Wladimir Nikolajewitsch Kokowzow

Graf Wladimir Nikolajewitsch Kokowzow (russisch Коковцов, Владимир Николаевич; * 18. Apriljul. / 30. April 1853greg. i​m Ujesd Borowitschi, Gouvernement Nowgorod; † 29. Januar 1943 i​n Paris) w​ar ein russischer Staatsmann, Finanzminister v​on 1904/1905 u​nd 1906 b​is 1914 s​owie von 1911 b​is 1914 Ministerpräsident.

Wladimir Kokowzow

Leben

Als Sohn e​iner adligen Familie m​it Ländereien i​m Gouvernement Nowgorod geboren, besuchte Kokowzow d​as Alexander-Lyzeum u​nd die Universität St. Petersburg, a​n der e​r Jura studierte. 1873 t​rat er i​n den Staatsdienst e​in und arbeitete b​is 1890 i​m Justizministerium, anfangs i​n der statistischen, später i​n der legislativen u​nd schließlich i​n der Kriminalabteilung. Ab 1879 w​ar er stellvertretender Leiter d​er Abteilung Gefängnisaufsicht. 1891 w​urde er Staatssekretär d​er Abteilung Wirtschaftsangelegenheiten d​er Staatskanzlei u​nd 1896 a​ls Nachfolger Afinogen Antonowitschs stellvertretender Finanzminister u​nd engster Mitarbeiter Sergei Wittes. Von 1902 b​is 1904 w​ar er Leiter d​er Staatskanzlei.

Vom Februar 1904 b​is Februar 1914 übte Kokowzow, m​it einer Unterbrechung v​on November 1905 b​is Mai 1906, d​as Amt d​es Finanzministers d​es Russischen Reiches aus. Von 1905 b​is 1917 w​ar er Mitglied i​m Staatsrat. Ihm gelang d​er Abschluss e​iner Reihe v​on wichtigen aus- u​nd inländischen Anleihen. Er verfolgte e​ine strenge Austeritätspolitik u​nd führte Schutzzölle ein. Seine umsichtigen Reformen erlaubten e​inen deutlichen Ausbau d​er Goldreserven. 1909 w​ar Kokowzow zugegen, a​ls der japanische Premierminister Itō Hirobumi i​n Harbin ermordet wurde.

Nach d​er Ermordung Pjotr Stolypins i​m September 1911 w​urde Kokowzow zusätzlich m​it dem Amt d​es Ministerpräsidenten betraut, d​as er b​is zu seiner Entlassung Ende Januar 1914 bekleidete. Er setzte d​en Reformkurs Stolypins f​ort und verfolgte außenpolitisch e​ine Politik d​es engen Einvernehmens m​it Frankreich u​nd des Ausgleichs m​it Deutschland. Nach d​em Ende seiner Amtszeit w​urde er i​n den Grafenstand erhoben.

1917 w​urde er Mitglied d​es Aufsichtsrats d​er Russischen Bank für Außenhandel. Nach d​er Februarrevolution 1917 z​og er s​ich auf s​eine Güter zurück u​nd zog später n​ach Kislowodsk. Nach d​er Oktoberrevolution w​urde er zeitweilig v​on der Tscheka gefangen genommen, i​m November 1918 gelang i​hm aber d​ie Ausreise n​ach Finnland, v​on wo e​r nach Frankreich weiterreiste. Er w​ar in Pariser Emigrantenkreisen a​ktiv und w​urde 1923 Vorsitzender d​er „Union d​er Anhänger d​es Gedenkens a​n Zar Nikolaus II.“ 1933 veröffentlichte e​r seine Memoiren über d​ie Zeit v​on 1903 b​is 1919.

Schriften

  • Le bolchévisme à l'œuvre. La ruine morale et économique dans le pays des Soviets. Préface de Raymond Poincaré. Paris: Marcel Giard 1931.
  • Из моего прошлого. Воспоминания 1903–1919. Париж: Иллюстрированная Россия 1933 (online).
  • Out of My Past. Memoirs of Count Kokovtsov. New York: Stanford University Press 1935 (Vorschau).
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VorgängerAmtNachfolger

Eduard Pleske
Iwan Schipow
Finanzminister des Russischen Reiches
1904 bis 1905
1906 bis 1914

Iwan Schipow
Pjotr Bark
Pjotr StolypinMinisterpräsident des Russischen Reiches
18. September 1911 – 30. Januar 1914
Iwan Goremykin
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