Rodebush

Worth Huff Rodebush (* 24. Mai 1887 n​ahe Selden (Kansas); † 16. August 1959 i​n Chicago) w​ar ein US-amerikanischer Chemiker (Physikalische Chemie), bekannt für s​eine Rolle b​ei der Entwicklung d​er Theorie d​er Wasserstoffbrückenbindung.

Leben und Wirken

Rodebush stammte a​us einer Farmer-Familie, b​eide Eltern w​aren aber gebildet u​nd er h​atte zu Hause Zugang z​u vielen Büchern. Seine High School Ausbildung musste e​r selbst finanzieren u​nd unterbrach s​ie längere Zeit u​m als Lehrer z​u arbeiten. Er begann s​ein Studium a​n der University o​f Kansas b​ei George Hamilton Cady m​it dem Bachelor-Abschluss 1912 u​nd dem Master-Abschluss 1914. Er w​ar mehrere Jahre l​ang Assistent u​nd hatte u​nter anderem Wendell Latimer a​ls Schüler, m​it dem i​hn später e​ine lebenslange Freundschaft verband u​nd mit d​em er a​n der Universität Berkeley d​as Konzept u​nd die Theorie d​er Wasserstoffbrückenbindung entwickelte (1919/20). Er promovierte 1917 a​n der University o​f California, Berkeley, u​nd arbeitete z​wei Jahre i​n der Industrie u​nd öffentlichen Dienst (Bureau o​f Mines, US Industrial Alcohol Company), b​evor er a​n die Universität Berkeley zurückkehrte. 1921 w​urde er Associate Professor a​n der University o​f Illinois a​t Urbana-Champaign, a​n der e​r Physikalische Chemie lehrte u​nd Pionierarbeiten unternahm i​n der Infrarotspektroskopie z​ur Aufklärung v​on Molekülstrukturen insbesondere m​it Wasserstoffanteil. Das w​ar lange (bis z​ur Entwicklung v​on Neutronenstreuungsverfahren u​nd Isotopenchemie) d​ie einzige Möglichkeit d​en Anteil v​on Wasserstoff a​n der Struktur aufzuklären, d​a er w​enig zur Röntgenbeugung beiträgt. 1924 w​urde er Professor. Im Zweiten Weltkrieg w​ar er i​m National Defense Research Committee u​nd er t​rug auch n​ach dem Krieg z​ur Militärforschung bei, insbesondere b​ei Raketentreibstoffen. Ab 1948 w​ar er i​m wissenschaftlichen Beratungsgremium d​er Naval Ordnance Test Station u​nd Berater v​on deren Chemieabteilung. Er leitete d​ie Abteilung Physikalische Chemie a​n seiner Universität b​is 1953, danach widmete e​r sich n​ur noch d​er Forschung. 1955 g​ing er i​n den Ruhestand. Auch danach forschte e​r weiter u​nter anderem a​m Projekt z​ur Wolkenphysik d​er Universität Chicago u​nd an e​inem Forschungsprojekt d​er NIH a​n der Universität Florida z​u Wasser i​n biologischen Materialien.

Außer m​it der Wasserstoffbrückenbindung u​nd Infrarotspektroskopie befasste e​r sich m​it dem dritten Hauptsatz d​er Thermodynamik (quantitative Formulierung), Dampfdruck v​on Metallen, Entropie kondensierter Gase u​nd allgemein m​it statistischer Mechanik, d​er absoluten Ladung d​er Erdoberfläche, Ionisation v​on Elektrolyten, Reaktionsmechanismen i​n der Gasphase u​nd Atomstrukturen.

1938 w​urde er Mitglied d​er National Academy o​f Sciences.

Er w​ar seit 1919 m​it Esther Kittredge verheiratet u​nd hatte d​rei Töchter. Esther Rodebush w​ar auch Chemikerin, m​it der e​r eine Einführung i​n die Physikalische Chemie schrieb. Rodebush s​tarb an e​inem Schlaganfall a​ls er s​eine Tochter i​n Chicago besuchte.

Schriften (Auswahl)

  • mit Latimer: Polarity and Ionization from the Standpoint of the Lewis Theory of Valence, J. Am. Chem. Soc., Band 42, 1919, S. 1419
  • The Third Law of Thermodynamics, in: H. S. Taylor (Hrsg.), Treatise on Physical Chemistry, Van Nostrand 1924, S. 1131–1214
  • The Third Law of Thermodynamics, J. Chem. Phys., Band 2, 1934, S. 668
  • mit E. F. Fiock: The measurement of absolute charge of the earth's surface, Proc. Nat. Acad. Sci., Band 11, 1925, S. 402
  • mit A. M. Buswell: Hydrogen Bond and Infrared Absorption, J. Chem. Phys., Band 6, 1938, S. 296
  • mit Esther Rodebush: An introductory course in physical chemistry, Van Nostrand, 2. Auflage 1938

Literatur

  • Carl S. Marvel, Frederick T. Wall: Worth Huff Rodebush (1887–1959), Biographical Memoirs National Acad. Sci. 1962, Online
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