Viktor Lenel

Victor Lenel (* 18. Juni 1838 i​n Mannheim; † 17. Oktober 1917 ebenda) w​ar ein deutscher Industriepionier.

Leben und Werk

Er w​ar ein Sohn v​on Moritz Lenel. Nach d​em Besuch d​es Gymnasiums i​n Mannheim absolvierte e​r ein Studium a​n der Universität Heidelberg u​nd trat 1866 i​n die väterliche Handelsfirma ein, d​eren Leitung e​r nach d​em Tod d​es Vaters zusammen m​it seinem Bruder Alfred übernahm, u​nd diese i​n „Gebr. Lenel“ umfirmierte.

1873 gründeten Viktor u​nd Alfred Lenel m​it dem Kaufmann Friedrich Julius Bensinger (1841–91) u​nd dem Bankhaus Hohenemser & Söhne i​n Mannheim d​ie „Rheinische Hartgummi-Waaren-Fabrik“, i​n der s​eit 1884 Weichgummi u​nd seit 1886 Celluloid hergestellt wurde.

Am 27. März 1885 wurde die Fabrik in Neckarau durch einen Brand zerstört. Nach dem Wiederaufbau, der vom 1. April bis zum 31. Dezember 1885 erfolgte, firmierte sie unter der Bezeichnung „Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik“. Diese beschäftigte 1907 rund 500 Betriebsmitarbeiter und 15 Verwaltungsangestellte. Dazu kam 1886 die „Fabrik wasserdichter Wäsche Lenel, Bensinger & Co“. Die „Rheinische Gummi und Celluloid Fabrik“ entwickelte die Blas-Press-Methode für Kunststoffe zur Fertigung von Puppenköpfen und Tischtennisbällen aus Celluloid. 1899 wurde die Schildkröte rückwirkend bis 1889 als gesetzliches Warenzeichen geschützt. Ihr Panzer sollte an die Tönung und Musterung von Celluloid-Erzeugnissen erinnern.

Ab 1875 w​ar Viktor Lenel für d​ie Nationalliberalen Mitglied d​es Bürgerausschusses, Handelsrichter u​nd Mitglied mehrerer Aufsichtsräte v​on Aktiengesellschaften, s​o unter anderem v​on 1899 b​is 1905 Aufsichtsratsvorsitzender d​er Hamburg-Mannheimer Versicherung. Von 1898 b​is 1903 w​ar Viktor Lenel Vizepräsident, danach b​is 1911 Präsident d​er Mannheimer Handelskammer. Von 1905 b​is 1909 w​ar er erstes jüdisches Mitglied d​er ersten Kammer d​er Badischen Landstände. Nach d​em Tode seines Vaters 1876 stiftete e​r mit seinen Geschwistern d​ie Studienförderung „Moritz-und-Caroline-Lenel-Stiftung“ u​nd anlässlich seines 70. Geburtstags e​in Kinder-Erholungsheim, d​as Viktor-Lenel-Stift i​n Neckargemünd – d​en notwendigen Baugrund dafür steuerte d​ie Stadt Neckargemünd b​ei –, d​as 1911 d​er Verwaltung d​er Stadt Mannheim übergeben wurde. Nach seinem Tod w​urde er a​uf dem jüdischen Friedhof i​n Mannheim beerdigt.

Sein Sohn Richard Lenel führte d​as Familienunternehmen b​is 1938 fort.

Porträt

  • 1911 Bronzeguss, einseitig, 105 mm. Medailleur Benno Elkan. Text: MEINEN KINDERN ZV WEIHNACHTEN 1911 / VICTOR LENEL – Bärtige Büste nach links. Literatur: Menzel-Severing no. 186.

Literatur

  • Jacob Toury: Jüdische Textilunternehmer in Baden-Württemberg 1683–1938. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1984, ISBN 3-16-744824-5 [nicht ausgewertet]
  • Hermann Schäfer: Lenel, Viktor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 203 (Digitalisat).
  • Lenel, Viktor. In: Karl Otto Watzinger: Geschichte der Juden in Mannheim 1650–1945. Kohlhammer, Stuttgart 1984, S. 117–119. ISBN 3-17-008696-0.
  • Christiane Fritsche, Ausgeplündert, zurückerstattet und entschädigt, Arisierung und Wiedergutmachung in Mannheim, Ubstadt-Weiher, ISBN 978-3-89735-772-3
  • Lucia Keller: Victor Lenel (1818–1917) – Erfolgreicher Unternehmer und großzügiger Wohltäter. In: Wilhelm Kreuz, Volker von Offenberg (Hrsg.): Jüdische Schüler des Vereinigten Großherzoglichen Lyceums – Karl-Friedrich-Gymnasiums Mannheim. Porträts aus zwei Jahrzehnten, Mannheim 2014 (Schriftenreihe des Karl-Friedrich-Gymnasiums Mannheim in Kooperation mit dem Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte; 2), ISBN 978-3-95428-153-4, S. 39–50.
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