Werksverzeichnis des Meisters von Meßkirch
Der Meister von Meßkirch war ein hauptsächlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts an der Oberen Donau tätiger Künstler, dessen Hauptwerk im Auftrag der in Meßkirch residierenden Grafen von Zimmern entstand. Durch Erbfolge und die besondere Beziehung Joseph von Laßbergs zum Haus Fürstenberg kamen bedeutende Teile des Werkes in die Fürstlich Fürstenbergische Sammlungen. Von einem ihrer späteren Leiter, Heinrich Feurstein, stammt deshalb auch das erste systematische Werkverzeichnis.[1]
Die kunstwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Werk war geprägt von der anfänglichen Zuschreibungen auf bekannte Künstler, Rückgriff auf einen Notnamen und dem erneuten Versuch, diesen doch aufzulösen.
Die Wiederentdeckung der Werke
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen sich Sammler für das durch die Säkularisation freigewordene Kulturgut zu interessieren. Das betraf besonders auch spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Kunst, die sich bedingt durch den Stilwandel schon nicht mehr am originalen Aufstellungsort befand, sondern oft eingelagert war oder ganz zweckentfremdet genutzt wurde.[2]
Bei den Werken des Meisters von Meßkirch waren dies hauptsächlich zwei Sammler, Joseph von Laßberg und Johann Baptist von Hirscher. Diese hatten aber unterschiedliche Motive für das Sammeln.
Laßbergs wissenschaftliches Interesse war nicht nur in der beginnenden Germanistik, sondern auch in der ebenfalls gerade beginnenden Kunstgeschichte als Wissenschaft, geprägt von der romantischen Ästhetik mit ihrer Wiederentdeckung des Mittelalters. Er betrieb langjährige Studien, in denen er eine oberschwäbische Abstammung der Holbein-Familie beweisen wollte, inklusive eines angeblichen Aufenthalts Holbeins bei den Grafen von Zimmern. Er schrieb die von ihm gefundenen Werke des Meisters von Meßkirch zeitlebens Hans Holbein zu.[3]
Neben dieser Holbein-Forschung waren die Tafelbilder für Laßberg Tauschobjekte, um damit Handschriften zu erwerben. So zum Beispiel die Sankt Galler Versuchungsretabel und Abendmalretabel im Tausch mit Bischof Carl Johann Greith aus dessen Bibliothek noch in den 1850er Jahren. Oder als Geschenke und Täusche unter Freunden und Verwandten, wie den Der Heilige Werner für Werner von Haxthausen.[4]
Johann Baptist von Hirscher war Theologe. In seinen Schriften finden sich keine zu kunstgeschichtlichen Themen. Und dennoch stellen die 250 Gemälde und Schnitzwerke, die sich aus den Unterlagen über die Verkäufe aus seiner Sammlung rekonstruieren lassen, eines der geschlossensten Ensembles spätmittelalterlicher Kunst dar, die ein Privatsammler in Süddeutschland jemals zusammengetragen hat.[5] Hirscher war aber sehr engagiert in der Bekämpfung der Auswüchse der industriellen Revolution, insbesondere der Kinderarbeit. In Streitschriften forderte er eine straffe Organisation der „Rettungsarbeit“ unter Leitung der Bischöfe. Vom Freiburger Erzbischof Hermann von Vicari erhielt er daraufhin den Auftrag, „Erziehungshäuser“ zu gründen. Hirscher warb für diesen Zweck Spenden ein, setzte aber auch die Erlöse aus den Verkäufen der Kunstwerke dafür ein.
Mit dem Sammeln von Kunstwerken kam Hirscher erstmals beim Besuch der Galerie des Fürsten Ludwig zu Oettingen-Wallerstein im Jahr 1816 in Berührung. Er begann unmittelbar mit dem Sammeln mittelalterlicher Kunst und bereitete Wallerstein bereits 1821 ein Angebot, was von diesem aber nicht angenommen wurde.[6]
Hirscher gab niemals Auskunft über den Ort, von dem seine Kunstwerke stammten oder von wem er sie erworben hatte. Dass es ihm dennoch nicht um den reinen Gelderwerb ging, wird dadurch deutlich, dass er seine Sammlung in der Regel en bloc an ausgewiesene Kunstsammler oder Institutionen verkaufte. Deshalb finden wir Werke aus seinem Besitz hauptsächlich in der Staatsgalerie Stuttgart, der Berliner Gemäldegalerie und der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.
