Sunderland Point
Sunderland Point ist eine Halbinsel an der Westküste Nord-Englands am Übergang des River Lune in die Morecambe Bay, auf der Halbinsel liegt das Dorf Sunderland, das oft ebenfalls als Sunderland Point bezeichnet wird. Das Dorf ist durch eine Gezeitenstraße mit dem Festland verbunden, die bei Hochwasser überspült wird.
Der Ort wurde von dem Geschäftsmann Robert Lawson aus Lancaster gegründet. Auf der Halbinsel gibt es eine Kaianlage, die Schiffen, die den Hafen von Lancaster anlaufen wollten, bei Niedrigwasser als Anleger diente, bis der Hafen von Glasson Dock auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses seinen Betrieb aufnahm und damit den Niedergang des Ortes Sunderland einleitete. Noch heute gibt es in Sunderland Wohnhäuser und Lagerhäuser, die teilweise als Grade II Baudenkmale geschützt sind.
Sambo’s Grave
Auf Sunderland Point befindet sich das Grab eines afrikanischstämmigen Sklaven, der hier 1736 starb. Über den Toten ist wenig bekannt. Selbst dass sein Name wie angegeben wirklich Sambo ist, darf bezweifelt werden, denn er wurde als ungetaufter Mensch nicht auf dem Friedhof begraben und sein Grab erst 1796 mit einer Grabtafel markiert. Heute ist der Ausdruck „Sambo“ im Englischen ein abwertender und rassistischer Ausdruck für einen Schwarzen, aber für den damaligen Leser der Inschrift kann sie auch durchaus neutral gewesen sein.[1] Über den Toten ist nicht viel mehr bekannt, als dass er aus Westindien kam. Er starb an einer Krankheit. Ob er wegen dieser Krankheit in Sunderland blieb oder aber, weil Schwarze in Lancaster in der damaligen Zeit zu großes Aufsehen erregt hätten, lässt sich ebenfalls nicht eindeutig klären.[2]
Die Inschrift der Grabplatte:
Here lies |
Full sixty Years the angry Winter’s Wave Full many a Sandbird chirps upon the Sod But still he sleeps – till the awakening Sounds James Watſon Scr. H. Bell del. 1796 |
Übersetzung: Hier liegt / [der] arme Samboo [sic!] / ein treuer Neger / der, / (im Dienst seines Herrn aus Westindien) / bei seiner Ankunft in Sunderland starb / Ganze 60 Jahre haben die wütenden Wellen des Winters / donnernd an dieses einsame und leere Ufer geschlagen / seit Sambos [sic!] Haupt in diesem einsamen Grab liegt / er liegt noch immer hier und wird ihre Gewalt nimmermehr hören / Sehr viele Sandvögel zwitschern auf der Erde / und viele Mondlichtelfen umfliegen ihn / sehr viele Sommersonnenstrahlen wärmen die Erde / und viele Wolken lassen es auf ihn tropfen / Aber er schläft – bis der Weckruf ertönt / die Trompete des Erzengels signalisiert das neue Leben / Dann wird das Urteil des Großen Richters fallen / nicht auf der Grundlage der Hautfarbe eines Mannes, sondern dem Wert seines Herzens. / James Watson Scr. H. Bell del. 1796.[3]
Der Grabstein wurde 60 Jahre nach Sambos Tod auf die Initiative von Reverend James Watson, dem Priester von Lancaster Castle, mit Spendengeldern von Sommergästen und nicht durch Einheimische finanziert und realisiert.[4] Obwohl es sich um das Grab eines nicht christlich getauften Mannes handelt, enthält der Text sehr eindeutige christliche Auferstehungssymbolik und illustriert gleichzeitig die Ablehnung der Sklaverei durch den Verfasser.
Anmerkungen zu Geschichte und Sprache des Grabes
- Eintrag „Sambo“ im Oxford English Dictionary.
- Das erste Schiff, das Händler aus Lancaster mit Sklaven nach Westindien schickten, war die Prince Frederick im Jahr 1736. Siehe Andrew White: Lancaster - A History. Philimore, Chichester 2003, ISBN 1-86077-244-7, S. 62. Dies war also vor der Ankunft Sambos in Sunderland Point und sagt damit wenig über die Ursachen seines Verbleibs in Sunderland Point aus. White berichtet, dass man sagt, der Schwarze sei an „gebrochenem Herzen“ gestorben, weil er sich von seinem Besitzer verlassen glaubte. Der wahrscheinlich erste Schwarze wird mit seiner Taufe 1602 in den Kirchenbüchern Lancasters verzeichnet und für Jahr 1738 ist in Heysham bei Lancaster die Taufe eines „Negro Servant“ verzeichnet. Aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. sind die Taufen und Beerdigungen von 40 Schwarzen, die bei Händlern und Schiffskapitänen als Dienstboten arbeiteten, in den Kirchenbüchern Lancasters verzeichnet. Ebenda, S. 6–9.
- Man beachte die zwei unterschiedlichen Schreibweisen des Namens.
- Brian J. Graham, Peter Howard: The Ashgate Companion to Heritage and Identity. Ashgate Publishing, 2008, ISBN 978-0-7546-4922-9.
Quellen
- Elizabeth Ashworth: Sunderland Point and Sambo’s Grave. Timetravel-Britain.com (2005)
- Sambo’s Grave, near Sunderland Point, itself near Lancaster, UK, 24 July, 2005. Foto und Informationen zum Grab.
Weblinks
- Sunderland Point / Morecambe Bay trail. Discovering Britain.