Villa Leonhardi
Die Villa Leonhardi ist die Rekonstruktion einer um 1806 errichteten klassizistischen Gartenvilla, die ursprünglich an der Bockenheimer Anlage von Frankfurt am Main stand. Das historische Haus wurde 1905 abgerissen und 1988 weitgehend originalgetreu und unter Verwendung einiger Spolien am Rande des Palmengartens in der Zeppelinallee in Frankfurt am Main wiedereröffnet. Die Villa Leonhardi ist ein Café und Veranstaltungsort im Palmengarten.
Geschichte
Die Villa Leonhardi wurde 1806 als Gartenvilla von Johann Peter von Leonhardi (1747–1830), einem Frankfurter Bankier, Kaufmann, Politiker und Freimaurer errichtet. Ursprünglich stammte die Familie Leonhardi aus Waldeck. Johann Peter war Vertreter der zweiten Generation in Frankfurt. Als angesehener Bankier und Ratsherr der Stadt wurde er 1794 von Kaiser Leopold II, dem Sohn Kaiserin Maria Theresias, in dessen letztem Regierungsjahr in den Reichsfreiherrnstand erhoben.
Architekt war Nicolas Alexandre Salins de Montfort, der auch am Schönhof in Bockenheim mitbaute. Bereits der erste Auftrag, den Salins Anfang der 1790er Jahre in Frankfurt erhielt, war von Johann Peter von Leonhardi: der Bau eines Wohn- und Geschäftshauses auf der Zeil. Der Bau der neuen Gartenvilla erfolgte auf den zuvor planierten, ehemaligen Wallanlagen in der Nähe des Eschenheimer Tores.
Johann Peters Sohn und Geschäftsnachfolger Karl Ludwig galt als weniger geschäftstüchtig. Infolgedessen wurde das Sommerhaus 1825 verkauft und anschließend als Rosenbachischer Wirthsgarten betrieben. Die Familie nutzte ab dann ein von ihr 1790 erworbenes Haus in Groß-Karben, das Leonhardische Schloss. Der Rosenbachische Wirthsgarten bestand als „Vergnügungsort für die bessere bürgerliche Gesellschaft“ bis 1833 und ging 1835 in den Besitz des Handelsmannes W. F. Jäger über.[1]
Ab 1842 gehörte das Gebäude dem Bankier Raphael Freiherr von Erlanger (1806–1878), der zahlreiche bauliche Veränderungen vornahm; unter anderem den Anbau einer großen Orangerie. 1905 wurde das Gebäude in der Bockenheimer Anlage abgerissen. Der Portikus mit der Sandstein-Säulenhalle wurde 1912 im Neubau des Tennisclubhauses im Palmengarten als Eingangstor wiederaufgebaut, er steht unter Denkmalschutz.
Nach Verlagerung der Tennisplätze aus dem Palmengartengelände und dem Abriss des Tennisclubhauses wurde im Jahr 1987 die Neuerrichtung der Villa Leonhardi nach historischen Bauplänen durch die Stadt Frankfurt beschlossen. Bei dem Neubau fanden auch die erhaltenen Bauteile des historischen Gebäudes Verwendung. Der Wiederaufbau der Kopie kostete die Stadt 6,8 Millionen D-Mark. Hinzu kamen noch 1,2 Millionen D-Mark für die Innenausstattung.[2]
Die Villa wird als Café und Veranstaltungsort genutzt.[3]
Literatur
- Heinz Schomann, Volker Rödel, Heike Kaiser: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Überarbeitete 2. Auflage, limitierte Sonderauflage aus Anlass der 1200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt am Main. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7973-0576-1, S. 371
Weblinks
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Portikus der ehem. Villa Leonhardi In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
Einzelnachweise
- Wo sich Paris und Frankfurt zusammenfanden; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Juli 1989, S. 43
- Die zweite Geburt eines Gartenhauses; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Juni 1989, S. 33
- Villa Leonhardi im Palmengarten. In: www.facebook.com. Abgerufen am 31. Mai 2016.