Thomas Geiger (Künstler)
Thomas Geiger (* 1983 in Schopfheim) ist ein deutscher Künstler, dessen Arbeiten sich zwischen Performance, Skulptur und Sprache bewegen.
Leben
Thomas Geiger studierte Freie Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und Interdisziplinäre Kunst bei Jaan Toomik an der Eesti Kunstiakadeemia in Tallinn. Er war Meisterschüler von Meuser. Thomas Geiger lebt in Wien und im Südschwarzwald und wird von der Galerie Sperling in München vertreten.
Geiger gab Vorträge und Workshops u.a an der HEAD Genève, EPFL (Lausanne), Universität für Angewandte Kunst (Wien), WITS (Johannesburg), SNDO (Amsterdam), Yale University Radio oder KASK (Gent).
Werk
Thomas Geiger nutzt Performance, Skulptur und Sprache in vielfältigen Kombinationen. Er schafft minimale Performationseinheiten[1] und fragmentarische Bühnensituationen.[2]
Seine Performancereihe Bust Talks (seit 2019) beruht auf der Annahme, dass Büsten potenzielle Gesprächspartner sind, deren Leben und Ansichten auch in der Gegenwart noch Wirkung entfalten können.[3]
Für die Arbeit Some Great Europeans (2020) schlüpften Passanten im indischen Chandigarh in die Rolle von Statuen „wichtiger“ europäischer Figuren wie Mozart oder Churchill und inszenierten diese auf einem improvisierten Sockel.[4]
In seiner Arbeit Festival of Minimal Actions (Brüssel, 2014; Paris, 2015; San José, 2018; Wien, 2020) re-performt Geiger vergangenen Aktionen und Performances anderer Künstlern an einem neuen Ort – mit Erlaubnis der Urheber.[5] Diese Neuinterpretation erlaubt eine Wiederentdeckung der Kunstwerke und regt zum Nachdenken über Zugänglichkeit, Reproduzierbarkeit und Autorenschaft an.[6]
Seine Langzeitperformance I want to become a millionaire (seit 2010) reflektiert den Balanceakt zwischen künstlerischer und ökonomischer Produktion.[7] Mit einem Schild mit der Aufschrift „I want to become a millionaire“ steht Geiger auf öffentlichen Plätzen und verkauft gestempelte, signierte und nummerierte Zertifikate aus einer Auflage von 1.000.000 – für je 1 Euro. Er verkaufte 50.000 Exemplare.[8]
Seine 2016 gegründete Kunsthalle3000 (seit 2016) ist eine „Institution als Intervention“ im öffentlichen Raum und verfolgt das Anliegen, die Möglichkeiten aber auch Grenzen dieses Raums sichtbar zu machen. Geiger erklärt ungenutzte, architektonische Gegebenheiten innerhalb des öffentlichen Raums zur Kunsthalle. In Kooperation mit anderen Künstlern werden diese Orte für einen Zeitraum mit Performances, Vorträgen, Interventionen und Diskussionen belebt. Die Kunsthalle3000 fand bislang in Wien (2016), Johannesburg (2016), Genf (2017), Beirut (2017), Paris (2018), Nizza (2019) und Langenhagen (2019) statt.[9]
Gemeinsam mit Karsten Födinger gründete Thomas Geiger 2009 den Verlag für Künstlerbücher Mark Pezinger Books, den er heute mit der Grafikdesignerin Astrid Seme leitet.[10]
Ausstellungen & Performances
- 2016: Bretter eben (mit Eric Hattan), Galerie Nicolas Krupp, Basel
- 2018: The Festival of Minimal Actions, Despacio, San José
- 2018: Water Yump, kuratiert von Benedikt Wyss, Museum Tinguely, Basel
- 2019: Bust Talk – Ernst Späth, curated by / Galerie Sophie Tappeiner, Wien
- 2019: The Great Relief, SPERLING, München
- 2019: Heimersdorf glänzt, Simultanhalle, Köln
- 2019: Kunsthalle3000, Kunstverein Langenhagen
- 2019: Bust Talk – Kifwebe, Kunsthalle Emden
- 2019: Bust Talk – Hans Kloepfer, Steirischer Herbst, Graz
- 2019: El masestar en un espacio sin gravedad (mit Javier Pesce), Museo de Arte Contemporáneo, Santiago de Chile
- 2020: Bust Talk – Ludwig van Beethoven, Wiener Festwochen
- 2020: The Festival of Minimal Actions, Kunsthalle Wien
- 2020: Bust Talk – Mutter, Ausstellungsraum Klingental, Basel
- 2020: Money Talks, Steirischer Herbst, Graz
- 2021: Bust Talk – Illumina, Biennale für Freiburg
Publikationen
- 2013: Bilder aus der Denkmaschine, Mark Pezinger Books, Wien
- 2013: What tree is that?, Mark Pezinger Books, Wien
- 2013: Optimism works both ways (mit David Sherry), Mark Pezinger Books, Wien
- 2017: Bricks to Perform, Mark Pezinger Books, Wien
- 2018: The Collection for the poor Collector, Edition Taube, München, ISBN 978-3-94590015-4
- 2020: Peeing in Public, Mark Pezinger Books, Wien, ISBN 978-1-79211-826-5
- 2021: The Dematerialization of the Art Object (for Kids), Mark Pezinger Books, Wien
Literatur
- Christoph Sehl: Thomas Geiger – Ephemere Erinnerungsräume, in: Monopol / Magazin für Kunst und Leben (2017)[11]
- Annette Hoffmann: Thomas Geiger – Bühnen für Koinzidenzen, in: artline> (2017)
- Miriam Hinternesch: Küss mich!, in: Monopol / Magazin für Kunst und Leben (2020)[12]
- Leon Hösl: Thomas Geiger bringt Statuen zum Sprechen, in: artline> (2020)[13]
- Julia Moebus: Interview mit Thomas Geiger, in: POPP (2020)[14]
Weblinks
Einzelnachweise
- Ephemere Erinnerungsräume | Monopol. Abgerufen am 19. Juli 2020.
- KISS: Thomas Geiger. Kunsthalle Wien, 8. Juli 2020, abgerufen am 18. Juli 2020.
- Thomas Geiger - steirischer herbst. Abgerufen am 3. April 2021.
- Author: Dietrich Roeschmann: Thomas Geiger – Artline. Abgerufen am 3. April 2021 (deutsch).
- Festival de Acciones Mínimas | Despacio. Abgerufen am 19. Juli 2020.
- Thomas Geiger. 8. Juli 2020, abgerufen am 2. April 2021 (deutsch).
- koga.cx: art and the city ::: Thomas Geiger (I want to become a millionaire, 2010/2012). Abgerufen am 19. Juli 2020.
- I want to become a millionaire. Abgerufen am 3. April 2021.
- Kunsthalle3000. Abgerufen am 2. April 2021.
- Mark Pezinger - Books by Artist’s. Abgerufen am 2. April 2021.
- Ephemere Erinnerungsräume | Monopol. Abgerufen am 19. Juli 2020.
- Küss mich: In Wien untersucht Künstler Thomas Geiger die Intimität. Abgerufen am 14. August 2020.
- Author: Dietrich Roeschmann: Thomas Geiger – Artline. Abgerufen am 1. April 2021 (deutsch).
- POPP. Abgerufen am 22. Dezember 2020.