Tatarischer Meerkohl
Der Tatarische Meerkohl (Crambe tataria, auch Tátorján-Meerkohl oder Tatarenkohl) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Sie gedeiht natürlich in der südsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion.
Tatarischer Meerkohl | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tatarischer Meerkohl bei Ottenthal in Niederösterreich | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Crambe tataria | ||||||||||||
Sebeók |
Merkmale
Der Tatarische Meerkohl wächst als ausdauernde krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 60 bis 90 cm erreicht. Die sehr großen, dicklichen Grundblätter sind fiederlappig, im Umriss rhombisch und unterseits steif behaart. Die Blüten weisen vier weiße Kronblätter auf.
In Österreich kommt die Art in der collinen Höhenstufe auf Halbtrockenrasen, Straßenböschungen und Ackerrändern über Löß vor, die Blütezeit reicht von April bis Mai. Die Pflanze ist ein Steppenroller: Sie bricht zur Reifezeit an der Basis ab und wird durch den Wind verweht. Auf diese Art können die Samen über größere Distanzen ausgebreitet werden.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 30.[1]
Bilder
- Noch nicht fruchtendes Exemplar
- Nahaufnahme Blüten
- Fundort Zeiserlberg
- Natürliches Vorkommen im Naturschutzgebiet Dunajovické kopce
- Früchte
- Frucht mit stielartigem unteren und kugeligem oberen Glied
- Historische Illustration
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet reicht vom südukrainischen und südrussisch-pontischen Steppengebiet nördlich des Schwarzen Meeres bis nach Niederösterreich und Südmähren. In den beiden letzteren Fällen handelt es sich um Kältesteppenrelikte aus dem letzten Glazial, die vom Hauptverbreitungsgebiet im Osten räumlich weit entfernt auftreten: Während der Eiszeit breitete sich die Art nach Westen aus und konnte im Postglazial dort nur vereinzelt an konkurrenzschwachen Trockenstandorten überleben.
In Österreich tritt die Art ausschließlich im Naturschutzgebiet Zeiserlberg bei Ottenthal mit etwa 600 Individuen sowie vereinzelt in der Umgebung auf und gilt als stark gefährdet.
Trivialnamen
Für den Tatarischen Meerkohl bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Hieronymuswurz (Mähren bei Auspitz), Tatarka (Mähren bei Erlau), Tatarkenya (Mähren bei Erlau) und Tatorya (Siebenbürgen).[2]
Nutzung
Der Tatarische Wildkohl wurde niemals kultiviert, spielte allerdings wahrscheinlich bereits in der Antike eine Rolle als Wildgemüse.[3]
Quellen
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
- Luise Schratt-Ehrendorfer: Die Pflanzenwelt der Steppen Niederösterreichs: Flora und Vegetation, Standortsvielfalt und Gefährdung. In: Heinz Wiesbauer (Hrsg.): Die Steppe lebt – Felssteppen und Trockenrasen in Niederösterreich, St. Pölten 2008, S. 63, ISBN 3-901542-28-0
Weblinks
Einzelnachweise
- Crambe tataria bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 116. (online).
- B. Honermeier: Crambe. In: Klaus-Ulrich Heyland, Herbert Hanus, Ernst Robert Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen. Handbuch des Pflanzenbaus Band 4, Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8001-3203-4, Seiten 179–184.