Wenn Weihnachten ist
Wenn Weihnachten ist ist ein deutschsprachiges Weihnachtslied. Es wird in Liederbüchern in der Regel als „Volkslied“ angegeben.[1][2][3]
Geschichte
Das Lied ist seit wenigstens 1915 bekannt, da es in diesem Jahr von Paul Keller in dessen Roman Ferien vom Ich zitiert wird.[4] Die erste Textstrophe ist „altes Volksgut“,[5] deren Verfasser nicht bekannt ist.[6]
Weitere Strophen wurden mehrfach hinzugefügt, u. a. vor 1922 eine bekannte Fassung mit vier weiteren Strophen von Kurt Arnold Findeisen.[7][8][5][9] In der vierten Strophe kommt eine „Pfefferkuchenfrau […] mit ihrem Mann aus Olbernhau“ vor. Sie soll von Findeisen nach dem realen Vorbild von Hausiererinnen gestaltet worden sein, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts von Haus zu Haus gingen um Pfefferkuchen zu verkaufen.[10][11] 1935 wurden von drei Handwerkern überlebensgroße Holzfiguren der Pfefferkuchenfrau sowie des Olbernhauer Reiterleins und eines Nussknackers geschaffen und in der Erzgebirgsschau im Rittergut ausgestellt.[12] Seit 1951 werden diese Figuren jährlich zur Weihnachtszeit auf dem Olbernhauer Marktplatz aufgestellt und gelten seither als Wahrzeichen der erzgebirgischen Stadt.[13]
Die Melodie des Liedes weist Ähnlichkeiten mit dem Brautchor „Wir winden dir den Jungfernkranz“ aus der Oper Der Freischütz (1821) von Carl Maria von Weber auf und ist möglicherweise in Anlehnung an diese Komposition entstanden.[5][6][14][15]
Die onomatopoetische Referenzierung der erhofften Weihnachtsgeschenke als „Muh“ (für Kuh), „Mäh“ (für Schaf) und „Tätärätätä“ (für Trompete) hat das Lied mit dem Weihnachtsschlager Eine Muh, eine Mäh (1912) von Wilhelm Lindemann gemeinsam, mit dem das Lied oft als Medley gekoppelt wird. Eine bekannte Medley-Fassung schufen etwa Roland Heck und Gerd Köthe in den 1970er Jahren, die u. a. von Costa Cordalis (1977[16]) und Paola (1981[17]) gesungen wurde.
Franz Biebl (1906–2001) schuf mehrere Chorsätze des Liedes.[18]
Melodie und Text
Die Melodie ist in verschiedenen Varianten überliefert. Hier eine weitverbreitete Melodiefassung:
Quelle:[19]
Wenn Weihnachten ist, wenn Weihnachten ist,
bescheret uns der Heilige Christ.
Und da kriegen wir eine Muh,
und da kriegen wir eine Mäh,
ja da kriegen wir die allerschönste Täterätätä,
und da kriegen wir eine Muh,
und da kriegen wir eine Mäh,
ja da kriegen wir die allerschönste Täterätätä.
Eine andere (und womöglich ältere?) Melodiefassung orientiert sich noch stärker an der Vorlage von Carl Maria von Weber:
Einzelnachweise
- Jürgen Naumann (Hrsg.): Wunderschöne Weihnachtszeit. Die schönsten Lieder, Gedichte, Reime, Geschichten, Rezepte und Basteleien zur Weihnachtszeit. Lingen, Köln 1979, DNB 830308040, S. 188.
- Klaus Langer (Hrsg.): Süßer die Glocken nie klingen. Lieder, Texte, Geschichten, Gedichte, Rezepte und Bastelvorschläge für die Weihnachtszeit. Lingen, Köln 1984, DNB 850730163, S. 64.
- Friedrich Haarhaus: Alle Jahre wieder. Das große Buch der Advents- und Weihnachtslieder. St. Benno, Leipzig 2013, ISBN 978-3-7462-3798-5, S. 147.
