Virtual Appliance
Virtual Appliances sind vorinstallierte, vorkonfigurierte und sofort einsetzbare Anwendungen und Software-Lösungen, die bereits mit einem Betriebssystem in der virtuellen Maschine zusammengestellt sind. Virtuelle Geräte verändern grundsätzlich die Entwicklung, die Verteilung und die Verwaltung von Unternehmenssoftware. Sogenannte Independent Software Vendors (ISVs) entwickeln ihre Anwendungen nur noch für eine einzige Plattform und senken dabei die Kosten und die Komplexität der Software-Entwicklung und der Produktverwaltung. Software-Hersteller können somit ihre Virtual Appliances effizient und sicher im OVF-Standard (Open Virtualization Format, Industriestandard) verteilen.[1]
Einsatzgebiete
Software als virtuelle Appliance einzusetzen, erleichtert die Installation und das Management. Unternehmenssoftware erleichtert den IT-Abteilungen zudem die Konfiguration und die Sicherstellung der Verfügbarkeit wesentlich, wodurch die Kosten für Ressourcen und Arbeitsaufwand gesenkt werden können.
Da die Software-Hersteller ihre virtuellen Geräte nur zentral aktualisieren und anpassen müssen, sinken auch ihre Kosten für den Kundendienst und die Pflege der Programme. Von dieser Kostensenkung profitieren wiederum die Anwender.
Anwender profitieren von einer höheren Verfügbarkeit und weniger Zeitbedarf für Installation, Konfiguration, Aktualisierung, Fehlerbehebung und Verwaltung der Anwendungsprogramme. Da die virtuellen Geräte zentral im Rechenzentrum verwaltet werden, können die Appliances schnell, zuverlässig und zügig weltweit verteilt und in Betrieb genommen werden.
Dateiformate
Virtuelle Appliances werden dem Benutzer oder Kunden als Dateien zur Verfügung gestellt, entweder durch elektronische Downloads oder physische Verteilung. Das am häufigsten verwendete Dateiformat ist das Open Virtualization Format (OVF). Es kann auch als Open Virtual Appliance (OVA) vertrieben werden, das Dateiformat .ova ist austauschbar mit .ofv.[2] Die Distributed Management Task Force (DMTF) veröffentlicht die Dokumentation der OVF-Spezifikation.[1] Die meisten Virtualisierungsplattformen, darunter die von VMware, Microsoft, Oracle und Citrix, können virtuelle Appliances aus einer OVF-Datei heraus installieren.[3]
Grid-Computing
Virtualisierung löst ein Schlüsselproblem im Grid-Computing-Bereich - nämlich die Tatsache, dass jedes ausreichend große Grid zwangsläufig aus einer Vielzahl heterogener Hardware- und Betriebssystemkonfigurationen besteht. Das Hinzufügen von virtuellen Appliances ermöglicht eine extrem schnelle Bereitstellung von Grid-Knoten und, was wichtig ist, eine saubere Entkopplung des Netzbetreibers vom Grid-Verbraucher, indem das gesamte Wissen über die Anwendung in der virtuellen Appliance gekapselt wird.
Infrastructure as a Service
Virtuelle Appliances sind kritische Ressourcen in Infrastructure-as-a-Service Cloud-Computing. Das Dateiformat der virtuellen Appliance ist Sache des Cloud-Anbieters und für den Cloud-Benutzer in der Regel nicht relevant, auch wenn der Cloud-Benutzer Eigentümer der virtuellen Appliance sein kann. Herausforderungen können jedoch bei der Übertragung des Eigentums an der virtuellen Appliance oder bei der Übertragung von virtuellen Appliances zwischen Cloud-Rechenzentren auftreten. In diesem Fall können Funktionen zum Kopieren oder Exportieren/Importieren von virtuellen Appliances verwendet werden, um dieses Problem zu lösen.[4]
Nutzen
Einfachere Verteilung von Unternehmensanwendungen
Da die Software-Anwendungen vorinstalliert und vorkonfiguriert sind, ein Betriebssystem einschließen und in einem lauffähigen Format verpackt sind, vermeiden Virtual Appliances komplexe, teure, langwierige und fehlerträchtige Installations- und Konfigurationsprozesse. Einfache Verteilungs-Mechanismen bieten große Vorteile bei der Verteilung von neuen Software-Versionen und Anwendungen auf entfernte Niederlassungen und Zweigstellen.
Vereinfachte Fehlerkorrektur und Aktualisierung
Virtuelle Geräte unterstützen die Verteilung von Fehlerkorrekturen, die direkt vom Software-Hersteller geliefert werden. Die bereitgestellten Aktualisierungen können direkt auf die Anwendungen und das Betriebssystem angewandt werden. Dadurch werden die Probleme bei Inkompatibilitäten der Anwendungsprogramme ausgeschlossen, die durch unterschiedliche Versionen entstehen. Jegliche Verbesserung oder Veränderung von virtuellen Geräten wird direkt von den Software-Herstellern verwaltet.
Portabilität und Betriebssystemunabhängigkeit
OVF-formatierte Virtual Appliances bieten eine hohe Flexibilität auf Anwenderseite, die Unternehmenssoftware einsetzen. Unternehmen können ein OVF-formatiertes virtuelles Gerät wahlweise auf unterschiedlichen Virtualisierungsplattform ausführen. Dadurch bleibt das Unternehmen unabhängig vom Anbieter und kann die Plattform auswählen auf die Anforderungen angepasst ist.
Beispiele
- Ubuntu Gutsy Gibbon RC VMware Image
- Ubuntu Ultimate 1.4 Virtual Machine
- Ubuntu 7.04 Desktop VMware image R2
- Microsoft Windows Server 2003 R2
- Damn Small Linux 3.4 Virtual Machine
- this 9 Windows OS 98-2003
- openSUSE 10.3 Virtual Machine
- Fedora 7 - VMwareTools 6.0.0
- Ubuntu 7.10 Gutsy Gibbon
- Ubuntu 7.04 Server VMware image
- CentOS 5 Minimal Installation
- The Only Official Version of BackTrack2
- Microsoft Exchange Server 2007
Quellenangaben
- VMware Virtual Marketplace, https://www.vmware.com/appliances/
- Open Virtualization Format Specification. Abgerufen am 24. April 2020 (englisch).
- Changelog – Oracle VM VirtualBox. Abgerufen am 24. April 2020.
- Cloud. In: IBM Developer. Abgerufen am 24. April 2020 (amerikanisches Englisch).
Weblinks
- Fachartikel: Virtualisierung als Fitness-Trainer für Rechenzentren (Herstellerbeitrag auf Techtarget)