Träume (Iwan Bunin)

Träume (russisch Сны, Sny) i​st eine Kurzgeschichte d​es russischen Nobelpreisträgers für Literatur Iwan Bunin, d​ie gegen Ende 1903 entstand u​nd 1904 i​n Gorkis erstem Snanije-Sammelband i​n Sankt Petersburg zusammen m​it Goldener Boden (russisch Золотое дно, Solotoje dno) u​nter dem gemeinsamen Titel Schwarzerde (russisch Чернозём, Tschernosjom) erschien.[1]

Iwan Bunin im Jahr 1901 auf einem Foto von Maxim Dmitrijew

Überblick

Zunächst spielt s​ich das Geschehen i​m Bahnhofswartesaal u​nd dann i​n einem Wagen 3. Klasse e​ines Personeszuges a​uf der Fahrt i​n die Stadt ab.

Aus d​em dialoglastigen Text r​agen zwei betrachtenswerte, i​n alltäglich-naturalistischer Manier vorgetragene Episoden heraus.

Erstens, d​ie Frau e​ines Kleinbürgers l​iegt daheim während i​hrer Entbindung i​m Sterben. Der Kleinbürger – unterwegs i​n die Stadt – w​ill einen Arzt holen.

Zweitens, i​n der 3. Klasse deuten e​in gewisser „Erzähler“ u​nd ein p​aar mitreisende Bauern i​hre titelgebenden Träume.

Rezeption

  • Mancher zeitgenössische russische Literat habe in dem Text eine Hinwendung Bunins zur Kritik der sozialen Zustände – hier des russischen Bauernstandes – gesehen. In dem Begleitbrief vom 11. Dezember 1903 zum Manuskript der eingesandten Geschichte an Gorki habe Bunin, der Streichungen durch die Zensur befürchtete, zugestanden: Realismus – ja, doch keine Sozialkritik. Denn der Text sei lediglich eine Skizze (wahrscheinlich angeregt durch das Snanije-Verlagskonzept).[2]
  • 1904, Alexander Amfiteatrow[3] bescheinigt dem Autor einen meisterhaften lakonischen Stil. Und wenn eine Textpassage als Sozialkommentar erscheine, so sei das nicht als solcher gemeint, sondern jener Eindruck entstehe einfach durch Bunins entwaffnenden Realismus. Korolenko kritisiert im Russkoje Bogatstwo die Kurzgeschichte: Bunin habe wohl nicht recht auf das hingehört, was die Bauern im Eisenbahnabteil sagten. Es ist eine Antwort Bunins überliefert. Danach habe Korolenko das Erzählanliegen nicht verstanden.[4]
  • 1953, kurz vor seinem Tode habe Bunin eingeräumt, damals vor fünfzig Jahren, also Ende 1903, habe er die Geschichte überhastet nach Petersburg geschickt.[5]

Deutschsprachige Ausgaben

Verwendete Ausgabe
  • Träume. Deutsch von Larissa Robiné[6] S. 219–226 in: Iwan Bunin: Antonäpfel. Erzählungen 1892–1911. Herausgabe und Nachwort: Karlheinz Kasper. 536 Seiten. Aufbau-Verlag, Berlin 1982

Einzelnachweise

  1. Kasper im Nachwort der verwendeten Ausgabe, S. 524, 12. Z.v.u.
  2. Kasper im Nachwort der verwendeten Ausgabe, S. 524, 3. Z.v.u.
  3. russ. Амфитеатров, Александр Валентинович
  4. Amfiteatrow, zitiert in Kritische Rezeption (englisch)
  5. Bunin, zitiert in Selbstzeugnis anno 1953 (englisch)
  6. siehe Durch die Welt
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