- Paul Keller: Ferien vom Ich. Roman. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau et al. 1915 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche; Online im Projekt Gutenberg-DE)
- Kurt Arnold Findeisen: Wenn Weihnachten ist. Gedichte und Geschichten. Umschlagzeichnung von Alfred Hofmann (= Münchner Lesebogen Nr. 117). Münchner Buchverlag, München o. J. [1942], S. 2.
- Wenn Weihnachten ist bei deutscheslied.com
- Kurt Arnold Findeisen: Ahnenland: Balladen, Romanzen, Legenden. Oscar Laube, Dresden 1922, S. 21 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Die Blaue Blume: Zeitschrift der Romantischen Gemeinde zur Pflege der Romantik, Band 3, Ausgabe 3, 1927, S. 219 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Kurt Arnold Findeisen, erzgebirgsverein.de, abgerufen am 26. Juli 2015
- Karl-Heinz Melzer: Pfefferkuchenfrau erinnert an Tradition. In: Freie Presse, Marienberger Zeitung, 19. Dezember 2011, S. 10 (online, Subskriptionszugriff).
- K. H. Müller: Unsere Hauptstraße. Personen, Impressionen, Episoden des Jahres 1938. In: Saydaer Amts- und Heimatblatt 06/2008, S. 19–20, online (Memento vom 22. November 2014).
- Olbernhauer Reiterlein, Pfefferkuchenfrau und Nussknacker, abgerufen am 27. Juli 2015
- Walter Fellmann: Sachsen: Kultur und Landschaft zwischen Vogtland und Oberlausitz, Leipziger Tiefland und Erzgebirge (DuMont-Kunst-Reiseführer). DuMont Reiseverlag, 1997, ISBN 3-7701-4093-1, S. 354 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Wenn Weihnachten ist, Volksweise/Traditional nach Carl Maria von Weber (PDF, 10 KB).
- Dies lässt an eine Entstehung im Umfeld Altberliner Gassenhauer denken, die oft durch Neutextierung von durch Drehorgelspieler verbreiteten Opern- und Operettenmelodien entstanden. Vgl.: Lukas Richter (Hrsg.): Mutter, der Mann mit dem Koks ist da. Berliner Gassenhauer – mit Noten. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1977, S. 140–148 u. 177 f. Ein Zusammenhang kann derzeit allerdings nicht belegt werden.
- Costa Cordalis: Weihnachten in Deutschland. CBS 1977, DNB 353399477.
- Frohe Weihnachten. Paola und die Trixis singen ihre schönsten Weihnachtslieder. CBS 1981, DNB 353800309.
- Franz Biebl: Wenn Weihnachten ist. Für dreistimmigen Frauenchor. Koester, Hagen 1983, DNB 350014337. Franz Biebl: Wenn Weihnachten ist. Für gemischten Chor. schmidmusic, Weil der Stadt 1989 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Hildegard Meyberg (Hrsg.): Laßt uns singen in der Weihnachtszeit: Lieder und Kanons. Auer, Donauwörth 1985, ISBN 3-403-01602-1, S. 245. Quellenangabe dort: „Aus dem Weihnachtsalbum von Otto Fröhlich“.
Ähnlich in: Wilhelm Lutz (Hrsg.): Frohe Weihnacht (Edition Schott 4006). Schott, Mainz 1946, DNB 1004223390, S. 30; Adalbert Schalin (Hrsg.): Heilige Nacht (AV 5666). Apollo, Berlin o. J. [1955], DNB 999860089, S. 4; Eduard Pütz (Hrsg.): Goldene Weihnacht (EM 2406). Gerig, Köln 1975, DNB 353983845, S. 98 f.; Stefan Gros, Christoph Heimbucher, Berthold Kloss (Hrsg.): Der Weihnachts-Liederbär. Bärenreiter, Kassel 2007, ISBN 978-3-7618-7779-1, S. 212 f. - Siegfried Köhler (Hrsg.): Wenn Weihnachten ist (= EB 5872). Breitkopf & Härtel, Leipzig 1957, DNB 1003695035, S. 8.