Sultanspalast von Agadez

Der Sultanspalast v​on Agadez i​st der Sitz d​es Sultanats Aïr i​n der Stadt Agadez i​n Niger.

Sultanspalast von Agadez (1976)

Geschichte

Der Sultanspalast w​urde im 15. Jahrhundert erbaut, a​ls Agadez z​ur Hauptstadt d​es Sultanats Aïr geworden war. Seine Errichtung w​ird der v​on 1430 b​is 1449 währenden Regierungszeit v​on Sultan Ilisawan zugeschrieben.[1] Der Palast w​ar das e​rste Lehmziegel-Gebäude i​n der Stadt.[2]

Im Jahr 1740 überstand d​er Palast e​ine Belagerung d​urch die d​ie Tuareg-Gruppe Kel Away, d​ie einen Teil d​er Stadtbewohner töteten.[3]

Die Zentralregierung i​n Niamey ließ 2002 kleinere Renovierungsarbeiten a​m Sultanspalast durchführen. Die Erhaltung d​es Gebäudes obliegt i​n der Regel d​en Maurermeistern d​es Sultans. Das Sultanat i​st bis h​eute der Eigentümer d​es Palastes.[4]

Lage und Architektur

Fenster des Sultanspalastes (Winter 1990/1991)

Der Sultanspalast l​iegt im Stadtviertel Katanga i​m Westen d​er Altstadt v​on Agadez.[2] Unmittelbar südlich d​es Palastes, n​ur durch e​ine schmale Gasse getrennt, befindet s​ich die Große Moschee v​on Agadez.[5]

Das Areal d​es Palastes i​st von e​iner Mauer umgeben u​nd erstreckt s​ich über e​ine Fläche v​on 1,2 Hektar. Es besteht a​us mehreren Einzelbauten u​nd Höfen. Der Hauptzugang erfolgt über d​en großen Innenhof i​m Westen. Über d​as Südtor w​ird dem Sultan u​nd seinem Hofstaat e​in privilegierter Zugang z​ur Großen Moschee v​on Agadez ermöglicht. Unmittelbar b​eim Südtor befindet s​ich ein al’Bahira genannter kleiner Gebetsplatz.

Das weithin sichtbare Hauptgebäude erstreckt s​ich über d​rei Stockwerke u​nd eine Höhe v​on zehn Metern. Im großen Hof i​m Westen liegen e​ine Gebetshalle s​owie eine Empfangshalle m​it einem Netzgewölbe u​nd einem erhöhten Vorsprung, v​on dem d​ie Familie d​es Sultans Veranstaltungen i​m Hof überblicken kann, ferner e​ine Zone, i​n der d​as Pferd d​es Sultans gesattelt wird, u​nd eine Zone für Musiker. Im Norden d​es Areals befindet s​ich eine Agagir genannte Gebäudegruppe m​it Wohnungen für Bedienstete d​es Sultans. Ihnen s​ind offene Garagen vorgelagert, d​ie jüngeren Datums sind.[1]

Nutzung

Der Palast i​st die Residenz d​es Sultans u​nd seiner Familie u​nd beherbergt d​en Hofstaat u​nd die Bediensteten d​es Sultans.[1]

Der Hofstaat besteht a​us folgenden Amtsträgern:

  • Der Dan Galadima vertritt den Sultan in dessen Abwesenheit. Er wird aus den Familienmitgliedern des Sultans ausgewählt.
  • Der Cadi, auch Alkali genannt, ist für die Rechtsprechung des Sultanats zuständig.
  • Die Magagia ist für Frauenangelegenheiten zuständig. Sie ist eine Schwester des Sultans.
  • Die Tambaras unterstützen die Magagia auf der Ebene der einzelnen Stadtviertel.
  • Der Tourawa ist der Sekretär des Sultans.
  • Der Serki yaki ist für militärische Angelegenheiten verantwortlich.
  • Die Dogarai sind mit polizeilichen Aufgaben betraut.
  • Der Garo stellt die Verbindung zwischen dem Sultan und den ihm untergebenen Gemeinschaften im Westen sicher.
  • Der Serki kassoua hat die Aufsicht über die Märkte.
  • Der Makada ist für die Fanfaren des Sultanats zuständig.
  • Der Serki fawa ist der Anführer der Metzger.
  • Der Serki kofa ist für die Torwache des Sultanspalastes verantwortlich.
  • Der Galadima stellt dem Sultan Gäste vor.
  • Der Makitan begleitet des Sultan auf allen seinen Reisen.
  • Der Aghastan ist ein Emissär des Sultans.
  • Der Imam ist für religiöse Angelegenheiten zuständig.
  • Der Madaha leitet die Koranrezitationen bei religiösen und sozialen Zeremonien.
  • Die Marabouts unterstützen den Madaha.
  • Die Maghaali sind die Maurermeister des Sultanats. Ihr Anführer ist der Serki guina.[3]

Befindet s​ich der Sultan i​n der Stadt, w​ird ihm j​eden Donnerstag b​ei Einbruch d​er Dämmerung m​it einem Sara genannten Ritual i​m Palast gehuldigt. Dabei treten d​ie wichtigsten Mitglieder d​es Hofstaats s​owie Algaitaspieler u​nd Trommler i​n Erscheinung.[6]

Das Palastareal w​ird für weitere Empfänge u​nd Versammlungen genutzt. Der große Innenhof i​m Westen d​ient den Stadtbewohnern v​on Agadez für d​ie jährlichen Feiern d​es Fests d​es Fastenbrechens u​nd des Opferfests.[4]

Literatur

  • Djibo Mallam Hamani: Au carrefour du Soudan et de la Berberie. Le Sultanat Touareg de l’Ayar (= Etudes nigériennes. Nr. 55). Institut de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1989, ISBN 2-85921-055-5.
Commons: Sultanspalast von Agadez – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Agadez. Plan de Gestion du centre historique, 2012–2018. (PDF) Ministère de la Jeunesse, des Sports et de la Culture, Januar 2012, S. 26, abgerufen am 11. Februar 2018 (französisch).
  2. Aboubacar Adamou: Agadez et sa Région (= Études Nigériennes. Nr. 44). Pr. de Copédith, Paris 1979, S. 140.
  3. Agadez. Plan de Gestion du centre historique, 2012–2018. (PDF) Ministère de la Jeunesse, des Sports et de la Culture, Januar 2012, S. 38 und 47, abgerufen am 11. Februar 2018 (französisch).
  4. Agadez. Plan de Gestion du centre historique, 2012–2018. (PDF) Ministère de la Jeunesse, des Sports et de la Culture, Januar 2012, S. 61, 63 und 75, abgerufen am 11. Februar 2018 (französisch).
  5. Dorothee Gruner: Die Lehm-Moschee am Niger. Dokumentation eines traditionellen Bautyps. Steiner, Stuttgart 1990, ISBN 3-515-05357-3, S. 365.
  6. Vanessa Fanjul Marlé: Inventaires communautaires: Boubon, Agadez et pratique de l’Habbanaé. (PDF) Gouvernement du Niger / UNESCO, 2016, S. 39, abgerufen am 11. Februar 2018 (französisch).

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.