Tefifon
Das Tefifon wurde zwischen 1950 und 1965 als ein Wiedergabegerät für eine besondere Art elektromechanischer Tonträger hergestellt, die Schallbänder. Dabei handelte es sich um Kassetten mit einem endlosen Kunststoffband, in das die Tonsignale ähnlich wie bei der Schallplatte in spiralförmige Rillen eingraviert waren und von einer Abtastnadel gelesen wurden. Auf einer Tefifon-Kassette war Platz für bis zu vier Stunden Musik, daher waren auf den Schallbändern überwiegend Zusammenstellungen von Schlagern oder Tanzmusik sowie Opern und Operetten zu finden.
Geschichte
Erfunden wurde das Tefifon von dem deutschen Unternehmer Karl Daniel. Bereits in den 1930er-Jahren wurden Schallband-Geräte für spezielle, vorwiegend militärische Zwecke produziert, wobei zu dieser Zeit die Sprachaufzeichnung im Vordergrund stand. Es gab ein Gerät für Aufnahme und Wiedergabe unter dem Namen Tefiphon (sic!) und ein reines Wiedergabe-Gerät unter dem Namen Teficord. Beide verwendeten lose Schallbänder. Im Krieg wurde erstmals ein Gerät für Kassetten entwickelt. Sie waren zunächst aus Metall.
Die ersten Tefifon-Abspielgeräte und Schallband-Kassetten für den Heimgebrauch wurden im August 1950 auf der Funkausstellung Düsseldorf präsentiert, konnten sich jedoch kaum gegen Schallplatte und Magnettonband durchsetzen. Ein Grund war, dass alle bekannten Künstler bei Schallplattenfirmen exklusiv verpflichtet waren, die Plattenfirmen aber kein Interesse daran hatten, Tefifon-Schallbänder anzubieten. Somit wurden auf Tefifon-Bändern nur relativ unbekannte Künstler dargeboten. Zudem gab es mit dem Plattenwechsler eine Alternative, mit der man auch bis zu drei Stunden Musik fast ohne Unterbrechung hören konnte (beidseitiges Abspielen von zehn Langspielplatten mit 25 cm Durchmesser, welche im Gegensatz zu den 30-cm-LPs für Wechsler geeignet waren).
Das Tefifon wurde in den 1950er Jahren als eigenständiges Gerät, aber auch in Kombination mit verschiedenen Radiotypen von Musiktruhen bis zu Koffergeräten angeboten. Die Chassis der Radiogeräte wurden häufig von Fremdfirmen zugekauft und nicht selbst entwickelt. Die Tonqualität war den seinerzeit noch gebräuchlichen Schellackplatten überlegen, erreichte jedoch nicht ganz die Qualität der zur selben Zeit bereits angebotenen Vinylschallplatten. Außerdem war die mechanische Beanspruchung der Bänder beim Abspielen (Dehnung) recht stark, so dass sie relativ schnell verschlissen.
Als letzte Innovation wurden ab 1961 auch Stereo-Geräte und -Schallbänder angeboten, die sich jedoch nicht durchsetzten. Die Tefifon-Produktion im Stammwerk Porz am Rhein (seit 1975 Köln-Porz) wurde 1965 eingestellt. Die Rechte an dem Namen wurden vom Versandhaus Neckermann übernommen, welches auch den Verkauf der vorhandenen Restbestände übernahm.
Schallband[1]
Die ursprüngliche Bandgeschwindigkeit betrug 45,6 cm/s bei einer Dichte von 4 Rillen pro Millimeter. Erste Schallbänder wurden als solche eingelegt, später wurde eine Kassette gebaut, in der das Schallband fest eingesetzt war und auch während des Abspielens verblieb. Die Schallrillen verliefen parallel zu den Bandseiten des Schallbandes, weil dies einfacher herzustellen war, als die Schallrillen in Form einer präzise verlaufende Schraubenlinie zu prägen. Statt der Schraubenlinie wurde der Abnehmer an drei Stellen durch kleine seitliche Versetzungen bewegt. Das im Bild gezeigte rote Schallband wurde ab 1954 nur noch mit 19 cm/s bewegt und trug 6 Rillen je Millimeter bei 16 mm Bandbreite, was bis zu 4 Stunden Spieldauer in der Normalkassette (45 × 135 × 157 mm³) und 1 Stunde Spieldauer in der Kleinkassette (45 × 96 × 112 mm³) erlaubte.
Schallbänder wurden nur einseitig bespielt, obwohl es schon früh Überlegungen gab, sie als Möbius-Band auszuführen[2] und herzustellen[3] um so ihre gesamte Oberfläche im Endlosbetrieb auszunutzen. Allerdings verhinderten zahlreiche praktische Probleme, die sich an der Verbindungsstelle ergeben hätten, die Umsetzung.
- Kleinkassette von oben
- Blick auf den Bandschlitz, das Schallband ist 16 mm breit.
- Vergrößerter Ausschnitt (5×) mit den Rillen.
- Bandführung bei der Wiedergabe
Literatur
- Herbert Jüttemann: Das Tefifon. Freundlieb Verlag Historischer Technikliteratur, Herten 1995, ISBN 3-931651-00-2.
- Rüdiger Walz: „Von ‚Zwerg‘ bis wuchtig und schwer.“ In: Funkgeschichte 246, August/September 2019, S. 176–187.
Weblinks
- Bebilderte Informationen zum röhrenbestückten Koffergerät
- Bebilderte Informationen zum transistorisierten Koffergerät
- Video eines Tefifons mit geöffneter Kassette beim Spielen auf YouTube
- Techmoan: Vintage Electronics - The Tefifon – Mechanik des Tefifons auf YouTube
- Spiegel-Artikel zur Tefifon-Einführung auf der Funkausstellung Düsseldorf 1950
- Computer:Club2 - Dem Tefifon in den „Bauch“ geschaut auf YouTube
- Computer:Club2 - Das Tefifon vom Erfinder Dr. Karl Daniel auf YouTube
Einzelnachweise
- Herbert Jüttemann: Das Tefifon. 1. Auflage. Verlag Historischer Technikliteratur FREUNDLIEB, Herten 1995, ISBN 3-931651-00-2, 4. Schallbänder der Tefi-Geräte.
- Patent DE400399: Vorrichtung zur photographischen Aufnahme von Lauten und zu deren Wiedergabe. Veröffentlicht am 6. August 1924, Anmelder: Dr. Lee de Forest.
- Patent DE722359: Verfahren zur Herstellung von endlosen verschraenkt zusammengeklebten Tonaufzeichnungsbaendern. Angemeldet am 16. November 1937, veröffentlicht am 21. Mai 1942, Anmelder: Schallband Syndikat AG, Berlin-Charlottenburg, Erfinder: Hugo Westerkamp, Köln-Braunsfeld.