Verband unabhängiger Musikunternehmen
Der Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT) ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin, gegründet 1993 von elf Labelbetreibern in Hamburg. Mit rund 1.300 Mitgliedern (Stand: 2017) ist er der größte Verband seiner Art in Europa.[1] Er vertritt die Interessen der kleinen und mittelständischen unabhängigen Musikunternehmen, darunter Labels, Verlage, Vertriebe und selbstvermarktende Künstler in Deutschland.
Der VUT ist Mitglied in den internationalen Verbänden WIN (Worldwide Independent Network) und IMPALA sowie im Bundesverband Popularmusik und der Berlin Music Commission.
Zweck
Der Verband gibt den kleinen und mittelständischen unabhängigen Musikunternehmen Deutschlands eine Stimme und setzt sich dafür ein, dass die kulturelle Vielfalt, zu der vor allem unabhängige Musikunternehmen beitragen, stärker wahrgenommen wird und eine größere Wertschätzung erfährt. VUT-Mitglieder verstehen sich als Partner der Künstler, fördern aufstrebende Talente und setzen auf eine langfristige Beziehung mit ihnen. Der Verband verfolgt das Ziel, faire Wettbewerbsbedingungen und Marktzugang für alle Musikunternehmen – unabhängig von ihrer Größe – zu erreichen. Kurzgefasst lautet der Auftrag des VUT: Act United – Stay Independent.
Über den Verband
Zu seinen rund 1.300 Mitgliedern zählen Labels, Verlage, Vertriebe, Produzenten sowie Künstler, die sich selbst vermarkten. Insgesamt stehen unabhängige Musikunternehmen für einen Marktanteil von über 35 Prozent der genutzten Musikaufnahmen. In Bezug auf die gesamte Musikwirtschaft Deutschlands[2] wurden im Jahr 2012 rund 56 Prozent der Umsätze von kleinen und mittleren Unternehmen erzielt.[3] Kennzeichnend für die Mitgliedsunternehmen sind die partnerschaftliche Beziehung zu ihren Künstlern und ihre Innovationsbereitschaft.
Als Verband engagiert sich der VUT auf deutscher, europäischer und internationaler Ebene für die Interessen der unabhängigen Musikwirtschaft, deren Kern die Musiker und Autoren bilden. Als Dienstleister bietet der VUT seinen Mitgliedern ein breites Spektrum an Beratungs-, Informations- und Serviceleistungen. Dazu zählen unter anderem die Mitglieder- und Rechtsberatung, Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen, der Abschluss von Rahmenverträgen sowie regelmäßige Branchennewsletter. Darüber hinaus leistet der VUT durch seine praxisbezogene Beratung einen Beitrag dazu, den Nachwuchs der Musikwirtschaft auf dem Weg in die Musikwirtschaftswelt zu begleiten und zu fördern.
Der Verband verleiht jährlich die VIA - VUT Indie Awards, die ersten und einzigen Kritikerpreise der unabhängigen Musikbranche, um herausragende Talente zu ehren und die kulturelle Vielfalt der kleinen und mittleren Musikunternehmen zu präsentieren. Des Weiteren finden seit 2013 regelmäßig die VUT Indie Days, Deutschlands größte Plattform für Recorded Music, statt. Sie sind der zentrale Treffpunkt für unabhängige Unternehmen aus dem In- und Ausland und ihre Künstler. Seit 2015 finden die VUT Indie Days und die Verleihung der VIA! VUT Indie Awards im Rahmen des Reeperbahn Festivals in Hamburg statt.
Ziele
- Der VUT setzt sich für die Wertschätzung von Musik an sich und insbesondere für die Anerkennung des Beitrags der kleinen und mittleren Musikunternehmen (KMU) zu einer vielfältigen Kulturlandschaft und zur interkulturellen Arbeit ein.
- Der VUT arbeitet an der Verbesserung der rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen zugunsten der kleinen und mittleren Musikunternehmen, damit diese weiterhin in den Nachwuchsaufbau und langfristig in Künstler investieren können. Im Fokus der Verbandsarbeit steht, den KMU der Musikwirtschaft einen besseren Marktzugang und faire Wettbewerbsbedingungen zu verschaffen.
