Unsterbliche Fernpartie
Die Unsterbliche Fernpartie ist eine Schachpartie, die von 1964 bis 1965 im Fernschach zwischen den beiden schwedischen Fernschachmeistern Arvid Sundin und Erik Andersson gespielt wurde. Berühmt wurde sie vor allem durch das rekordverdächtige materielle Übergewicht des Verlierers in der Mattposition − es übertrifft noch jenes der Unsterblichen Partie. Zu ihrer Bekanntheit trug bei, dass die Schlussstellung auf einer am 12. Oktober 1985 herausgegebenen schwedischen Schachbriefmarke (im Wert von 3 Kronen) zu sehen ist.
Die Unsterbliche Fernpartie wurde in der Meisterklasse des ICCF-Weltturniers gespielt. Man konnte sich hier für ein Vorturnier („Halbfinale“ – siehe Qualifikationsbedingungen) zur Fernschachweltmeisterschaft qualifizieren.
Anmerkungen zur Partie
→ Zur Notation siehe Schachnotation
Arvid Sundin - Erik Andersson, 1964
- 1. d2–d4 e7–e6 2. e2–e4 d7–d5
Durch Zugumstellung kam die Französische Verteidigung aufs Brett.
- 3. Sb1–c3 Lf8–b4
Die Winawer-Variante.
- 4. e4–e5 Dd8–d7 5. Lc1–d2
5. Dd1–g4 wäre mit f7–f5 beantwortet worden.
- b7–b6
Schwarz beabsichtigt, seinen schlechten weißfeldrigen Läufer über a6 gegen den weißen abzutauschen. Das könnte nur durch 6. Sc3–e2 abgewehrt werden.
- 6. f2–f4 Sg8–e7 7. Dd1–g4 g7–g6
Bis jetzt hat Weiß mit Zügen seines Lf1 abgewartet um kein Tempo wegen des unausweichlichen Läuferabtausches zu verlieren. In diesem Sinne wären nun 8. h2–h4 oder 8. Sg1–f3!?.
8. Lf1–b5 c7–c6 9. Lb5–d3 Nach 9. Lb5–a4 würde mit Lc8–a6 nebst dem weiteren Vorgehen Dd7–b7, Sb8–d7, c6–c5 zu rechnen sein.
Lc8–a6 10. Ld3xa6 Sb8xa6 Andersson hat sein erstes strategisches Teilziel erreicht: Abtausch seines schlechten Läufers, wonach nun der Weiße aufgrund seiner Bauernstellung (schwarze zentrale Bauernkette) mit dem Ld2 über eine schwache Figur verfügt.
- 11. Dg4–e2 Dd7–b7 12. Sg1–f3 Ta8–b8 13. Ke1–f2
Ein typisches Vorgehen in geschlossenen Stellungen, der König steht wegen des abgeriegelten Zentrums in der Mitte sicher. Sundin verbindet die Türme und will gegebenenfalls mit g2–g4 und f4–f5 gegen die schwarze Königsstellung vorgehen, die durch g7–g6 geschwächt wurde. Des Weiteren kann der Turm h1 auf der h-Linie eingesetzt werden (h2–h4–h5).
- 13. … Lb4xc3 14. b2xc3
Ein zweischneidiger Abtausch, der schwarzfeldrige Läufer wird dem Schwarzen im weiteren Verlauf zur Verteidigung seines Königs fehlen.
- 14. … c6–c5 15. De2–b5+ Se7–c6 16. Ta1–b1 0–0
Schwarz hat vermutlich das folgende weiße Bauernmanöver gesehen, aber keine Gefahr geahnt, da die weiße Dame nicht in den Angriff eingreifen kann.
- 17. g2–g4 Sc6–a5 18. f4–f5 Sa5–c4 19. f5–f6 Sa6–c7
Falls Schwarz stattdessen auf d2 abtauscht oder mit 19. … Sa3 versucht, Material zu gewinnen, kann die weiße Dame entscheidend auf dem Königsflügel eingreifen.
- 20. Db5–b3 Db7–c6 21. Ld2–h6 Tf8–c8 22. h2–h4 a7–a5
Schwarz droht jetzt die Dame von Weiß zu gewinnen: Offenbar muss jetzt der Anziehende etwas gegen die Drohung 23. … a5–a4 unternehmen...
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- 23. h4–h5!!
Weiß opfert seine Dame, da er hierdurch einen durchschlagenden Angriff auf den schwarzen König erreicht.
- 23. … a5–a4 24. h5xg6 f7xg6 25. Sf3–g5 a4xb3?
Die einzige Verteidigung bestand in 25. … De8!! 26. Lg7 h5! 27. gxh5 gxh5! 28. Dxc4 dxc4 29 .f7+ Dxf7+ 30. Sxf7 Kxg7, wonach die Partie remislich wäre.
- 26. f6–f7+ Kg8–h8 27. Sg5xh7 b3xc2 28. Sh7–f6 c2xb1D 29. f7–f8D+
Schwarz gab auf, der weitere Partieverlauf bis zum Matt wäre 29. … Tc8xf8 30. Lh6–g7+ Kh8xg7 31. Th1–h7# gewesen.
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- In der Mattstellung hat Schwarz einen Materialvorteil von zwei Damen, einem Turm und einem Springer.
Beteiligte Spieler
Karl Arvid Sundin (* 8. Dezember 1914 in Enånger; † 9. November 1999 in Farsta) belegte mit 4,5/6 den zweiten Platz in dem Weltturnier ICCF/974/M[1], in dem die Unsterbliche gespielt wurde. Später nahm er am Finale der 7. Fernschachweltmeisterschaft teil und belegte hier 1976 Platz 9 (8,5 aus 16). Er trägt den Titel Internationaler Fernschachmeister. In Schweden ist er auch als Pianist und Komponist bekannt.
Erik Andersson (* 8. Juni 1917)
Briefmarke
Die Marke im Wert von 3 Kronen gehört zu einem Satz „Brettspiele“, der aus 6 Marken besteht und 1985 herausgegeben wurde. Die übrigen Marken haben Werte von 50 bis 90 Öre, jeweils in 10er-Schritten und sind auch etwas kleiner als die 3-Kronen Marke. Auf den übrigen Marken sind u. a. Backgammon, Domino und Halma zu erkennen.
Einzelnachweise
- Die Kreuztabelle ist in Fernschach, März 1966, auf Seite 61 abgedruckt.