Uwe Dietrich Adam

Uwe Dietrich Adam (* 22. November 1940 i​n Berlin; † 22. November 1987[1]) w​ar ein deutscher Historiker.

Adam studierte Neuere Geschichte u​nd Zeitgeschichte, Politikwissenschaft, Soziologie u​nd Öffentliches Recht. Nach seiner 1971 abgeschlossenen Promotion z​um Dr. phil. i​n Tübingen arbeitete e​r ab Mitte d​er 1970er Jahre a​n der Pädagogischen Hochschule Reutlingen a​ls Assistent i​m Fach Wissenschaftliche Politik/Gemeinschaftskunde. 1984 b​is 1987 w​ar er Generalsekretär d​es Deutschen Koordinierungsrates d​er Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. i​n Frankfurt/Main.

Sein Buch Judenpolitik im Dritten Reich wurde zum Standardwerk; es erschien 1972 und wurde mehrmals – zuletzt 2003 – neu aufgelegt. Raul Hilberg urteilte über Adam: „Als ein Forscher mit tiefen Einsichten stellte er Fragen, die andere übersahen.“[2] Adam habe einen aufschlussreichen Grundzug des Nationalsozialismus erkannt: Dass Entscheidungen schrittweise fielen und sich Entscheidungsverfahren weiterentwickelten zum Gesetz mit Verordnungen bis zu befehlslosem Handeln. Dieter Pohl bezeichnete die Arbeit Adams als „bahnbrechend“; er habe als erster deutscher Historiker die Gradlinigkeit der Entwicklung bis zum Massenmord in Frage gestellt.[3] Mark Roseman lobte das Buch in einem 2013 veröffentlichten Beitrag als eine „heute noch unverzichtbare Lektüre“.[4]

Hilberg unterstützte d​ie (vergebliche) Bewerbung Adams für d​ie Position e​ines stellvertretenden Direktors a​m Institut für Zeitgeschichte (IfZ) m​it einem Empfehlungsschreiben v​om 23. September 1982.[5]

Veröffentlichungen

  • Judenpolitik im Dritten Reich. Droste, Düsseldorf 1972, zuletzt als unveränderter Nachdruck der Originalausgabe mit einem Vorwort von Günther B. Ginzel, Droste, Düsseldorf 2003, ISBN 3-7700-4063-5.
  • Abgeordnetenmandat und Parteienwechsel: zu einem Problem unserer politischen Ordnung; In: Politische Vierteljahresschrift, ISSN 0720-4809, Bd. 13 (1972), 3, S. 300–310
  • Anmerkungen zu methodologischen Fragen in den Sozialwissenschaften: das Beispiel Faschismus und Totalitarismus; In: Politische Vierteljahresschrift, ISSN 0720-4809, Bd. 16 (1975), 1, S. 55–88
  • Kontinuität, Konflikt, Wandel: Überlegungen zu einer Neuorientierung der Didaktik der Politik; In: Aus Politik und Zeitgeschichte, ISSN 0479-611X (1975), 29, S. 1–20
  • Hochschule und Nationalsozialismus. d. Univ. Tübingen im Dritten Reich Franz Steiner Verlag, 1977, ISBN 978-3-16-939602-3
  • Wie spontan war der Pogrom? In: Walter H. Pehle (Hg.), Der Judenpogrom 1938. Von der "Reichskristallnacht" zum Völkermord; Fischer, Frankfurt/Main 1988, S. 74–93.
  • Die CDU in Württemberg-Hohenzollern; in: Die CDU in Baden-Württemberg und ihre Geschichte. Hg. von Paul-Ludwig Weinacht. 1978, 236–247
  • The Gas Chambers. In: François Furet (Hg.), Unanswered questions. Nazi Germany and the genocide of the Jews, New York 1989, S. 134–154
  • Nazi actions concerning the Jews between the beginning of World War II and the German attack on the USSR. In: Francois Furet (Hg.), Unanswered questions. Nazi Germany and the genocide of the Jews, New York 1989, S. 84–95

Einzelnachweise

  1. Günther B. Ginzel (Hg.): Antisemitismus. Erscheinungsformen der Judenfeindschaft gestern und heute. Bielefeld 1991, ISBN 3-8046-8772-5, S. 521.
  2. Raul Hilberg: Unerbetene Erinnerung - Der Weg eines Holocaust-Forschers. Frankfurt am Main 1994, ISBN 978-3-596-18004-2, S. 71.
  3. Dieter Pohl: Die Holocaust-Forschung und Goldhagens Thesen. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 45(1997), H. 1, S. 3.
  4. Mark Roseman: Wannsee als Herausforderung. In: Norbert Kampe, Peter Klein (Hrsg.): Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 - Dokumente, Forschungsstand, Kontroversen. Köln 2013, ISBN 978-3-412-21070-0, S. 410.
  5. Einsicht 08 - Bulletin des Fritz Bauer Instituts (Herbst 2012), S. 37 Anm. 54. im Webarchiv: Fritz-Bauer-Institut, Einsicht O8
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