Weißstreifendelfin
Der Weißstreifendelfin (Lagenorhynchus obliquidens), auch bekannt als Pazifischer Weißseitendelfin, ist ein sehr aktiver Kurzschnauzendelfin, der in den kalten und gemäßigten Gewässern des Nordpazifik beheimatet ist.
Weißstreifendelfin | ||||||||||||
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Weißstreifendelfin | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lagenorhynchus obliquidens | ||||||||||||
Gill, 1865 |
Merkmale
Ausgewachsen erreicht der Weißstreifendelfin eine Länge von maximal 2,50 Metern und ein Gewicht von 200 Kilogramm bei den Männchen und 2,30 Meter und 150 Kilogramm bei den Weibchen. Heute nimmt man zudem zwei verschiedene Populationen an, wobei Tiere aus dem nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes etwas kleiner sind als die aus dem südlichen Teil. Die Schnauze ist sehr kurz. Die Finne ist groß und stark gebogen, sie besitzt dabei zugleich eine sehr breite Basis.
Der Körper der Tiere ist in drei Farbtönen gezeichnet. Das Kinn, die Kehle und der Bauch sind creme- bis grauweiß während die Schnauze, die Flipper und die Finne zweifarbig hell- und dunkelgrau sind. Die Flanken sind weitgehend hellgrau, wobei sich ein deutlich hellerer Streifen von oberhalb des Auges über die Flanke unterhalb der Finne bis zum Schwanzstiel zieht, wo er sich verdickt. Die Augen sind von einem grauen Ring umgeben. Die individuelle Farbgestaltung variiert allerdings selbst unter nahe verwandten Tieren in einer Schule erheblich.
Lebensweise
Der Weißstreifendelfin ist sehr aktiv und gesellig und bildet auch gemischte Gruppen mit anderen Kleinwalen des Nordpazifik. Er nähert sich außerdem Booten und nutzt deren Bugwelle zum Wellenreiten. Die durchschnittliche Gruppengröße liegt bei etwa 90 Tieren, jedoch wurden auch schon Schulen von mehr als 3.000 Tieren beobachtet. Sie sind sehr lebhafte und schnelle Springer, die auch hohe Sprünge aus dem Wasser vollführen.
Die Vertreter dieser Art ernähren sich vor allem von schwarmbildenden Klein- und Tintenfischen. In Magenanalysen fand man vor allem Sardellen, Seehechte und den Kalmar Loligo opalescens. Sie sind opportunistische Jäger und jagen vor allem im Epipelagial und an der oberen Grenze des Mesopelagials bis etwa 200 Meter Tiefe. Ihre Jagdzeiten liegen im Zeitraum zwischen der abendlichen Dämmerung und den frühen Morgenstunden.
Fortpflanzung und Entwicklung
Die Weibchen erreichen ihre Geschlechtsreife mit sieben Jahren, und die Tragzeit dauert etwa ein Jahr. Die Lebenserwartung wird bei den Tieren auf über 40 Jahre geschätzt. Die Jungtiere kommen mit einer Körperlänge von 80 bis 120 Zentimetern zur Welt. Als Paarungssaison wird die Zeit zwischen spätem Frühling und frühem Herbst angenommen, geschlechtsreif sind die Tiere ab einer Länge von 1,7 bis 2,2 Metern.
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der Weißstreifendelfine bildet einen großen Bogen von den kalten bis in die gemäßigten Teile des Nordpazifik. Die südlichsten Teile liegen dabei im Südchinesischen Meer an der asiatischen Küste sowie der Baja California an der amerikanischen Küste. Auch im Japanischen Meer sowie im Ochotskischen Meer gibt es kleinere Populationen. Die nördlichsten Teile des Verbreitungsgebietes liegen im Beringmeer.
Die Tiere verfolgen wahrscheinlich Wanderrouten, so trifft man sie an der Kalifornischen Küste vor allem im Winter und weiter nördlich im Sommer in größerer Dichte an, allerdings sind auch während des gesamten Jahres Tiere anwesend. Sie bevorzugen dabei immer offene Gewässer der Hochsee, können sich jedoch gelegentlich auch der Küste nähern.
Taxonomie
Die Erstbeschreibung des Weißstreifendelfins erfolgte 1865 durch Theodor Gill anhand von drei angespülten Schädeln in Kalifornien. Sowohl nach seiner Morphologie als auch genetisch steht der Weißstreifendelfin dem Schwarzdelfin aus dem südlichen Pazifik sehr nahe. Diese Ähnlichkeiten führten zu der Annahme, dass es sich bei ihnen gemeinsam um nur eine Art handelt. Die aktuelle Meinung geht jedoch dahin, dass es tatsächlich zwei getrennte Arten sind, deren Entstehung allerdings erst vor etwa zwei Millionen Jahren stattgefunden hat.
Die wissenschaftliche Namensgebung erfolgte aufgrund der Form der Zähne Der Artname obliquidens leitet sich dabei ab von den Worten obliquus = schräg und dens = Zahn.
Bedrohung und Schutz
Schätzungen zur Anzahl der Weißstreifendelfine belaufen sich auf eine Gesamtpopulation von etwa einer Million Tiere, womit die Weißstreifendelfine zu den häufigsten Kleinwalen der gemäßigten Zone zählen. Bis zum Verbot von Schleppnetzen durch die Vereinten Nationen 1993 wurden etliche tausend Individuen durch die Fischerei getötet. Schätzungen belaufen sich dabei auf 50.000 bis 90.000 Delfine in den Jahren 1978 bis 1990. Heute werden noch einige Tiere von japanischen Fischern getötet. Eine Bedrohung für den Bestand stellt diese Bejagung allerdings nicht dar.
Neben diesem gezielten Walfang fallen viele Weißstreifendelfine sowohl den Treibnetzen im nördlichen Pazifik als auch den für den Sardellenfang eingesetzten Beutelnetzen zum Opfer. Gelegentlich werden Delfine für wissenschaftliche Zwecke und für Delfinarien gefangen. In Gefangenschaft erreichen sie Lebenszeiten von über 20 Jahren, die meisten Tiere sterben allerdings innerhalb des ersten Jahres.
Literatur
- Mark Carwardine: Wale und Delfine. Delius Klasing, 2008, ISBN 978-3768824736 (hochwertiger Führer)
- Mark Carwardine: Delfine – Biologie, Verbreitung, Beobachtung in freier Wildbahn. Naturbuch Verlag, 1996 (informativer Bildband)
- Ralf Kiefner: Wale und Delfine weltweit. Jahr Top Special Verlag, 2002, ISBN 978-3861326205, (Führer der Zeitschrift "tauchen", sehr detailliert)
- Randall R. Reeves, Brent S. Stewart, Philip J. Clapham, James A. Powell: Sea Mammals of the World. A Complete Guide to Whales, Dolphins, Seals, Sea Lions and Sea Cows. Black, London 2002, ISBN 0-7136-6334-0 (Führer mit zahlreichen Bildern).
- Gérard Soury: Das große Buch der Delphine. Delius Klasing, 2000, ISBN 978-3768810630, (detailreicher Bildband)
- Maurizio Wurtz, Nadia Repetto: Underwater world: Dolphins and Whales. White Star Guides, 2003, ISBN 88-8095-943-3 (Bestimmungsbuch)
Weblinks
- Lagenorhynchus obliquidens in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Cetacean Specialist Group, 1996. Abgerufen am 12. Mai 2006.