- Das Urheberrecht ist sowohl das Arbeitsrecht der Künstler als auch Geschäftsgrundlage für VUT-Mitglieder, darum spielt es eine zentrale Rolle für den Verband.
- Der VUT setzt sich für eine faire Bezahlung und soziale Arbeitsbedingungen von Künstlern und in der Musikbranche Tätigen ein.
- Der Verband vermittelt Wissen rund um die Musikwirtschaft und findet für seine Mitglieder praxisnahe Lösungen, die sich an ihrer Arbeits- und Lebensrealität orientieren. Es wird dabei ein „Bottom-up-Ansatz“ verfolgt, das heißt Leistungen des Verbands sollen zunächst dem kleinsten VUT-Mitglied zugutekommen. Zudem wird die internationale Vernetzung der Mitglieder unterstützt.
- Der VUT gibt den kleinen und mittleren Musikunternehmen eine Stimme, vertritt ihre Interessen und ist die Schnittstelle zwischen Musikwirtschaft, Politik, Medien und Gesellschaft. Gleichzeitig ist er Ansprechpartner für alle Themen rund um die Musikwirtschaft.
Struktur
Der Vorstand wird von den Verbandsmitgliedern für eine Dauer von zwei Jahren gewählt. Mit Stand von Januar 2022 gab es zwölf Vorstandsmitglieder.[4] Désirée Vach übernahm 2017 das Amt des Vorstandsvorsitzes von Christof Ellinghaus.[5] Mark Chung übernahm das Amt in 2019[6] und in 2021 wurde Dr. Birte Wiemann zur Vorstandsvorsitzenden ernannt[7]. Die Geschäftsstelle wird von Geschäftsführer Jörg Heidemann geleitet. Des Weiteren gibt es fünf Regionalgruppen: VUT-Nord, VUT-West, VUT-Mitte, VUT-Süd und VUT-Ost[8]. Es gibt drei Fachgruppen innerhalb des VUT: Die Selbstvermarkter*innen, die Musikverlage (MVV) und die Jazz & World Partners.[9] Zudem hat der Verband im August 2015 das Netzwerk Music Industry Women gegründet.[10] Ziel des Netzwerks ist, dass langfristig mehr Frauen die Musikwirtschaft mitgestalten – und zwar auch in Führungspositionen und als Gründerinnen – und dafür zu sorgen, dass Frauen sichtbarer werden. Darüber hinaus dient Music Industry Women als Plattform zur Vernetzung, zum Austausch und zur Weiterbildung. Erstes großes Projekt ist das Mentoring-Programm,[11] das in Kooperation mit der Berlin Music Commission durchgeführt und durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung gefördert wird, und im November 2015 gestartet ist. Das Mentoring-Programm richtet sich gezielt an den weiblichen Nachwuchs und erfahrene Mentorinnen aus den Bereichen Label, Verlag, Vertrieb sowie der anderen im VUT vertretenen Geschäftsbereichen. Es gibt insgesamt acht Ausschüsse zu den folgenden Themen: Mitglieder und Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaft und Internationales, Regionalgruppen, Fachgruppen, Politik, Music Industry Women, VIA - VUT Indie Awards und Personal[12].
Geschichte
1993 wurde der Verband unabhängiger Tonträgerunternehmen in Hamburg mit dem Ziel gegründet, den existenzbedrohenden Veränderungen des Tonträgermarktes und den verschärften Wettbewerbsbedingungen entgegenzuwirken. Ab 1999 nannte er sich Verband unabhängiger Tonträgerunternehmen, Musikverlage und Musikproduzenten e.V. (VUT). Im Jahr 2000 wurde IMPALA als Dachverband der europäischen Verbände der unabhängigen Musikunternehmen gegründet. 2004 zog die VUT-Geschäftsstelle von Hamburg nach Berlin um. 2008 erhielt der VUT einen neuen Namen: Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V.[13] Seit Oktober 2019 nennt sich der VUT Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen, um den großen Anteil der Einzelunternehmer*innen und selbstvermarktenden Künstler*innen im Verein angemessen zu repräsentieren.[14] 2011 wurde erstmals die Goldene Indieaxt für besondere Verdienste für die unabhängige Musikbranche verliehen. Der VUT veranstaltete 2013 erstmals die VUT Indie Days und VIA - VUT Indie Awards in Berlin. 2015 wurde das Netzwerk Music Industry Women für Frauen in der Musikwirtschaft gegründet und die erste Runde des Mentoring-Programms gestartet. Im selben Jahr zogen die VUT Indie Days und die VIA - VUT Indie Awards nach Hamburg um und fanden erstmals im Rahmen des Reeperbahn Festivals statt.[15]
Einzelnachweise
- Oliver Hochkeppel: Junge Musik: Gemeinsam Stark. In: sueddeutsche.de. 2. Juni 2017, abgerufen am 5. Dezember 2017.
