Watriquet Brassenel de Couvin

Watriquet Brassenel d​e Couvin (* v​or 1300) w​ar ein französischer Dichter d​es 14. Jahrhunderts, d​er als Verfasser v​on Fatras bekannt ist.

Watriquet stammte a​us Couvin i​n der belgischen Provinz Namur, l​ebte aber vorwiegend i​n Frankreich. Er w​ar Dichter a​m Hof d​es Grafen Guy d​e Blois u​nd diente e​ine Zeitlang Gaucher d​e Castillon, e​inem lokalen Würdenträger.

Bekannt ist er als Verfasser von 30 Fatras, parodistischen Unsinnsgedichten mit 13 Versen. In einem mittelalterlichen Manuskript[1] ist vermerkt, dass Watriquet zusammen mit einem sonst unbekannten Dichter namens Raimmondin am Ostertag vor „König Philipp von Frankreich“ einen Wettkampf austrugen. Dabei dürfte es sich um Philipp VI. gehandelt haben, der von 1328 bis 1350 regierte.[2] Dass der Dichterwettstreit am Ostertag ausgetragen wurde, hat mit der mittelalterlichen Bräuchen um den Risus paschalis zu tun, das „Osterlachen“, das am Ostertag derbe Scherze sogar in der Kirche gestattete. Und dass der Wettstreit vor dem französischen König ausgetragen wurde, zeigt die zeitgenössische Bedeutung Watriquets an.

Ein Beispiel a​us den Fatras Watriquets[3]:

Doucement me reconforte
Celle qui mon cuer a pris.
Doucement me reconforte
Une chate a moitié morte
Qui chante touz les jeudis
Une alleluye si forte,
Que li clichés de nos porte
Dist que siens est li lendis ;
S’en fu uns loup si hardis
Qu’il ala maugré sa sorte
Tuer Dieu en paradis
Et dist : - « Compains, je t’apporte
Celle qui mon cuer a pris. »
Sanft spendet Tröstung mir
die, der mein Herz erlag.
Sanft spendet Tröstung mir
ein totes Katzentier,
das jeden Donnerstag
„Alleluja!“ brüllt, dass schier
die Klinke unsrer Tür
meint, dass ihr wäre Montag,
dass ein Wolf es wag'
nicht mit Lust und ohne Gier
Gott im Paradies erschlag',
sagt: „Ich bringe, Bruder, hier
die, der mein Herz erlag.“
A
B
A
a
b
a
a
b
b
a
b
a
B

Er w​urde kurz v​or Ende d​es 13. Jahrhunderts geboren u​nd wirkte u​m 1325. Sein Todesjahr i​st unbekannt.

Literatur

  • Ralph Dutli: Fatrasien. Absurde Poesie des Mittelalters. Wallstein, Göttingen 2010
  • Maria Cojan Negulescu: Les fatras de Watriquet: parodie ou exercice poétique? In: Sylvie Mougin, Marie-Geneviève Grossel: Poésie et rhétorique du non-sens. Littérature médiévale, littérature orale. Presses Universitaires de Reims, 2004, S. 89–116
  • Patrice Uhl: La constellation poétique du non-sens au moyen âge. Onze études sur la poésie fatrasique et ses environs. Editions L'Harmattan, Paris 1999. Darin:
    • Les refrains des fastras du recueil de Watriquet et Raimondin étaient-ils chantés? S. 145–154
    • Les „structures génératives“ de la strophe dans les Fatras de Watriquet. S. 155–161

Einzelnachweise

  1. Bibliothèque nationale de France, f. fr. 14968, 162r bis 169r
  2. Dutli: Fatrasien 2010, S. 125
  3. Französischer Text aus Dutli: Fatrasien 2010, S. 79. Übersetzung nach der wörtlichen, ungereimten Übersetzung Dutlis.
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