UCED-Raum

In j​eder Richtung gleichmäßig konvexe Räume s​ind eine Klasse bestimmter normierter Räume, d​ie im mathematischen Teilgebiet d​er Funktionalanalysis untersucht werden. Nach d​er englischen Bezeichnung "uniformly convex i​n each direction" n​ennt man solche Räume a​uch UCED-Räume o​der einfach UCED.

Definitionen

Ein normierter Raum ist bekanntlich gleichmäßig konvex, wenn für je zwei Folgen aus , und stets folgt.

Man erhält eine Abschwächung dieser Eigenschaft, wenn man die Konvergenz nur dann fordert, wenn die Differenzen alle in dieselbe Richtung zeigen, genauer:

Ein normierter Raum heißt gleichmäßig konvex in Richtung , wenn für je zwei Folgen aus , , und stets folgt.

Ein normierter Raum heißt in jeder Richtung gleichmäßig konvex oder kurz UCED, wenn gleichmäßig konvex in jeder Richtung ist.

Historische Bemerkung

Der Begriff des UCED-Raums ist bei der Untersuchung sogenannter Tschebyschow-Zentren eingeführt worden. Dabei handelt es sich um folgende Konstruktion. Für einen normierten Raum und zwei beschränkte Mengen definiert man zunächst für

,

das ist der maximale Abstand eines Elementes aus zu . Der kleinste dieser Abstände ist

.

Diejenigen , für die dieses Infimum tatsächlich angenommen wird, ist das sogenannte Tschebyschow-Zentrum von in :

.

A. L. Garkavi interessierte sich für normierte Räume, in denen das Tschebyschow-Zentrum einer beschränkten Menge in einer konvexen Menge höchstens einelementig ist und kam so zu der hier beschriebenen Raumklasse.[1] In der Tat kann man zeigen, dass für jede beschränkte Menge und jede konvexe Menge in einem UCED-Raum höchstens einelementig ist.

Charakterisierungen

Für einen normierten Raum sind folgende Aussagen äquivalent:[2]

  • in jeder Richtung gleichmäßig konvex
  • Für jedes und je zwei Folgen folgt aus , und stets .
  • Für jedes und je zwei Folgen mit , , und folgt .
  • Für alle gilt: Ist und ist eine Folge in mit
,
so folgt .
  • Es gibt ein , so dass folgendes gilt: Ist und ist eine Folge in mit
,
so folgt .
  • Für alle gibt es ein , so dass folgendes gilt: Aus , und folgt .

Beispiele

  • Gleichmäßig konvexe Räume sind UCED, insbesondere also die Räume Lp([0,1]) und die Folgenräume für .
  • Allgemeiner sind sogar alle schwach gleichmäßig konvexen Räume UCED.
  • Die Umkehrung gilt nicht. Definiere dazu auf dem Hilbertraum der quadrat-summierbaren Folgen
wobei eine Nullfolge positiver reeller Zahlen sei. Dann ist UCED aber nicht schwach gleichmäßig konvex, ja nicht einmal lokal schwach gleichmäßig konvex.[3]
  • L1-Räume, L-Räume und der Funktionenraum der stetigen Funktionen auf sind nicht UCED.

Eigenschaften

  • UCED-Räume sind strikt konvex, die Umkehrung gilt nicht. Versieht man etwa mit der Norm
,
so ist ein strikt konvexer Banachraum, der nicht UCED ist.[4]
  • Unterräume von UCED-Räumen sind wieder UCED.
  • In UCED-Räumen ist das Tschebyschow-Zentrum einer beschränkten Menge in einer konvexen Menge höchstens einelementig, siehe dazu obige historische Bemerkung.
  • UCED-Räume haben normale Struktur, das heißt jede beschränkte, konvexe Menge hat normale Struktur.

Renormierbarkeit

Die UCED-Eigenschaft k​ann durch Übergang z​u einer äquivalenten Norm verlorengehen. Daher stellt s​ich umgekehrt d​ie Frage, welche normierten Räume isomorph z​u einem UCED-Raum sind, d​as heißt für welche normierten Räume e​s äquivalente Normen gibt, d​ie ihn z​u einem UCED-Raum machen, kurz: welche Räume UCED-renormierbar sind.

In diesem Zusammenhang g​ilt zunächst folgender a​uf V. Zizler zurückgehende[5]

  • Ein normierter Raum ist genau dann UCED-renormierbar, wenn es eine injektive, stetige, lineare Abbildung dieses Raums in einen UCED-Raum gibt.

Daraus ergibt s​ich der folgende Satz, d​er Beispiele für UCED-renormierbare Räume liefert:[6]

X i​st in d​en folgenden Fällen isomorph z​u einem UCED-Raum:

  • Der Dualraum enthält eine abzählbare über totale Menge, zum Beispiel wenn oder ein separabler Raum ist.
  • ist isomorph zu einem für eine beliebige Menge .
  • ist isomorph zu einem -Raum für ein -endliches Maß .

Nicht alle normierten Räume sind UCED-renormierbar: ist für überabzählbares mit diskreter Topologie nicht UCED-renormierbar.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. A. L. Garkavi: On the Čebyšev center of a set in a normed space, Investigations of Contemporary Problems in the Constructive Theory of Functions, Moskau (1961), Seiten 328–331
  2. Vasile I. Istratescu: Strict Convexity and Complex Strict Convexity, Theory and Applications, Taylor & Francis Inc. (1983), ISBN 0-8247-1796-1, Satz 2.6.33. (Die dortige Formel zu (4) bzw. (5) ist fehlerhaft, es wird aber die korrekte Formel bewiesen. Die dortige Einschränkung auf Banachräume ist unnötig.)
  3. Vasile I. Istratescu: Strict Convexity and Complex Strict Convexity, Theory and Applications, Taylor & Francis Inc. (1983), ISBN 0-8247-1796-1, Beispiel 2.6.43.
  4. A. L. Garkavi: The best possible net and the best possible cross-section of a set in a normed space, Isvestia Adad. Naku SSSR (1962), Band 26, Seiten 87–106
  5. V. Zizler: On some rotundity and smoothness properties of Banach spaces, Dissert. Math. Roszprawy (1971), Band 87, Seiten 5–33
  6. M. M. Day, R. C. James, S. Swaminathan: Normed Linear Spaces that are Uniformly Convex in Every Direction, Canadian J. Math, (1971), Band 23, Nr. 6, Seiten 1051–1059, Theorem 3
  7. M. M. Day, R. C. James, S. Swaminathan: Normed Linear Spaces that are Uniformly Convex in Every Direction, Canadian J. Math, (1971), Band 23, Nr. 6, Seiten 1051–1059, Theorem 2
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