Theodor Vetter
Theodor Vetter, bekannt als „Tattoo Theo“ (* 1932 in Hamburg; † 15. Juli 2004 ebenda[1]; Spitzname: Tattoo-Theo[2]), war ein deutscher Tätowierer. „Als Aushängeschild alter Tätowierkunst wurde Theo zu einem Markenzeichen von St. Pauli und für die Tattoo-Szene im allgemeinen“.[3]
Leben
Theodor Vetter war nur gelegentlich als Tätowierer tätig. Er selbst verstand sich eher als lebendes Kunstwerk und Selbstdarsteller. Im Alter von 13 Jahren vollbrachte Vetter seine erste Tätowierung an sich selbst. Drei Jahre später ließ er sich von Christian Warlich seine erste professionelle Tätowierung fertigen. In den Folgejahren wurden es zirka 260 Tätowierungen[4] von etwa 240 verschiedenen Tätowierern.[5] Vetter spielte 1970 in dem Film Das gelbe Haus am Pinnasberg eine Nebenrolle. Im Jahr 1975 veranstaltete er in seiner Stammkneipe „Tante Lenchen“[6] in Hamburg das vermutlich erste Tattoo-Treffen auf deutschem Boden.[7][8] Vetter war Gründungsmitglied der ersten deutschen Tätowierervereinigung, die Manfred Kohrs im Jahr 1977 in Hannover ins Leben rief. Er trat in den Folgejahren in verschiedenen Fernsehsendungen auf, beispielsweise am 26. Mai 1991 in der Sendung Schmidteinander sowie bei Hans Meiser und Jürgen Fliege.[9]
Trivia
Theodor Vetter lagerte den Warlich-Nachlass in Blechkisten, nachdem sein Plan scheiterte, ein Tattoo-Museum in der Millerntorwache zu errichten.[10] Vetters Sohn verkaufte den Nachlass seines Vaters und somit einen großen Teil des Warlich-Nachlasses an den Sammler William Robinson aus Liverpool. Der Nachlass von Theodor Vetter, somit auch Teile des Nachlasses von Christian Warlich, wird von Robinson laufend zu Forschungszwecken und für Ausstellungen bereitgestellt.[11] Von 2017 bis 2020 befand sich der Nachlass im Museum für Hamburgische Geschichte und wurde dort von Ole Wittmann und Manfred Kohrs (Institut für deutsche Tattoo-Geschichte; IDTG) wissenschaftlich ausgewertet.[12] Teile des Nachlasses wurden im Rahmen der Sonderausstellung Tattoo-Legenden. Christian Warlich auf St. Pauli (2019/20) gezeigt.[13]
Literatur
- Marcel Feige: Tattoo-Theo: Der Tätowierte vom Kiez. Die Biographie der großen Hamburger Tattoo-Legende . Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2001, ISBN 3-89602-355-1.
- Marcel Feige: Das Tattoo- und Piercing Lexikon. Berlin 2000, ISBN 3-89602-209-1.
- Tobias Löbstädt: Tätowierung, Narzissmus und Theatralität. VS Verlag, 2011, ISBN 978-3-531-18148-6
- Anne Fuest: Die Tätowierung – Geschichte und Bedeutung in Afrika und Deutschland: Eine kulturanthropologische Untersuchung. GRIN Verlag, 2008, ISBN 978-3-640-21103-6.
Weblinks
- Theo Vetter in der Internet Movie Database (englisch)
- rund-magazin.de. Abgerufen am 8. Juli 2012.
- tattoo-spirit.de: Tattoo Theo, abgerufen am 25. Juli 2014
Einzelnachweise
- handelsblatt.com: «Tattoo-König» Theo im Alter von 72 Jahren gestorben Abgerufen am 8. Juli 2012
- Personendatensatz der Deutschen Nationalbibliothek
- Tattoo Theo, Tattoo Spirit 3. Mai 2014
- SPIEGEL ONLINE Abgerufen am 10. Juli 2012
- Marcel Feige: Das Tattoo- und Piercing Lexikon. S. 312.
- Bernd Schröder: Große Bilderschau bei „Tante Lenchen“. In: Hamburger Abendblatt 1975, Nr. 179 S. 4
- Tobias Löbstädt: Tätowierung, Narzissmus und Theatralität, S. 114
- Anne Fuest: Die Tätowierung - Geschichte und Bedeutung in Afrika und Deutschland, S. 22
- Planet Wissen: Tattoo-Theo - Gesamtkunstwerk auf Lebenszeit Abgerufen am 9. Juli 2012
- Julika Pohle: Wie ein Hamburger zum Urvater der Tätowierer wurde WELT vom 13. Juli 2016.
- Willy Robinson Travelling Tattoo Museum
- Paul-Henri Campbell: Tattoo & Religion. Die bunten Kathedralen des Selbst. (Interviews), Heidelberg 2019, ISBN 978-3-88423-606-2, S. 95.
- Stiftung Historische Museen Hamburg: Tattoo-Legenden. Christian Warlich auf St. Pauli. In: Ruhr-Universität Bochum Wortmarke. 11. April 2018, abgerufen am 29. Juli 2019.