Hirscher folgte zunächst Laßberg in der Zuschreibung an Holbein, ließ sich dann aber von einer Zuschreibung auf Barthel Beham überzeugen.
Liste der Werke des Meisters von Meßkirch
Feuerstein hatte seine Liste nach der alphabetischen Sortierung der damaligen (1933) Standorte nummeriert. Dies stimmt mit den heutigen Standorten nicht mehr überein.
Literatur
- Heinrich Feuerstein: Der Meister von Meßkirch im Lichte der neuesten Funde und Forschungen. Urban, Freiburg i.Br. 1933.
- Ingeborg Krummer-Schroth: Meister von Meßkirch. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 717 f. (Digitalisat).
- Staatsgalerie Stuttgart, Elsbeth Wiemann (Hrsg.): Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit. Hirmer, München 2017, ISBN 978-3-7774-2918-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Heinrich Feuerstein: Der Meister von Messkirch im Lichte der neuesten Funde und Forschungen. Urban-Verlag, Freiburg im Breisgau 1933, ISBN 978-3-95491-207-0 (KlassikArt, Paderborn, Nachdruck des Originals von 1933)., S. 45–74
- Verzeichnis der Gemälde. Fürstlich-Fürstenbergische Sammlungen zu Donaueschingen, Donaueschingen, 4. Auflage 1934 Digitalisat, UB Heidelberg, S. 72, wo berichtet wird, dass Altartafeln als Schmuck eines Himmelbettes genutzt wurden
- Staatsgalerie Stuttgart, Elsbeth Wiemann (Hrsg.): Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit. Hirmer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7774-3043-0., S. 26, 42, 165
- Staatsgalerie Stuttgart, Elsbeth Wiemann (Hrsg.): Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit. Hirmer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7774-3043-0., S. 166
- Diözesanmuseum Rottenburg (Hrsg.): Glaube - Kunst - Hingabe. Johann Baptist Hirscher als Sammler. Jan Thorbecke, Ostfildern 2015, ISBN 978-3-7995-0690-8, S. 13, 69 f.
- Diözesanmuseum Rottenburg (Hrsg.): Glaube - Kunst - Hingabe. Johann Baptist Hirscher als Sammler. Jan Thorbecke, Ostfildern 2015, ISBN 978-3-7995-0690-8, S. 13.
- Heinrich Feuerstein: Der Meister von Messkirch im Lichte der neuesten Funde und Forschungen. Urban-Verlag, Freiburg im Breisgau 1933, ISBN 978-3-95491-207-0 (KlassikArt, Paderborn, Nachdruck des Originals von 1933)., S. 46
- Staatsgalerie Stuttgart, Elsbeth Wiemann (Hrsg.): Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit. Hirmer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7774-3043-0., S. 209
- Staatsgalerie Stuttgart, Elsbeth Wiemann (Hrsg.): Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit. Hirmer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7774-3043-0., S. 208
- Heinrich Feuerstein: Der Meister von Messkirch im Lichte der neuesten Funde und Forschungen. Urban-Verlag, Freiburg im Breisgau 1933, ISBN 978-3-95491-207-0 (KlassikArt, Paderborn, Nachdruck des Originals von 1933)., S. 46
- Olaf Siart, "Monument des alten Glaubens. Die Ausmalung der Klosterkirche der Zisterzienserinnen von Heiligkreuztal", in Staatsgalerie Stuttgart, Elsbeth Wiemann (Hrsg.): Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit. Hirmer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7774-3043-0., S. 68–75
- Olaf Siart, "Monument des alten Glaubens. Die Ausmalung der Klosterkirche der Zisterzienserinnen von Heiligkreuztal", in Staatsgalerie Stuttgart, Elsbeth Wiemann (Hrsg.): Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit. Hirmer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7774-3043-0., S. 69