Villa Noailles

Die Villa Noailles i​n Hyères i​st ein Monument historique.[1] Es w​ird auch „Château Saint-Bernard“ genannt.

Villa Noailles (2016)
Glasdecke Rosa Salon

Bauaufgabe und Planung

Charles u​nd Marie-Laure d​e Noailles, begüterte u​nd einflussreiche Mitglieder d​er Pariser Intellektuellenszene, beauftragten, nachdem s​ie zuvor bereits Kontakt z​u Mies v​an der Rohe u​nd Le Corbusier hatten, i​m Jahr 1923 d​en Architekten Robert Mallet-Stevens (1886–1945) m​it der Planung i​hrer Villa a​uf einem ererbten Grundstück i​n Hyères. Die Baustelle w​urde von 1924 b​is 1929 z​um Experimentierfeld für d​en Architekten, dessen Vorbild d​er Wiener Architekt Josef Hoffmann, d​ie Studien d​er niederländischen Künstlergruppe De Stijl u​nd die Theorien d​es Bauhauses waren. Geplant w​ar zunächst e​ine Winterresidenz a​ls „ein kleines Haus s​o konzipiert, d​ass die Sonne morgens i​n die Schlafzimmer u​nd nachmittags i​n den Salon scheint“. Das Ehepaar erweiterte a​ber während d​er Bauzeit d​as Raumprogramm, u​nd es entstanden n​ach und n​ach die Schwimmhalle, d​er Gymnastikraum, d​er Squash-Raum u​nd weitere Anbauten.

Garten Villa Noailles

Distribution

Der kubistische Garten

Im Gegensatz zu den zeitgleichen Bauten von Le Corbusier, der seine Villen auf Stützen bzw. Säulen stellte und vom Gelände löste, besteht der Hausneubau von Mallet-Stevens aus einer Aneinanderreihung von Zimmern, deren Fußböden, der Topografie des Hanges folgend, unterschiedlich hoch liegen. Die Villa selbst ist ein labyrinthisch verschachtelter bühnenartiger Baukomplex, dessen Funktion weniger dem Wohnen als der Repräsentation diente. Bestimmt wird das Bauwerk von der „Poesie des rechten Winkels“. Der aus kubischen Baukörpern addierte Komplex gleicht der Ästhetik der De-Stijl-Gruppe. Die Auflösung des Raumes entspricht nicht der klassischen Tradition, sondern folgt der Raumkonzeption von Frank Lloyd Wright. Die Decke des Rosa Salons wird durch eine unregelmäßige tragende Betonkonstruktion gebildet, auf die eine aus unterschiedlichen Rechteckformaten bestehende einfarbige Glasdecke von Louis Barillet aufliegt. Die Südfassade öffnet sich mit zahlreichen Fensterflächen und Terrassen vor den Schlafzimmern nach Süden mit Ausblick auf die Bucht von Hyères. Auf der ersten Etage ist ein weitgehend verglastes Freiluftzimmer eingerichtet. Der Bauherr verlangte, „…keinen Zollbreit Fenster zu opfern, um eine interessante moderne Fassade zu erhalten.“[2] Die homogenen Fassadenflächen ohne Vorsprünge und Gesimse sind hellgrau verputzt und reichen bis zur Attika der Flachdächer. Im Osten wurde für den botanisch interessierten Besitzer von Gabriel Guévrékian ein streng architektonisch aufgebauter kubistischer Garten in Dreieckform angelegt, dessen Ende ursprünglich eine Bronzestatue von Jacques Lipchitz auf einem Sockel bildete.

Das Haus als Denkmal

Die Villa in Hyères, deren Eigentümer die Architektur der elitären Belle Époque verlassen und dem rationalistischen Gedankengut Le Corbusiers und des Bauhauses folgten, also mit dem Neubau die Ideale der Modernen umsetzen wollten, ist kein Wohnhaus mehr und befindet sich seit 1973 im Besitz der Stadt Hyères. Das Objekt ist heute ein Kulturdenkmal, in dem der künstlerische Nachwuchs gefördert wird und in dem regelmäßig Ausstellungen zu Mode und Design stattfinden.[3]

Trivia

Ein großer Teil d​es Films „Les Mystères d​u Château d​e Dé“ w​urde 1929 i​n der Villa Noailles gedreht. Mit 27 Minuten Spieldauer w​ar dies d​er längste Film v​on Man Ray.

Commons: Villa Noailles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. in Hyères. Monuments historiques ; Label XXe
  2. Zitat aus Gérard Monnier, La Côte d’azur et la Modernité 1914–1918, réunion des musées nationaux, Paris 1997.
  3. Mode- und Fotofestival in der Villa Noailles@1@2Vorlage:Toter Link/www.arte.tv (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in Arte, 25. April 2009, abgerufen am 3. August 2012

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