- Der Monitoringbericht 2013 zählt folgende Wirtschaftszweige zur Musikwirtschaft: „Selbständige Musiker/-innen etc.; Musik-/Tanzensembles; Tonstudios etc.; Tonträgerverlage; Musikverlage; Theater-/Konzertveranstalter; Private Musical-/Theaterhäuser; Konzerthäuser etc.; Erbringung von Dienstleistungen für die darstellende Kunst; Einzelhandel mit Musikinstrumenten etc.; Einzelhandel mit bespielten Tonträgern etc.; Herstellung von Musikinstrumenten“. Vgl. Monitoring zu ausgewählten wirtschaftlichen Eckdaten der Kultur- und Kreativwirtschaft 2013 (Langfassung). (PDF; 2 MB) Tabelle 5.1: Exportquoten in der Musikwirtschaft. In: kultur-kreativ-wirtschaft.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Dezember 2014, S. 80, archiviert vom Original am 19. März 2015; abgerufen am 6. Dezember 2017.
- Monitoring zu ausgewählten wirtschaftlichen Eckdaten der Kultur- und Kreativwirtschaft 2013 (Langfassung). (PDF; 2 MB) Tabelle 7.15: Umsatzgrößenklassen der Kultur- und Kreativwirtschaft nach Teilmärkten 2012. In: kultur-kreativ-wirtschaft.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Dezember 2014, S. 153, archiviert vom Original am 19. März 2015; abgerufen am 6. Dezember 2017.
- Vorstand. In: vut.de. Archiviert vom Original am 5. Dezember 2017; abgerufen am 23. Mai 2018 (Die verlinkte Original-Seite wird bei Personaländerungen laufend angepasst. Die im Artikel genannten Angaben beziehen sich auf den Stand zum Erstellungsdatum der Archiv-Version.).
- Verena Blättermann: Désirée Vach wird Vorstandsvorsitzende des VUT. In: vut.de. 20. September 2017, abgerufen am 5. Dezember 2017.
- VUT Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e.V: Mark Chung übernimmt VUT-Vorstandsvorsitz von Désirée Vach. Abgerufen am 10. Januar 2022.
- VUT Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e.V: VUT-Mitglieder wählen neuen Vorstand. Abgerufen am 10. Januar 2022.
- http://www.vut.de/regionen/
- Über den VUT: VUT - Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e. V. Abgerufen am 10. Januar 2022.
- http://www.vut.de/no_cache/wirtschaft/wirtschaft-artikel/article/music_industry_women_das_netzwerk_fuer_frauen_in_der_musikwirtschaft/
- http://www.vut.de/no_cache/wirtschaft/wirtschaft-artikel/article/das_mentoring_programm_des_vut_fuer_frauen_in_der_musikwirtschaft/
- Über den VUT: VUT - Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e. V. Abgerufen am 10. Januar 2022.
- Deutscher Independent Verband VUT beendet Vollversammlung mit neuem Namen und neuem Vorstand. Pressemitteilung. In: vut-online.de. VUT, 22. September 2008, archiviert vom Original am 18. Dezember 2008; abgerufen am 5. Dezember 2017.
- VUT Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e.V: Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e. V. – VUT gibt sich neuen Namen. Abgerufen am 10. Januar 2022.
- http://www.vut.de/vut/geschichte/